Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
alleine sein«, kündigte der Hauptkommissar an.
»Aber das ist schon in Ordnung. Dein Kollege wird uns ebenfalls herzlich willkommen sein«, meinte Palinski fröhlich.
»Es ist kein Kollege, den ich mitbringe.« Wiegele senkte plötzlich seine Stimme zu einem fast unverständlichen Flüstern. »Ich werde mit Marianne kommen.«
»Hast du jetzt wirklich Marianne gesagt oder habe ich mich verhört?«, erkundigte sich Palinski fröhlich.
»Ja, es ist Marianne«, bestätigte Wiegele, »aber das muss nicht jeder mitbekommen. Immerhin läuft unsere Beziehung noch immer unter ›streng geheim‹. Wegen ihrer Scheidung.«
»Also hier bei mir ist nur Wilma und die bekommt ohnehin alles mit«, scherzte Palinski. »Im Übrigen sind meine Lippen versiegelt. Apropos: Hast du etwas dagegen, wenn ich in der Sache selbst mit meinen Freunden von der Polizei hier in Wien spreche?«
Wiegele hatte grundsätzlich nichts dagegen, »aber es muss klar sein, dass es sich bei meinem Besuch um einen Privatbesuch handelt. Nicht, dass das jemand in die falsche Kehle bekommt. Von wegen Amtshilfe oder so.«
Damit war alles gesagt und man verabredete sich für den nächsten Tag, 16 Uhr im ›Institut für Krimiwasweißich‹ in Wien.
* * *
Während der Hauptkommissar noch dabei war, seine Wochenendpläne zu koordinieren, befasste sich Kommissaranwärterin Helga Martens damit, Antworten auf zwei sowohl wichtige als auch dringende Fragen zu finden.
Erstens wollte sie in Erfahrung bringen, wem das Fahrzeug mit dem Zürcher Kennzeichen gehörte, das Vondermatten zwei Tage zuvor verfolgt hatte. Dank ihres auf dem Prinzip ›Charme‹ basierenden besonderen Talents für unkonventionelle und daher besonders erfolgreiche Arbeitsmethoden hatte sie nach nur einem Telefongespräch mit einem Kollegen bei der Kantonspolizei die Information erhalten, dass es sich bei dem PKW um einen Leihwagen gehandelt hatte. Der grüne BMW war fünf Tage zuvor am Flughafen Kloten von einer Ricarda Montensin aus Brüssel für voraussichtlich zwei Wochen gemietet worden. Als Adresse in Zürich hatte die Dame das ›Baur au Lac‹ angegeben.
»Falls wir die Dame für sie vernehmen sollen, brauchen wir eine offizielle Bitte um zwischenstaatliche Amtshilfe«, hatte der ansonsten entgegenkommende Kollege gleichzeitig aber auch die Grenzen seiner Bereitschaft zu unbürokratischen Lösungen aufgezeigt.
Helga hatte sich mit ihrer ungemein sinnlichen Telefonstimme ganz herzlich bedankt und gemeint, dass sie sich wieder melden würde.
Als Nächstes wollte sie in Erfahrung bringen, welche Hotels oder sonstigen Herbergen in der Umgebung von Beuren am Ried als temporärer Standort für Leute wie Gianfranco Fiuminese und Konsorten in Frage kämen. In dieser ländlichen Gegend mussten ›Narbengesicht‹ oder andere Galgenvögel doch auffallen wie eine Stripperin bei einem bayrischen Heimatabend.
Sie hatte sich entschlossen, sich zunächst auf größere, repräsentative Herbergen zu konzentrieren. Denn Gianfranco war sicher nicht mit einem Luxusmietwagen von Zürich in den Hegau gekommen, um sich hier in einer Frühstückspension oder einem simplen Landgasthof einzuquartieren. Das sagte ihr der schlichte Hausverstand. Und so hatte sie den Obmann des Fremdenverkehrsvereins von Beuren bereits kurz vor 8 Uhr aus den Federn geholt. Und wieder war es ihre Stimme gewesen, die jede männliche Ungehaltenheit wegen der frühen Störung, jeden Widerstand gegen die Beantwortung einiger harmloser Fragen spielend ausschaltete.
Und tatsächlich, Balthasar Zickerle konnte sich nur allzu gut an einige Fremde erinnern. Mediterrane Typen, wie seine etwas deftigere, an Rassismus grenzende Beschreibung annehmen ließ, die sich seit einigen Tagen aufführten, als ob sie den Ort gekauft hätten.
Soviel er wusste, logierte die Bande zum Teil im ›Schlosshotel Gabensberg‹, zum Teil auch im Gästehaus ›Veronika.‹ Offenbar fand da eine Art kleinerer Kongress statt, was Zickerle als Tourismusverantwortlicher natürlich sehr begrüßte. Besonders um diese Jahreszeit. Aber irgendwie eigenartig war das Ganze schon.
»Immerhin haben diese Leute ihr eigenes Personal mitgebracht und die Mitarbeiter beider Häuser für zwei Wochen in Urlaub geschickt«, hatte er ihr anvertraut. »Das muss einem doch komisch vorkommen. Ob da was nicht in Ordnung ist?«
Wie recht der Mann in dieser Beziehung wahrscheinlich hatte, dachte die Martens. Offiziell beruhigte sie ihn aber mit dem Hinweis, dass die
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