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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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machen?«
    »Indem man echte Menschen einführt. Das erste Mal haben wir einfach nur jemanden ein bisschen auf den Arm genommen – einen Niemand, der drüben in der Stadt in einem Restaurant arbeitete. Das hat inzwischen dichtgemacht. Wir haben dafür gesorgt, dass Bargeld fehlte, und zwar so, dass es nur dieser Mann gewesen sein konnte. Er wurde gefeuert. Wir haben ihm ein paar Köder hingelegt. Er biss an.«
    Er sah, wie ich ihn anstarrte.
    »Ja, ich weiß«, murmelte er. »David kam mit diesen Ideen, und wir haben mitgemacht, ohne uns graue Haare darüber wachsen zu lassen, was es für denjenigen bedeutete, dessen Leben
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wurde. Wir haben uns vom Spiel zu sehr mitreißen lassen, schon damals.«
    »Kommt hinzu«, schaltete sich Marie ein, »dass es Spaß gemacht hat.«
    »Spaß«, sagte ich mit ungläubiger Miene.
    »Ja«, bekräftigte sie. »Bestimmt haben Sie schon mal davon gehört. Das haben Leute, wenn sie nicht ihr ganzes Leben damit vergeuden, ängstlich darauf zu achten, was andere von ihnen denken.«
    »Aber das lief nur ganz kurz«, fügte Tony hastig hinzu. »Nachdem der Kerl anfing, aus dem Ruder zu laufen, machten wir Schluss, glätteten die Wogen. Hazel stieg als Erste aus.«
    »Hat sich immer für was Besseres gehalten«, sagte Marie sauertöpfisch. »Wenn’s um Moral ging, saß sie mächtig auf dem hohen Ross.«
    Tony hielt die Hand hoch, um ihr Einhalt zu gebieten. »Ich hab dem Burschen später eine Stelle in meiner Firma verschafft, viel bessere Bezahlung als vorher. Er hat sieben Jahre bei mir gearbeitet, bis er nach upstate New York gezogen ist, um bei seinen Kindern zu sein. Wir haben ihm gesagt, was passiert war. Er hat uns sogar bei ein paar späteren Spielen geholfen. Es ist niemand zu Schaden gekommen.«
    »Ach ja?«, fragte ich. »Genauso, wie niemand zu Schaden kommt, wenn die Leute denken, man hätte rassistische E-Mails verschickt, oder wenn Ehefrauen denken, man hätte Porno bestellt oder Fotos von einer Kollegin gemacht?«
    »Na ja … etwas Schaden entsteht schon, zugegeben.« Tony trat an das Fenster am Ende des Raums und blickte auf den Circle hinunter. In den letzten fünf Jahren hatte mich bei diesem Anblick die Sehnsucht gepackt, ein Stück von diesem Kuchen abzubekommen. Jetzt dagegen erschien mir das alles nur heiß und trocken, ein Trugbild auf einer öden Sandbank.
    »Wo kommt Hunter bei dem Ganzen ins Spiel?«, fragte ich. Mir blieb zwar nichts anderes übrig, als mir die Geschichte anzuhören, doch ich hatte keine Lust, den restlichen Nachmittag an etwas zu verschwenden, was an dieser Stelle offensichtlich wurde.
    »Wir machten ein Spiel pro Jahr«, fuhr Tony fort. »Jedes Mal wurde jemandem … na ja, das Leben durcheinandergewirbelt. Hunter war einfach diese klassische Randfigur. Er war seit neun Monaten in der Stadt. Der Typ Mädchen für alles, Hansdampf in allen Gassen. Bei ein paar Immobilien, die Shore abwickelte, hat Peter ihn eingespannt. Die Sache war nur die … David hatte diese alte Freundin, das heißt eine Frau, die er schon aus seiner Jugend kannte. Jobbte als Bardame oder Kellnerin. Rauchte eine Menge Gras, trank zu viel – Sie kennen den Typ, gibt’s auf den Keys wie Sand am Meer. Ich hatte sie über die Jahre immer mal wieder gesehen, mal vor, mal hinter dem Tresen, wenn sie nicht gerade mit einem Krug Bier zusammengesackt an einem Tisch saß – und ich war echt überrascht, als rauskam, dass zwischen ihr und David eine Verbindung bestand. Einmal hatte ich mich gerade mit David in Bradenton auf einen Drink getroffen, als sie hereinkam. Wie sie ihn ansah, war schon … seltsam. Doch er ging direkt zu ihr rüber und begrüßte sie, und von da an gehörte auch sie am Rande zur Gruppe.«
    »Weil ihr sie alle vögeln wolltet«, warf Marie ein.
    »Ich wollte sie nicht vögeln«, widersprach ihr Tony freundlich, aber bestimmt.
    »Soll das hier noch lange gehen?«, fragte ich. »Hören Sie, meine Frau liegt im Krankenhaus. Und ich fühle mich in Ihrer Gesellschaft nicht wohl.«
    »Hunter und Katy haben sich irgendwie kennengelernt. David passte das nicht. Er versuchte, uns aufzustacheln, stellte ein paar Nachforschungen an. Am Ende stellte sich raus, dass Hunter nicht ganz und gar das war, was er zu sein schien. Hat in Wyoming mit einer Bande rumgehangen, war vielleicht an ein paar Einbrüchen beteiligt, darunter auch an einem, bei dem eine alte Frau umkam – zwar offenbar an einer natürlichen Todesursache, aber es ist unter dem Tatbestand

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