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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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bezog die Frau, mit der ich gekommen war, an der Seite des Raums Stellung. Sie hatte die Füße leicht gegrätscht und die Hände an der Taille. Ihre Waffe hatte sie wieder weggesteckt, doch ich glaubte nicht, dass sie lange brauchen würde, um sie hervorzuholen, sollte die Situation es erfordern.
    »Wie sieht er aus?«, fragte mich Tony.
    »Wer?«
    »Tun Sie nicht so blöd«, sagte Marie. »Ich stimme Peter zu. Ich finde auch, dass die Unterhaltung nicht stattfinden sollte. Kommen Sie uns nicht dumm an, oder wir schmeißen Sie auf der Stelle raus.«
    »Sie können mich mal«, sagte ich.
    »Wie sieht er aus?«, wiederholte Tony seine Frage. Er schien den ganzen Wortwechsel ignoriert zu haben.
    »Falls ich recht in der Annahme gehe, dass Sie den Mann meinen, der mich aus The Breakers verschleppt hat, so ist das einfach … ein Mann wie jeder andere. Dunkles Haar, graumeliert. Als ich ihn sah, trug er schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt. Anfang, Mitte fünfzig. Aber ich mag mich irren.«
    »Er ist dreiundfünfzig«, sagte Tony geistesabwesend.
    »Sie kennen ihn.«
    »Ja, wir kannten ihn.«
    »Er scheint Ihnen beiden umgekehrt deutlich herzlichere Gefühle entgegenzubringen. Ich hatte den Eindruck, er konnte es kaum erwarten, Ihre Bekanntschaft wieder aufzufrischen.«
    »Was hat er zu Ihnen gesagt?«
    »Er hat mir ein Foto gezeigt.«
    »Ein Foto?«
    Maries Knopfaugen waren durch eine wabernde Rauchwolke auf mich gerichtet. Die Zigarette schien in der Klaue eines Raubvogels zu stecken, und zum ersten Mal bemerkte ich, wie dünn ihre Handgelenke waren.
    Ich nickte durch das große Fenster. »Vor dem Columbia. Sie und die Wilkins und Mr. Grant. Und David Warner. Sie schienen sich in den guten alten Zeiten alle prächtig miteinander zu amüsieren.«
    Tony blieb beharrlich am Ball. Er warf einen Blick auf meine Begleiterin. »Ms. X sagt, er hätte Hazel Wilkins getötet. Sie hätten ihre Leiche gesehen.«
    Ich drehte mich zu der Frau in Rührt-euch-Stellung um. Sie sah unbeirrt geradeaus.
    »Ja, er hat Hazel umgebracht. Er hat es zugegeben, auch wenn er nicht stolz darauf zu sein schien. Und irgendwas muss er auch mit David Warner gemacht haben.«
    Das schien für die beiden offenbar sehr viel interessanter zu sein. »Was gemacht?«
    »Keine Ahnung. Da, wo er mich hingebracht hat, war Blut am Boden und ein zerbrochener Stuhl. Aber er hat gesagt, Warner sei ihm entwischt.«
    »Hat er sonst noch jemanden erwähnt? Namen der Leute, mit denen er zusammenarbeitet? Komplizen? Partner?«
    »Er kam mir nicht wie jemand vor, der welche braucht.«
    Die Thompsons sahen sich gegenseitig an.
    »Das kann nicht sein«, sagte Marie im Brustton der Überzeugung. »Er war ein Versager, war er damals, und daran wird sich auch nichts geändert haben. Das kriegt der nie alleine auf die Reihe.«
    Sie drehte sich wieder zu mir um. »Sonst noch was? Was hat er sonst noch zu Ihnen gesagt?«
    »Nicht viel, aber er hat mir was gezeigt. An seinem Körper. Jemand hatte ihm mit einem Messer ein Wort in die Haut eingeritzt.«
    »Wir sind hier wohl fertig«, sagte Marie und wandte sich ab.
    Ich war mir bewusst, dass Ms. X das Gespräch plötzlich sehr aufmerksam verfolgte.
    »Er ist wohl eines Morgens aufgewacht und konnte sich nicht erinnern, was in der Nacht davor passiert war«, sagte ich. »In der Nacht, in der dieses Foto entstanden war. Kurz darauf tauchten die Cops bei ihm zu Hause auf und verhafteten ihn wegen eines Mordes, den er, wie er sagt, nicht begangen hat.«
    »Schaffen Sie ihn raus«, sagte Marie zu der anderen Frau, die sich jedoch nicht rührte. »Haben Sie nicht gehört?«
    »Ich habe Sie gehört.«
    »Und? Wird’s bald?«
    »Nein. Ich will die Antwort auf seine Frage hören.«
    »Er hat keine gestellt.«
    »Und ob er das hat«, sagte Ms. X. »Für die Begriffsstutzigen hier kann ich sie gerne wiederholen. Sie lautet: ›Was zum Teufel wird hier gespielt?‹«
    »Sie sind gefeuert«, sagte Marie.
    »Ausgezeichnet«, sagte Ms. X. Jetzt hatte sie die Waffe wieder in der Hand. »Dann brauche ich gegenüber Ihrer reichlich mitgenommenen Visage nicht mehr höflich zu tun oder nach Ihrer Pfeife zu tanzen oder mir die ganze Zeit anzusehen, wie Sie die grandiose Südstaatenschönheit geben. Und wo ich jetzt schon mal hier bin, um meine eigenen Recherchen anzustellen, sagen wir’s mal so: Beantworte die verdammte Frage, du Miststück!«
    »Du liebe Güte«, sagte Tony verstört. »Marie, das müssen wir uns im Moment nicht auch noch

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