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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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kleinen Helfer in den dunklen Korridoren in seinem Kopf zu sehen. Doch dann ergriffen sie – alle auf einmal – wild durcheinander die Flucht, um den Weg für wichtigere Neuigkeiten frei zu machen, die nach Mitteilung drängten.
    Jemand hatte ihm einen kräftigen Faustschlag in den rechten Oberschenkel versetzt, direkt über dem Knie. Entweder das, oder man hatte mit einem schweren Hammer zugeschlagen.
    Das musste schon ein Weilchen her sein. Es fühlte sich nicht an, als wäre es gerade eben erst passiert, es war kein unerträglich stechender Schmerz – er war stark, aber eher bohrend und beharrlich – nach dem Motto, ich kann noch ewig so weitermachen.
    Der Schmerz war so heftig, dass der Mann das Gefühl hatte, es sei wahrscheinlich an der Zeit, die Augen zu öffnen.
     
    Als Allererstes sieht er seinen eigenen Schoß. Er merkt, dass ihm der Kopf nach vorne gekippt war. Er sieht verschwommene Bilder von einer grauen, jetzt fleckigen Jogginghose und die zerknitterte Vorderseite eines fliederfarbenen Hemds. Beides erkennt er wieder. Beides gehört ihm.
    Er hebt mühsam den Kopf, so dass sich Schweißtropfen lösen, die an seiner Nasenspitze hängen. Ihm ist schwindelig. Nach einem Moment der Verwirrung klären sich die Dinge allmählich auf. Er blickt auf die nackten Wände eines achteckigen Raums von etwa zehn Metern Durchmesser. Darin befinden sich vier blaue Rechtecke wie Fenster – nur dass man nicht hindurchsehen kann. Abdeckplanen. An den Rändern erhascht man einen Blick nach draußen, wo es hell und sonnig ist. Das flatternde Geräusch der Planen sagt ihm, dass eine leichte Brise herrscht, die jedoch nicht bis nach innen dringt.
    Außerdem hört der Mann in der Ferne die See. Ein zwanzig mal zwanzig mal vierzig Zentimeter großer Betonschalstein liegt an der Wand.
    Er blickt noch einmal an sich herunter und erkennt erst jetzt, dass die Hose über seinem rechten Knie rotbraun durchtränkt ist. Teilweise ist dieser Fleck sehr fest und hart, was darauf hinweist, dass eine Menge Blut im Spiel war.
    Ah. Jetzt erinnert er sich.
    Auf ihn wurde geschossen.
    Die Wunde fühlt sich an, als zöge sich der Moment, in dem das Projektil eindringt, ewig in die Länge, zugleich dämmert ihm aber, dass sie trotzdem nicht so weh tut, wie zu erwarten wäre. Er schließt daraus, dass er noch unter der Wirkung eines starken Schmerzmittels steht. Möglicherweise ist er auch gerade erst aus einer Dosis aufgewacht, die ihn bewusstlos gemacht hat, vermutlich ein Betäubungsmittel.
    Das alles ist kein Anlass zur Zuversicht, besonders, als er schließlich das dritte und entscheidende Detail seiner Situation erkennt. Seine Handgelenke sind an die Lehnen eines sehr schweren Holzstuhls gefesselt, mit dicken Drillichschnüren, genau wie auch seine Fußgelenke. Eine ähnliche Schnur ist ihm um den Bauch und eine weitere um die Schultern gebunden.
    Sie sitzen alle sehr fest.
    Er versucht, auf dem Stuhl nach vorn zu rücken, kann sich jedoch höchstens einen Zentimeter bewegen. Das reicht, um festzustellen, dass jemand auf den grauen Betonboden vor ihm eine Frage geschrieben hat. Die Buchstaben sind etwa dreißig Zentimeter groß, in roter Kreide.
    Es sind nur zwei Worte:
    Wer noch?
    Er versucht zu rufen. Seine Stimme ist heiser und belegt, kaum laut genug, um von den Wänden widerzuhallen. Nach ein paar Minuten schafft er es, vernehmlich zu brüllen. Nichts geschieht, nur dass ihm noch heißer ist und sich Panik in ihm breitmacht.
    Er hört auf, holt tief Luft, versucht, sich ein Bild davon zu machen, was er weiß. Er ist in einem Gebäude im Rohbau eingesperrt – entweder ein Privathaus oder eine Wohnung. Er hat den Eindruck, dass er sich im ersten oder zweiten Stock befindet, denn wenn er einen Blick durch den Spalt einer flatternden Plane erhascht, sieht er nur Himmel. Das Gebäude muss stillgelegt worden sein, sonst hätte man sich nicht die Mühe gemacht, die Fensteröffnungen mit Planen zu verschließen. Der Bau ist aus Schlackenbeton mit Zementputz hochgezogen worden. Nachdem er in den letzten zehn Jahren an vielen Bauprojekten beteiligt gewesen ist, kennt sich der Mann auf dem Stuhl mit diesen Dingen aus.
    Doch das hilft ihm noch nicht, um herauszufinden, wo er sich befindet, da ihm allein sechs große, auf Eis gelegte Wohnkomplexe bekannt sind, die darauf warten, dass der Markt wieder anzieht. In zwei davon hat er selbst investiert, und er weiß, dass dieser Bau hier nicht dazugehört.
    Er würde ihn wiedererkennen. Wenn

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