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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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vielleicht, aber trotzdem Hunde.
    Nicht weit von der Tür stand ein Stapel Paletten. Behutsam ließ er sich darauf nieder. Seinem Becken behagte das nicht, doch er musste sich ausruhen. Er musste nachdenken. Vorsichtig klopfte er die Taschen seiner grauen Jogginghose ab, die inzwischen von Blut, Schweiß und Urin bis zur Unkenntlichkeit verfleckt war. Kein Handy. Natürlich hatte Hunter es ihm weggenommen. Auch kein Geld. Kein gar nichts.
    Nur er.
    Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er sehr schlecht roch. Auf der Habenseite stellte er fest, dass das Vorhängeschloss offen an der Hartholzplatte hing. Hunter musste es aufgebrochen haben. Er hätte es natürlich durch ein neues ersetzen können, doch er war offenbar nicht darauf gekommen, eines zu kaufen. Wieso auch, wenn er seinen Gefangenen an einen Stuhl gefesselt hatte?
    Weil manche Männer aus anderem Holz geschnitzt sind, du Versager.
    Natürlich hatte er nur durch Zufall überlebt. Aber man ist auch seines eigenen Glückes Schmied, nicht wahr? Selbst jetzt, selbst nachdem er nun wusste, dass für ihn alles im Arsch war …
    Das Spiel war noch nicht vorbei.
    Er schnippte das Schloss weg. Es fiel zu Boden. Erst, als er versuchte, die Bautür zu bewegen, merkte er, wie geschwächt er tatsächlich war. Es gelang ihm nur mit letzter Mühe, und um ein Haar wäre er nach hinten umgefallen und das Ding auf ihm gelandet. Schließlich bekam er es weit genug auf, um sich durch den Spalt zu zwängen.
    Auf der anderen Seite taumelte er auf ein flaches, lehmiges Stück Land zwischen den Rohbauten zweier fünfstöckiger Apartmenthäuser. Er hinkte in die Mitte, blieb stehen, drehte sich um. Der Bereich war fünfzig Quadratmeter groß; an einer Seite standen einige billige Gerätschaften, sauber mit Planen abgedeckt. Wenn man angestrengt horchte, hörte man Meeresrauschen.
    »Ich werd verrückt.«
    Er blickte in die Richtung, aus der er kam.
    Tatsächlich. Hatte man sich erst mal orientiert, gab es keinen Zweifel mehr. Das hier war das Silver Palms Bauprojekt auf Lido Key. Nach derzeitigen Maßstäben klein. Kein Meilenstein in der Karriere, eher ein Gesellenstück, das einem ein paar Millionen bringen würde – wäre man nicht von einem Trio greiser Arschlöcher ausgebootet worden, die mal eben so beschlossen hatten, einem den Rücken zu kehren. Das hier war genau die Ferienanlage, die ihn – als er merkte, dass die anderen ihn rausdrängen wollten – dazu gebracht hatte, inoffiziell und heimlich aus ihrem idiotischen kleinen Club auszutreten und den alten Knackern ein paar Streiche zu spielen.
    Natürlich konnte Hunter das nicht wissen. Es war einfach eine Ironie des Schicksals, ein großer kosmischer Scherz des Lebens. Sehr witzig. Haha.
    Langsam arbeitete sich Warner die Böschung hoch, um irgendwo einen Münzfernsprecher zu finden. Ihm fiel eine einzige Person an, die er anrufen konnte. Eine zweite, wenn es wirklich hart auf hart kam – auch wenn das wirklich der Weisheit letzter Schluss war. Lynn war keine von beiden. Ein halbwegs normales Leben gab es für ihn jetzt nicht mehr, und das wusste er. Lynn rangierte irgendwo im Schatten des Lebens-vor-dem-Stuhl.
    Außerdem wusste er, dass ihn seine Gespenster die Böschung hinauf verfolgten, wobei Katy ihm am dichtesten auf den Fersen war.
    Sollten sie doch kommen.
    Er war im Arsch, aber bis jetzt noch nicht tot.

23
    I ch saß da und starrte auf mein Handy, und nein, ich war nicht wieder zu Hause. Ich hatte gerade erneut Stephs Nummer gewählt und noch eine Nachricht hinterlassen, ehe ich vom Handy aus den Anrufbeantworter zu Hause abrief, auf dem nur meine eigenen dreißig Sekunden langen Vorstöße zu hören waren, die von Empörung bis hin zu blanker Angst und Sorge einen Querschnitt durch meine Gemütsverfassungen boten. Ich konnte und wollte meine eigene Stimme nicht mehr hören – nicht in meinem Kopf und ebenso wenig in diesen Nachrichten, die offenbar dazu verdammt waren, nicht beantwortet zu werden. Meine Handybatterie war inzwischen bei zehn Prozent und das Symbol feuerwehrrot, das heißt, es konnte jeden Moment und ganz sicher binnen Sekunden ganz leer sein, wenn ich tatsächlich einen Anruf bekam.
    Ich wusste, dass ich zum Teufel noch mal nach Hause gehen sollte. Hallam hatte mir das geraten – und ich war zumindest eine Spur erleichtert, Stephanies Unerreichbarkeit ihm gegenüber erwähnt zu haben. Auch Karren hatte mir bescheinigt, dass ich am besten dort warten sollte, wenn ich die Versöhnung mit

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