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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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schließlich nach Longboat Key zurück und dort an The Breakers sowie einer Reihe ähnlicher Anlagen vorbei bis zur oberen Hälfte der Insel. Am südlichen Ende von Longboat befinden sich Condos an der Golfseite sowie ein paar Anlagen an der Bucht – Letztere nicht viel anders als die, in der Steph und ich wohnten, nur dass hier jedes Haus Zugang zum Wasser hat und etwa drei Mal so viel kostet wie unseres. Das obere Ende der Insel läuft viel schmaler zu, und dort werden die Privathäuser größer. Zwar sind sie nicht ganz so luxuriös wie die Anwesen unten auf Siesta Key, doch es befinden sich kaum welche darunter, die nicht in die Kategorie »Preis auf Anfrage« fallen. Die Adresse, die ich bekommen hatte, befand sich etwa in der Mitte des Golfs.
    Als ich in die Nähe kam, drosselte ich das Tempo und betrachtete die Häuser, an denen ich vorbeifuhr. Die gesamte halbe Meile bis zu Warners Haus sah alles nobel, teuer und cool aus. Keine Minicondos, nichts, was Gefahr lief, abgerissen und mit viel Lärm wieder hochgezogen zu werden, nichts Verwildertes, weil drinnen ein altersschwacher, störrischer Tattergreis wohnte, ein Relikt aus der vormodernen Zeit des Key, ein verrückter Hippie und Umwelt-Freak, der sich gegen sechs weitere Tennisplätze sträubte. Nein, alles sehr schön.
    Ich bog in die Einfahrt ein, die sich durch ein Stück parkartige, bewässerte Gärten schlängelte. Etwa vierzig Meter vom Highway entfernt tauchte, durch ein Palmenwäldchen von der Straße aus verborgen, eine Toranlage auf. Auch sehr schön.
    Ich hielt vor dem Tor an, kurbelte das Fenster herunter und drückte auf den Summer. Nichts passierte. Ich wartete ein paar Minuten und drückte noch einmal. Wieder rührte sich nichts.
    Ich gab ihm noch einmal fünf Minuten und drückte erneut ein paarmal auf den Summer. Schließlich stieg ich aus und ging zu Fuß zum Tor, um zu überprüfen, ob Warner vielleicht im Bereich der Einfahrt weiter hinten wartete. Es war nirgends jemand zu sehen. Zwar brannten rings um das Anwesen ein paar Lampen, doch das Haus selbst sah dunkel aus.
    Ich kehrte zum Wagen zurück und zog Karrens Notizen aus dem Ordner. Ein kurzer Blick bestätigte mir, dass ich am richtigen Haus war. Ich zückte mein Handy, doch dann wurde mir bewusst, dass ich keine Nummer von Warner hatte. Er hatte sich meine notiert, doch meine Versuche, an seine heranzukommen, geschickt pariert. Ich ging die Liste der bei mir eingegangenen Anrufe durch, bis ich den betreffenden kurz vor sechs Uhr abends fand.
    Es klingelte eine ganze Weile, bevor sich jemand meldete.
    »Bill Moore«, sagte ich kurz angebunden. »Ich bin mit David verabredet. Jetzt.«
    »Ich arbeite nicht rund um die Uhr für ihn, wissen Sie.« Melania klang gereizt. Ich hörte den Fernseher im Hintergrund.
    »Genauso wenig wie ich«, konterte ich. »Bleibt abzuwarten, ob ich überhaupt für ihn arbeiten werde. Was ich sagen will, ich bin an seinem Haus, er nicht, und jetzt ist es schon später als Viertel nach.«
    »Du liebe Güte«, murmelte sie. Schweigen trat ein. »Mein Gott«, sagte sie zerknirscht. »Das tut mir wirklich
furchtbar
leid. Ich hab gerade auf dem BlackBerry nachgesehen – sein Abendessen hat sich offenbar hinausgezögert, und er bittet mich, Sie zu fragen, ob Sie sich vielleicht so um zehn in Sarasota mit ihm treffen könnten?«
    Mir lag schon die Antwort auf der Zunge, ihr Chef könne mich während der Bürozeiten bei Shore aufsuchen oder es bleibenlassen. Andererseits schien es mir dumm, die Sache sausenzulassen, nachdem ich bereits den Abend dafür geopfert hatte, und außerdem lag es auf dem Nachhauseweg.
    »Und hat er einen bestimmten Ort für die Verabredung vorgesehen? Oder gehört es zu den kleinen Übungen für den Makler, den Treffpunkt zu erraten?«
    »Krank’s«, sagte sie rasch. »Ich glaube, da sind Sie sich schon einmal begegnet. Hören Sie, Mr. Moore, die Sache tut mir
wirklich
leid. Er hat Ihre Telefonnummer, richtig? Ich weiß auch nicht, wieso er nicht direkt bei Ihnen angerufen hat.«
    Weil auch
das
typisch dafür ist, wie diese Leute ticken, hätte ich ihr sagen können. Das große Haus und das Geld sind nicht genug. Das ist nur Geldreichtum – was wirklich zählt, ist der Wohlstand, den man lebt –, man muss jeden Tag jedem Menschen klarmachen, dass man anders ist, dass man auf die Konventionen pfeifen kann, dass Höflichkeit etwas für Leute ist, denen nichts anderes übrigbleibt. Dass man das Sagen hat. Dass man ein Gott

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