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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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hatte sie recht.
    »Hätten Sie eine Nummer für ein Taxi?«
    Sie grinste. »Ich frag mal meinen guten Kumpel, Mr. Google.«
    Tat sie auch und bekam eine Nummer, und ich rief an, und sie sagten, sie würden einen Wagen vorbeischicken.
    In der Zwischenzeit tranken wir noch ein Glas Wein. Wahrscheinlich lag es an diesem diffusen Hochgefühl, dass wir irgendwann dicht beieinander auf dem Boden saßen: bei mir, nachdem wir tatsächliche Beweise für meine Unschuld entdeckt hatten, und dafür, dass mich jemand absolut und definitiv verarschte; bei ihr, weil sie mir geholfen hatte, bis zu diesem Punkt zu kommen.
    Von da an wird es verschwommen.
    Ich erinnere mich an einen Anruf der Taxifirma, die meldete, der Fahrer sei mit seinem Wagen liegengeblieben oder entführt worden oder so, und sie würden irgendwann einen anderen schicken. Ich weiß noch, wie eine zweite Flasche billiger Rotwein geöffnet wurde. Ich erinnere mich, wie ich noch einmal Stephs sämtliche Telefonnummern durchprobierte. Dann weiß ich auch noch, wie ich – aus welchem Grund auch immer – meinen geplanten Karrieresprung anpries; vielleicht, weil ich glaubte, dass Cass ihn missbilligte und es mir offenbar nicht mehr egal war, was sie von mir dachte. Sie schien zu merken, dass meine beruflichen Ambitionen mich nicht gleich zur Verkörperung des Bösen machten.
    Ich entsinne mich, wie ihr Handy klingelte, wie sie aufs Display sah und nicht dranging. Ich fragte sie, ob es die Taxifirma sei, und sie sagte, nein, es sei Kevin.
    »Er, ähm, mag Sie«, sagte ich und war betrunken genug zu glauben, dass ich onkelhaft und souverän klang. »Ich glaube sogar, er mag Sie sehr.«
    »Ich weiß. Aber da wird nix draus.«
    »Sie wollen nicht mit ihm reden?«
    »Im Moment nicht«, sagte sie und ließ sich wieder neben mir nieder, vielleicht ein wenig dichter als davor.
    Dann weiß ich noch, auch wenn es von da an lückenhaft wird und wie unter einem Stroboskop mit Wackelkontakt nur noch gelegentliche Erinnerungsfetzen aufblitzen, dass sie sich irgendwann an mich schmiegte und ich den Arm um ihre Schulter legte. Ich weiß noch, wie sie rauchte, und wie ich zu ihr herunterblickte, als sie einen Zug an ihrer Zigarette nahm, und wie mein Blick nicht nur auf ihre Hand, sondern auch auf zwei kleine, blasse Formen darunter fiel.
    »Mr. Moore – starren Sie auf mein T-Shirt?«
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    Sie sah zu mir auf und lächelte. »Schon okay.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Sehen Sie, dass ich wegrücke?«
    »Ich bin … verheiratet. Und älter.«
    »Beides wahr. Aber ich bin kein, na ja, kein kleines Kind mehr. Ich kann mir die Schnürsenkel allein zumachen und so.«
    »Ich weiß«, sagte ich – auch wenn ich mir jetzt wirklich uralt vorkam – und drückte sie fester, um ihr zu zeigen, dass ich sie ernst nahm.
    Von da an sagten wir nicht mehr viel. Ich saß da und genoss es, in ihren Rauch gehüllt zu werden und ihren warmen Körper neben mir zu spüren, während es in meinem Kopf immer dunkler und ihr Atem flacher wurde, bis sie einschlief.
    Ich saß da und hielt ihr Federgewicht, ein ruhender Pol mitten im weltlichen Getriebe.
     
    Nach einiger Zeit erwachte sie und lächelte mich schläfrig an, bevor sie sich hochrappelte. Sie tapste in ihr Schlafzimmer und blieb nur einen Moment in der Tür stehen, um einen letzten Blick in meine Richtung zu werfen.
    Ich schlief wieder eine Weile, bevor ich erwachte und mich auf dem Boden wiederfand – ihr Päckchen Zigaretten lag neben mir. Ohne auch nur einen Moment darüber nachzudenken, zog ich eine heraus, steckte sie mir in den Mund, zündete sie an und nahm einen tiefen Zug. Ich erinnere mich nicht, ob es sich gut anfühlte oder nicht oder ob ich sie zu Ende geraucht habe.

25
    U m zwei Uhr morgens betritt Hunter den Komplex mit den Eigentumswohnungen, in denen alles schläft, und schließt die Wohnung im zweiten Stock auf. Alles ist so, wie er es verlassen hat. Er geht zum Sofa hinüber, lässt sich darauf nieder und sitzt in der Dunkelheit. Es ist sehr still. Um diese Zeit ist noch niemand wach. Durch die Schiebetür am Ende des Wohnzimmers kann er über die zentral gelegenen Tennisplätze in der Mitte der Gebäude blicken. In einer der Wohnungen gegenüber brennt Licht, doch es ist schwach, höchstwahrscheinlich nur dazu da, ein Kind zu beruhigen und ihm den Weg zum Bad zu leuchten, falls es nachts einmal aufwacht. Hunter beobachtet die Wohnung zehn Minuten lang, sieht aber niemanden. Ein Kind schläft

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