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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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schien ihm keiner in der Runde Beachtung zu schenken. Er selbst hatte zumindest anderes im Sinn. Er konnte es kaum erwarten, sein Mädchen wiederzusehen. Er winkte dem ganzen Tisch einmal kurz zu und eilte davon. Er traf in einem wesentlich billigeren Restaurant auf der anderen Seite des Circle ein und stellte fest, dass sie noch nicht da war, worüber er erleichtert war.
    Als er eine Stunde später immer noch vergeblich wartete, war die Erleichterung verflogen, und am Ende verließ er das Restaurant allein.
    Ja, er erinnert sich an diesen Abend. Es war sein letzter als freier Mann. Es war der Abend, bevor die Cops die geschundene Leiche der einzigen Frau fanden, die er je wirklich geliebt hatte, und ihn beschuldigten, sie ermordet zu haben.

26
    I ch erwachte mit verrenktem Hals und einem Kopf, der sich entsetzlich anfühlte. Ich lag der Länge nach auf dem Boden ausgestreckt, das Gesicht in den Teppich gedrückt, und zwang meinen Kopf in einen rechten Winkel, mit dem Gesicht nach vorne, wie es eigentlich sein sollte. Mein Nacken hatte sich deswegen eindeutig schon länger unwohl gefühlt und machte mir das jetzt, wo ich wach war, augenblicklich klar. Als ich die Augen öffnete, wurde alles sofort nur noch schlimmer. Das Zimmer lag in der Morgensonne, die durch die Glastür zum Balkon hereinströmte. Es roch nach kaltem Rauch und Wein.
    Ich blinzelte und versuchte, klar zu werden. Mein Handy lag neben meinem Kopf am Boden. Das Display zeigte 7 : 35  Uhr an. Das versetzte mich in solche Panik, dass ich mit einem Schlag aufrecht dasaß.
    Cassandras Schlafzimmertür war zu.
    Ich hatte noch die Zeit, einen Moment darüber erleichtert zu sein, dass ich mich nicht völlig zum Narren gemacht und versucht hatte, ihr zu vorgerückter Stunde dorthin zu folgen.
    Dann fiel mir auf, dass auch die Badezimmertür geschlossen war und dass jetzt ein Wort darauf stand. Das Wort war in Buchstaben darauf geschrieben, die an der Tür heruntergelaufen waren wie verschütteter Rotwein.
    Das Wort lautete MODIFIED .
    Jemand hämmerte an die Wohnungstür.
     
    Ich rappelte mich auf, indem ich mich am Sofa hochhangelte, wobei ich auf die Untertasse trat, die Cassandra als Aschbecher benutzt hatte, so dass sich Asche und mit Lippenstift verschmierte Kippen über den Boden verteilten.
    Ich schnappte mir mein Handy, taumelte zur Badezimmertür. Natürlich waren die Buchstaben dort nicht in Wein geschrieben. Wein wäre einfach heruntergelaufen und hätte nur einen dünnen Film hinterlassen. Diese Buchstaben waren langsamer, dickflüssiger getropft. Das Rot war dort, wo es angetrocknet war, brauner und matt. Es war Blut. Es musste Blut sein.
    Ich stieß die Tür auf. »Cass?«
    Nur das Badezimmer. Die Duschkabine. Aus der Armatur tropfte langsam Wasser. Niemand da.
    Noch energischeres Klopfen an der Wohnungstür. Ich wandte mich dem Schlafzimmer zu. Mir hämmerte der Kopf, und ich spürte, wie ich am ganzen Körper in Schweiß ausbrach.
    Ich öffnete die Schlafzimmertür. Sie ging fünfzehn Zentimeter auf, so dass ich durch den Spalt die hintere Wand sah.
    »Cass, bist du da drinnen?«
    Es kam keine Antwort, und so sagte ich es noch einmal, während ich mich gegen das Hämmern an der Tür und gegen den Gedanken wehrte, dass ich das Schlafzimmer betreten musste.
    »Cassandra?«
    Ich schob die Tür weiter auf und machte einen Schritt ins Zimmer.
    Der Geruch von Parfüm, welches auch immer sie benutzte. Ein Bett, leer. Die Bettdecke zurückgeworfen. Alles voller Blut. So furchtbar viel Blut.
    Nirgends war eine Leiche zu sehen, doch ich wusste, dass Cass nicht so viel Blut verloren haben und noch am Leben sein konnte.
    Der Schweiß an meinem Körper wurde eiskalt. Ich stolperte zurück ins Wohnzimmer. Ich würde ganz eindeutig einen Herzinfarkt haben, und es war mir egal. Die Wohnungstür fing rund ums Schloss zu splittern an. Ich stolperte in die entgegengesetzte Richtung auf die Milchglastür zu.
    Draußen auf dem Balkon war es sehr heiß und sehr hell. Der Balkon war rund neunzig Zentimeter tief und eins zwanzig breit. Ein rostiges Geländer, zerbrochene braune Fliesen auf dem Boden. Ein paar Stockwerke tiefer lag ein Stück Ödland, früher einmal als Gartenanlage gestaltet, inzwischen jedoch von Gestrüpp und schief gewachsenen Palmen überwuchert; dazu ausrangierte Haushaltsgegenstände, die Bewohner auf dieser Seite des Gebäudes über die Balkons geworfen hatten. Diejenigen links und rechts neben Cassandras waren zu weit weg, als dass ich

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