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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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richtig war. Ich nahm die übernächste Abzweigung nach links und fluchte laut und heftig, als ich sah, was für dichter Verkehr auf der First herrschte. Ich konnte nichts weiter tun als mich langsam in den Strom einfädeln und hoffen.
    Bis ich zur Tamiami kam, glaubte ich schon fast nicht mehr daran, und so stieß ich einen animalischen Triumphschrei aus, als ich sah, wie Warners Wagen über die Kreuzung Richtung Brücke fuhr.
    Ich drückte das Gaspedal durch, bevor die Ampel auf Rot schaltete, und flog förmlich über die Kreuzung und zum Ringling Boulevard. Dabei hätte mich um ein Haar ein weiterer Lkw weggefegt, kurz bevor mir einfiel, wohin der Kerl vermutlich wollte – nämlich zu seinem Haus –, und so war es nicht nötig, weiter Kopf und Kragen zu riskieren.
     
    Nur dass er nicht die entsprechende Abzweigung nahm.
    Ich folgte ihm über die Brücke, von dort aus quer über die Bird Key und schließlich bis zum St. Armands Circle, wo ich erwartete, ihn nach rechts abbiegen und nach Longboat fahren zu sehen.
    Doch stattdessen bog er nach links ab. Ich war so überrumpelt, dass ich viel zu spät auf die Bremse trat. Warner musste mitbekommen haben, dass ich ihm folgte, denn er fegte rings um die Insel und bretterte dann in die Nebenstraßen.
    Ich kenne diese Straßen gut – habe dort mehr als ein Haus verkauft –, trotzdem verlor ich ihn aus den Augen.
    Eine Viertelstunde lang fuhr ich das Straßenraster in alle Richtungen ab, doch er blieb verschwunden. Höchstwahrscheinlich hatte er mich mit einer Kehrtwende ausgetrickst und war über die Brücke wieder aufs Festland zurückgekehrt. Irgendwann ging mir die Luft aus, und je langsamer ich fuhr und je mehr mein Adrenalinpegel wieder sank, desto deutlicher wurde mir bewusst, dass ich eigentlich ziemlich betrunken war. Nach gerade mal vier Bier eigentlich kein Grund, doch ich hatte nichts zu Abend gegessen – und bei genauerer Betrachtung auch nichts zu Mittag und zum Frühstück. Tatsächlich war das Letzte, was ich zu mir genommen hatte, eine halbe Schale Joghurteis … gestern Nachmittag.
    Abrupt fuhr ich an den Straßenrand. Ich war eine halbe Meile vom Circle entfernt, in einer Straße mit einander ähnelnden Häusern, die sich krampfhaft um Unterscheidungsmerkmale bemühten – Immobilien in einer Preislage zwischen 950 000 und 1 200 000  Dollar. Ein Mann stand in einem der Gärten und goss seine Pflanzen. Er sah mich im Auto sitzen und mit leerem Blick durch die Windschutzscheibe starren, als hätte man den Stecker aus mir herausgezogen.
    Er beugte sich zum Seitenfenster herunter und sprach mich freundlich an. »Alles in Ordnung, Kumpel?«
    »Bin mir nicht sicher«, sagte ich. »Aber danke, dass Sie fragen.«
    Ich fuhr ein Stück zurück, wendete behutsam unter seinem ruhigen, wachsamen Blick und fuhr langsam zum Circle zurück.
     
    Ich wollte eigentlich nur einen Kaffee bestellen, doch als ich mich an einen Tisch draußen vor das Jonny Bo’s setzte, erwähnte die Kellnerin – keine, die ich schon mal gesehen hatte – Bier im Getränkeangebot. Ich wusste, dass es keine gute Idee war, und ich hatte auch noch keinen Plan, wie ich die zehn Meilen mit dem Wagen und zu viel Alkohol im Blut bewältigen sollte, aber manchmal muss man einfach Dummheiten machen. Heute war offensichtlich so ein Tag.
    Mein Handy war nur noch zu zwanzig Prozent geladen. Aus diesem Grund leuchtete das Batteriesymbol jetzt orange. Ich wünschte, sie würden das nicht machen. Ich weiß ja, dass die Batterie niedrig ist. Wenn von fünf Balken noch einer übrig ist, ist mir durchaus klar, was das heißt. Also lasst es, verdammt noch mal, grün. Es in eine Warnfarbe umzuwandeln, bereitet den Leuten nur Stress. Ich hatte natürlich keine Nachricht von Stephanie auf der Mailbox und auch keine SMS erhalten. Es war jetzt neun Uhr abends, und ich bekam es mit der Angst zu tun.
    Während ich auf mein Bier wartete, brachte ich zu Ende, was ich bei Krank’s gerade angefangen hatte. Es klingelte und klingelte, bis endlich jemand abnahm.
    »Deputy Hallam«, sagte er leicht geistesabwesend.
    »Bill Moore hier.«
    »Wo stecken Sie?«
    »Er ist nicht verschwunden«, sagte ich.
    »Wer, Sir?«
    »David Warner. Ich hab ihn gerade gesehen.«
    »Das ist eher unwahrscheinlich, Sir. Auch wenn wir gerne mit Ihnen über ihn sprechen würden. Offen gesagt, sind wir vor einer Weile zu Ihnen rausgefahren.«
    »Ich bin nicht zu Hause.«
    »Das ist uns klar. Wo sind Sie?«
    »Oben in Saint Pete«,

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