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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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»Aber das setzt voraus, dass der Staat intelligent und verantwortungsvoll mit diesem Monopol umgeht. Und es nicht zu seinem Vorteil oder gar aus Jux und Tollerei missbraucht.«
    »Aber das macht doch niemand«, protestierte Palinski. »Das sind doch nur Behauptungen derer, die den Staat anzweifeln oder gar ablehnen.«
    Don Vito blickte Palinski prüfend an. »Bist du wirklich so naiv, das zu glauben oder sprichst du nur nach, was dir immer vorgekaut wird? Ich gebe dir ein Beispiel.«
    Er begann von einer internationalen Tagung zu berichten, die im Mai 1983 in Miami stattgefunden hatte. »Am Abend haben wir noch in einer bunt gemischten Runde in der Hotelbar zusammengesessen. Einer unserer Kollegen von einem der wichtigen US- Geheimdienste war ziemlich betrunken. Schließlich hat er sich damit gebrüstet, dass seine Organisation innerhalb weniger Monate einen Krieg, eine Invasion oder sonst eine militärische Handlung initiieren könnte, ohne dass irgendein Verdacht auf sie als Urheber fallen würde.«
    In der Folge war es zu einer Wette gekommen. Der Kollege aus den Reihen der ›Guten‹ hatte 50.000 Dollar darauf gesetzt, dass es innerhalb eines halben Jahres zur Invasion eines harmlosen, bis dahin völlig unauffälligen Landes kommen würde.
    »Na und?«, wollte Palinski wissen.
    »Am 25. Oktober 1983 fand die Invasion Grenadas durch US-Truppen statt. Ich habe damals 10.000 Dollar verloren«, brummte der alte Mann.
    Durch Zufall waren Palinskis Geschichtskenntnisse in diesem Fall etwas besser. »Aber so stimmt das doch nicht. Es gab ja einen konkreten Anlass für diese Aktion«, wusste er. »Immerhin ist der Premierminister des Landes sechs Tage vor dem Einmarsch ermordet worden.«
    »Da siehst du wieder einmal, wie man so etwas aufzieht«, der Don nickte nachdenklich mit dem Kopf. »Soweit wir wissen, hat der Präsident keine Ahnung gehabt, was sich da in Wirklichkeit abgespielt hat.« Er zuckte resigniert mit den Achseln. »Aber wir werden sofort fertig gemacht, wenn einmal etwas aus dem Ruder läuft. Nur ein ganz kleines bisschen. Dabei haben wir uns unserem Land gegenüber immer loyal und verantwortungsbewusst verhalten. Wie das zum Beispiel die Landung der Alliierten in Sizilien im Juli 1943 bewiesen hat. Oder die immer wieder stattfindenden Prozesse. Wenn es unsere schwarzen Schafe zu bunt treiben, dann lassen wir durchaus zu, dass der Staat sie zur Verantwortung zieht. Das wissen unsere Leute auch und richten sich danach. Meistens zumindest.«
    Inzwischen hatte sich die Dämmerung über die Insel gelegt und es wurde langsam kühl.
    »Was hältst du davon, wenn wir jetzt zum Abendessen gehen? Ich habe hier im Haus einen Raum reservieren lassen.« Ohne Palinskis Antwort abzuwarten, stand er auf. »Du solltest unbedingt die Meeresfrüchte nehmen, die sind sensationell.«
     
    * * *
     
    Kurz nach 20.30 Uhr hatte Willi Buchhammer Tamara Salud wie vereinbart in Schaffhausen abgeholt. Zwanzig Minuten später erreichten sie das Stadtgebiet von Singen, wo sie bereits von einer speziell dort postierten Polizeistreife erwartet wurden.
    Die folgende Verkehrskontrolle hatte für den Lenker des angehaltenen Fahrzeugs keine weiteren Konsequenzen, außer der Zahlung des noch ausstehenden Honorars von 100 Euro. Josefa Bütterli, wie Tamaras richtiger Name lautete, wurde allerdings wegen des dringenden Verdachts der Beihilfe zum versuchten Mord an Just Vondermatten vorläufig festgenommen und in eine Zelle gesteckt.
    Daraufhin fühlte sich Wiegele gleich viel besser. Wenn jetzt bloß noch Marianne frei und wieder bei ihm sein würde, wäre die Welt wieder in Ordnung. Fast zumindest.
     
    * * *
    Nach dem Abendessen, die Meeresfrüchte waren wirklich sensationell gewesen, verließ das Servicepersonal auf einen Wink Don Vitos hin das kleine, fast intime Speisezimmer. Ein Leibwächter postierte sich vor der einzigen Türe, der zweite blieb im Raum. Vielleicht war sich der Don noch immer nicht ganz sicher, ob sein Gast nicht doch noch durchdrehen und ihm ans Leder gehen würde, dachte Palinski mit einem Anfall von Ironie.
    Ganz zutreffend war diese Einschätzung nicht, denn der Bodyguard kümmerte sich vor allem rührend um den Kaffee und servierte den Marsala mit wahrer Grandezza. Danach brachte er einen dicken Umschlag und legte ihn seinem Chef vor.
    »Hier habe ich etwas für dich«, meinte der Don und schob den Umschlag Palinski hin. Der griff vorsichtig hinein und holte ein säuberlich gebundenes Kompendium dicht

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