Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
Vom Netzwerk:
antun.«
    Seine Frau wandte sich mit überlegener Miene zu ihrem Mann um, doch mit einem Mal schien Tony der Stärkere von beiden zu sein. Marie wirkte alt und ein wenig eingeschüchtert.
    Tony streckte die Hand nach ihr aus. Er griff ins Leere, doch irgendetwas geschah zwischen den beiden.
    Marie blinzelte und klinkte sich aus dem Wortwechsel mit der Jüngeren aus, als hätte er nie stattgefunden.
    »Bill«, sagte Tony, »wir haben es mit einer schwierigen Situation zu tun. Sie sind ein intelligenter Bursche. David Warner war, nun ja, er war kein Freund von uns, aber ein Bekannter, über viele Jahre hinweg. Jetzt ist er verschwunden, oder auch tot, und wir hören beunruhigende Dinge über einen Keller unter seinem Haus.«
    »Was für Dinge?«, fragte ich und war mir wohl bewusst, dass es dabei um ein Haus ging, das ich, wie ich irrtümlich geglaubt hatte, für den Mann verkaufen sollte.
    »Tut nichts zur Sache«, sagte Tony. »Das Entscheidende ist, wir sind ein wenig in Panik.«
    »Willkommen im Club«, sagte ich.
    Tony lächelte gequält. »Ich nehme an, damit haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen.« Er atmete geräuschvoll aus und rieb sich die Schläfen. »Ich sage Ihnen das, weil ich damit durch bin und weil ich glaube, dass man Ihnen das schuldig ist. Sie dürfen es aber nicht weitererzählen. Verstanden.«
    »Was wollen Sie mir sagen?«
    »Das war nur ein Spiel.«

40
    P hil und ich kannten uns schon als Kinder«, sagte Tony. »Wir sind hier zu einer Zeit auf die Welt gekommen, als die Gegend nur für Obst und das Ringling-Museum, das berühmte Zirkus-Museum, und sonst rein gar nichts bekannt war. Phil ist in Tallahassee zur Schule gegangen. Ich bin ein bisschen herumgekommen, hab das eine oder andere ausprobiert, bevor ich ins Baugewerbe eingestiegen bin. Phil wurde einer von diesen Managern, die eine Firma auf Vordermann bringen und dann zu neuen Ufern eilen. Wir sind in Kontakt geblieben und haben uns ab und zu getroffen und einen Plausch gehalten. Ich bin vor ihm zurückgekommen, hab meine Firma gegründet. Irgendwann hatte Phil auch genug verdient und kam ebenfalls nach Hause. Marie und ich fingen mit dem ersten Bauabschnitt von The Breakers an und brachten die Anlage in Schwung. Er half uns zum Teil bei der Finanzierung, und er und Hazel beschlossen, sich bei uns einzukaufen, statt sich ein großes Haus anzuschaffen. Sie kauften drei Wohnungen, und wir verbrachten wieder einige Zeit miteinander. Peter Grant war ein weiterer alter Freund, und so stieg er in den Verkauf ein. Alles ist hier miteinander verbunden. Wir haben alle eine Menge Geld verdient. Eines Abends dann, ich weiß nicht mal mehr, wann, fingen wir wieder an … zu spielen.«
    »Spielen? Was?«, fragte ich.
    »An der Highschool hatten wir uns diese Sache mit den Zetteln ausgeheckt, auf denen wir Anhaltspunkte herumliegen ließen. Eine Art Schnitzeljagd, mit einer Geschichte. So wie diese Krimi-Wochenenden, bei denen man sich in einem alten Haus trifft und Schauspieler eine Show hinlegen, mit einem Drehbuch, das teilweise vorher ausgearbeitet, teilweise improvisiert ist, und die Gäste versuchen rauszukriegen, wer in der Bibliothek Professor Sowieso mit einem Schraubenschlüssel ermordet hat. Als wir alle wieder zusammen in der Stadt waren, fingen wir irgendwie erneut damit an. Marie dachte sich ein Szenario aus, und dann mussten die anderen rausbekommen, was passiert war.«
    »Es war einfach nur ein albernes Spiel«, bekräftigte Marie. Es klang, als wollte sie sich rechtfertigen. »Ohne dieses Arschloch Warner wäre es auch dabei geblieben.«
    »Wie passt der überhaupt in Ihre Gruppe?«, fragte ich. »Der muss doch beträchtlich jünger sein als Sie.«
    »Ist er auch«, antwortete Tony. »Er ist wie wir hier aufgewachsen, aber wir kannten ihn nicht von früher. Er hatte zehn Jahre an der Westküste verbracht, kam mit einem Haufen Geld zurück und steckte seine Nase ins Baugeschäft. Wir liefen uns zwangsläufig ständig über den Weg. Zuerst haben wir ihn mit der Gruppe bekannt gemacht. Er passte dazu. Na ja, nach einer Weile haben wir ihn auch in das Spiel eingeweiht, und er hat ständig davon gefaselt, es auf einer anderen Ebene weiterzuspielen. Es war seine Idee, die Geschichten nicht mehr nur auf Papier auszuhecken und aus Jux und Dollerei ewig nur um ein paar Flaschen Wein dabei zu spielen, sondern sich was einfallen zu lassen, das in der realen Welt passierte. Durch ihn ist es real geworden.«
    »Wie kann man ein Spiel real

Weitere Kostenlose Bücher