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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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den Wohnungen hoch, und es sah durchaus danach aus, als könnte er ein potenzieller Käufer sein. Normalerweise wäre ich augenblicklich darauf angesprungen – wäre hinübergegangen und hätte mich vorgestellt.
    Diesmal drehte ich mich um. Im Moment fühlte ich mich nicht ganz wie ein Makler, sondern wie ein Mann, dessen Probleme gerade immer komplizierter wurden und sein Verständnis überstiegen.
    David Warner war unerlaubt abwesend.
    Fakt.
    Bis zu dem Gespräch von eben hatte ein Teil meines Verstandes diese Tatsache noch nicht akzeptiert. Na schön, man bekommt mitgeteilt, jemand würde vermisst – aber das heißt noch lange nicht, dass er
wirklich
verschwunden ist, oder? Karren konnte die Sache irgendwie missverstanden haben oder … ja klar,
natürlich
war das Quatsch, aber ich hatte es die ganze Zeit nicht wahrhaben wollen. Das konnte ich jetzt vergessen. Hat man erst mal mit Polizisten zusammengesessen und sich nicht nur bestätigen lassen, dass jemand verschwunden ist, sondern auch, dass es in den eigenen Aussagen Ungereimtheiten gibt, sickert die Realität allmählich durch. Wenn einer der Cops dann auch noch der Sheriff ist, mit dem man gelegentlich freundliche Worte gewechselt hat, kommt es schon einer Überdosis gleich.
    Noch vor nicht einmal drei Stunden war Warner meine beste – meine einzige – Erklärung für die Fotos auf meinem Laptop gewesen, trotz des widersprüchlichen Wer, Wann und Warum des Szenarios. Jetzt hatte ich nichts. Warner mochte immer noch hinter den Bildern stecken, doch ich konnte nicht mit ihm reden, weder, um es mir bestätigen zu lassen, noch, um zu erfahren, wieso er es getan hatte. Seine Assistentin hatte sich ebenfalls als Sackgasse erwiesen.
    Und dann traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Erkenntnis, dass das eigentlich in Ordnung war.
    Während meine Gedanken allmählich Gestalt annahmen, um in geordneten Bahnen zu verlaufen, blieb ich wie zur Salzsäule erstarrt stehen. Dann setzten sich meine Füße wie von selbst in Bewegung und brachten mich auf dem Gehweg, um die Restaurantterrasse herum am Pool vorbei, zum Strand.
    Falls Warner tatsächlich der Mann hinter den Fotos war, würde er mir höchstwahrscheinlich nicht mehr in die Quere kommen. Das Spielchen, egal, was er damit bezweckte, war aus, besonders, wenn sich bestätigte, dass er tot war. Er war nicht da, um zu leugnen oder zu bestätigen, wie ich das Ganze dem einzigen Menschen, den es außer mir etwas anging, erklärte – Stephanie. Kurz gesagt, ich hatte einen Sündenbock. Es war egal, ob ich verstand, warum er es getan hatte. Im Grunde war es sogar egal, ob er es wirklich getan hatte.
    Ich brauchte es nur so zu erklären, dass es danach aussah.
    Bevor ich auf den Sand trat, blieb ich stehen. Ich hatte immer noch keine Antwort auf meine früheren SMS an Steph. Ich beschloss, sie stattdessen anzurufen, wurde jedoch auf die Mailbox umgeschaltet. Ich wusste nicht, was für eine Nachricht ich hinterlassen sollte, und beendete den Anruf. Es war fast drei Uhr. Das schien ein
wirklich langer
Termin zu sein. Und für uns beide war das eine sehr lange Zeit, in der wir nicht miteinander in Kontakt standen. Ich überlegte und wählte Stephs Nummer im Büro.
    Ihr Assistent Jake meldete sich.
    »Oh, Billiam«, flötete er. »Wie reizend. Und wie geht es Ihnen an diesem wunderschönen Tag?«
    »Toll«, sagte ich, da ich wusste, dass Jake nicht auf Droge war oder so, sondern immer so sprach. »Ich wollte nur mal hören, wann Stephs Besprechung zu Ende ist.«
    »Besprechung? Ach so, der Knüller mit Maxwinn Saunders.«
    »Ja«, sagte ich. »Ist sie bald fertig? Scheint irgendwie ewig zu dauern.«
    »Fertig? Schätzchen, das ist schon seit
Stunden
vorbei.«
    »Tatsächlich?«
    »Aber ja. Sie sind um halb zwölf da rausgekommen. Nur glücklich lächelnde Gesichter.«
    »Und dann?«
    »Und dann
was,
Schätzchen?«
    »Wo ist sie hin? Stephanie. Ist sie jetzt in einer anderen Besprechung?«
    »Oh, nein, jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Sie hat kurz danach das Büro verlassen, und … da-da-da … ich seh mal eben nach … nee, Miss Stephanies Terminkalender ist von da an blütenweiß. Für den ganzen restlichen Tag steht nichts drin, die Glückliche. Soll ich ihr, für den Fall, dass sie noch mal reinkommt, was ausrichten?«
    »Sagen Sie ihr nur, ich hätte angerufen, ja?«
    »Nein.«
    »Was?«
    Er lachte. »Ja, natürlich, Sie Dummerchen. Und noch einen prächtigen Nachmittag.«
    Ich hatte ihr zwei SMS

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