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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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Zeitschrift, Sachen von der Arbeit. Noch ein paar Bier getrunken. Das heißt, sie hat Wein getrunken, ich hatte nur Bier. Sie hat den Wein mitgebracht.«
    »Von der Bar?«
    »Nein, sie hatte ihn in ihrer Tasche.«
    »Sie hat eine Flasche Wein mit sich
herumgeschleppt?
Denken Sie sich diesen Quatsch gerade aus?«
    »Nein! Ich weiß auch nicht, wieso sie die dabeihatte. Aber sie, sie hat die Flasche rausgezogen, sobald wir in meiner Wohnung waren, schien deswegen ziemlich aufgekratzt. Als wär sie eine Art Siegestrophäe oder so. Wollte, dass ich auch mal probiere, aber ich mach mir nichts aus Wein. Also hat sie ihn einfach so runtergekippt, und irgendwann wurde ihr dann schlecht. Ich dachte, es käme davon, dass sie so vollgetankt hatte, aber dann sagte sie auf einmal: ›Ich brauche einen Notarzt.‹ Ich dachte, sie erholt sich wieder, aber nach ein paar Stunden … Scheiße, Mann, ich wusste nicht, was ich machen sollte.«
    Ich spürte den kalten Schweiß im Nacken. »Was war das für ein Wein?«
    Er sah mich an, als sei ich übergeschnappt. »Keine Ahnung – ich kenn mich mit Wein kein bisschen aus. Wie gesagt, ich trinke keinen. Das Etikett war im Arsch. Sah alt aus, schätze ich mal.«
    »Wo ist die Flasche jetzt?«
    »In meiner Wohnung. Aber sie ist leer. Sie hat sie ausgetrunken.«
    »Ist das schon mal vorgekommen?«
    Er schien verwirrt. »Was?«
    »Seid ihr beide sonst schon mal auf einen Drink zusammen gewesen? Habt ihr schon mal
rumgehangen?
Wie oft? Und was genau hab ich mir unter
nur reden
vorzustellen?«
    Er rührte sich nicht und schwieg und sagte auch nicht noch einmal »Mann«, war auch nicht nervös oder versuchte, alles von sich zu weisen. Möglich, dass es vorher schon einiges Reden und Rumhängen gegeben hatte, vielleicht aber auch nicht. So oder so war ihm klar, dass er sich gut überlegen sollte, was er als Nächstes sagte, und es besser mit Bedacht formulierte, wenn er das Fass bei mir nicht zum Überlaufen bringen wollte. Ich rückte ihm ganz dicht auf die Pelle. Ich vermutete, dass dieser Typ zu dumm war und zu viel Schiss hatte, um mir irgendetwas Wissenswertes zu erzählen, doch ich hatte nicht die Zeit, mir Gewissheit zu verschaffen. Das konnte ich auch von ihr erfahren. Im Moment hatte ich ein größeres Problem.
    »Mit dir bin ich noch nicht fertig«, sagte ich. Dann schlug ich ihm mit voller Wucht in die Magengrube und ließ ihn stehen oder vielmehr zusammensacken, während ich wieder zum Fahrstuhl lief. »Geh nach Hause, hol die Flasche aus dem Mülleimer, bring sie her und gib sie den Ärzten«, sagte ich zu ihm, als er auf den Boden sank. »Und sieh zu, dass du es diesmal nicht vermasselst, sonst hast du mich am Hals. Ist das klar?«
    Als die Fahrstuhltür zuging, sah ich noch, wie er nickte. Ich stand mit zitternden Händen da, während der Lift wieder nach oben schoss.

33
    D er Arzt wollte mich nicht zu ihr lassen, das machte er mehr als klar. Ich machte ihm ebenso klar, dass ich mit der Antwort keineswegs einverstanden war, und am Ende sagte er, also gut, aber Sie halten Abstand vom Bett, und ich gebe Ihnen höchstens fünf Minuten. Er wollte mit reinkommen, doch das redete ich ihm aus. Ich spürte, dass er kurz davor war, den Wachdienst einzuschalten, doch das war mir egal. Am Ende trat der Doktor resigniert zurück, ermahnte mich aber noch einmal, Abstand zu halten.
    Ich ging hinein und stellte mich ans Bett. Ich sah zu ihr hinunter und hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte oder ob sie mich überhaupt hören konnte. Nach einer Minute fiel mir etwas von der Wange und landete auf dem Boden. Ich fasste an meine Wangen. Sie waren nass. In meinem Kopf herrschte ein Chaos an Gefühlen, die in der falschen Reihenfolge hochkamen und mich überwältigten. Vielleicht hatte ich allen Grund, auf das Arschloch im Keller stinksauer zu sein. Doch im Moment gab es nur Steph, und sie sah ziemlich krank aus.
    »Liebling«, sagte ich leise. »Süße, kannst du mich hören?«
    Irgendwo vom Kopfende ihres Bettes war ein dumpfes elektronisches Geräusch zu vernehmen. Es klang nicht so, als sei es schnell oder regelmäßig genug. Ich war nicht sicher, was daran nicht stimmte, es klang einfach nur nicht richtig. Dieses Geräusch wollte man nicht hören, wenn es darum ging zu bemessen, wie viel Zeit einem blieb.
    »Steph? Ich bin’s.«
    Sie bewegte einen Finger, und ich machte einen weiteren Schritt auf sie zu. Ich wollte mich zu ihr hinunterbeugen und ihre Hand halten, doch ich hatte gehört,

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