Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
mit einem gewieften Geschäftemacher. Also Vorsicht.«
    »Das war mir immer schon bewusst«, gestand Palinski, »aber trotzdem danke für die Warnung.«
    So ging es noch einige Minuten mit gegenseitigen Höflichkeiten hin und her. Plötzlich beendete der Don aber den inhaltsleeren Smalltalk, indem er einen Packen Papier auf den Tisch legte. Palinski glaubte seinen Augen nicht zu trauen: Es handelte sich ganz ohne Zweifel um eine Kopie seines Manuskripts ›Spiele im Schatten‹. Wie, um Himmels Willen, war die hierher gekommen?
    »Da schauen Sie aber, was ich alles habe.« Der alte Mann lachte. »Übrigens eine sehr gute Geschichte, sehr gut geschrieben«, anerkannte er. »Sie haben wirklich Talent. Auch wenn Ihnen Ihre Fantasie zeitweise durchgeht wie eine Herde Wildpferde.«
    »Darf ich einen Blick auf Ihre Kopie werfen?« Palinski hatte die Deckblätter aller versandten Manuskripte durchnummeriert. Ein Blick und er würde wissen, bei welchem seiner Lektoren die undichte Stelle zu finden war.
    Don Vito reichte ihm das Gewünschte, doch das ursprüngliche Deckblatt war offenbar ausgetauscht worden, bewusst oder unbewusst. Enttäuscht blätterte er einige Seiten durch und fand etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte. Auf Seite 8 fand sich ein Kommentar. Unübersehbar stand da zu lesen: »Ist das nicht etwas übertrieben?« Diese Handschrift hätte Palinski unter tausenden erkannt, hier aber absolut nicht erwartet. Das würde ihm jemand sehr genau erklären müssen.
    »Sie dürfen Ihrer Frau keinen Vorwurf machen«, ermahnte ihn Don Vito. »Sie hat keine Ahnung davon, dass ihre Kopie des Manuskripts mehrfach vervielfältigt worden ist und eine dieser Kopien den Weg hierher gefunden hat.«
    »Wieso wissen Sie das, Don Vito?«, sprudelte es aus Palinski heraus, »und woher haben Sie all die anderen Informationen über mich und meine Lebensumstände her? Woher haben Sie zum Beispiel offenbar schon vor mir gewusst, dass ich mit Ihnen sprechen wollte?«
    »Tatsächlich ist es ja anders gewesen«, korrigierte der alte Mann. »Eigentlich wollte ja ich mit Ihnen sprechen. Meine Freunde haben das dann so arrangiert, dass Sie den Eindruck bekamen, die Initiative habe bei Ihnen gelegen.«
    Palinski fiel von einer Überraschung in die nächste. Dass ihm dabei das Bild von der Marionette wieder spontan vor Augen erschien, machte die ganze Angelegenheit noch mysteriöser. Trotz aller Gastfreundschaft fühlte er sich zunehmend verunsichert und hilflos.
    »Einer Ihrer Freunde heißt wohl Juri Malatschew«, kam es trotzig aus dem Wiener heraus. »Ein Exspion im Dienste der …« Um sich nicht selbst in eine möglicherweise noch unangenehmere Situation zu manövrieren, ließ er den Satz unvollendet stehen. Schließlich durfte er das eigentliche Ziel seiner Reise, die Freilassung Marianne Koglers, nicht aus den Augen verlieren.
    »Ach, Sie meinen wohl den ehemaligen Major Kusnezow vom KGB.« Don Vito lachte wieder dieses ganz spezielle Lachen, das klang wie das gutmütige Knurren eines Löwen, bevor er sich über seine Mahlzeit hermachte. »Wissen Sie überhaupt, in welcher Funktion Juri seine ersten weltpolitischen Sporen verdient hat?« Wieder lachte er, diesmal allerdings gluckernd. Richtig belustigt, wie es schien. »Er war für die Verpflegung der Mitarbeiter der Hauptverwaltung und der Moskauer Stellen des Komitees für Staatssicherheit zuständig. Ihm unterstanden also alle Kantinen. Major Kusnezow war, ich glaube, bei euch nennt man das Großküchenleiter, und als solcher verantwortlich dafür, dass es am 26. Oktober 1962 zu Mittag gebratenes Huhn gegeben hat. Die meisten dieser Tiere waren aber salmonellenverseucht gewesen und noch dazu nicht ausreichend erhitzt worden. Die Folge war, dass mehr als 300 Mitarbeiter des KGB, darunter fast die komplette Spitze, ab dem frühen Nachmittag für mehrere Tage nicht mehr dienstfähig waren.« Sein Lachen klang jetzt richtig schadenfroh. »Angeblich soll es in dem riesigen Gebäude gestunken haben wie in einem vollgekotzten Scheißhaus.«
    Don Vitos Gedächtnis schien sagenhaft zu sein.
    »Wieso kennen Sie dieses Datum so genau?« Palinski war wider Willen ausgesprochen beeindruckt.
    »Weil diese Tage im Oktober 1962 weltpolitisch äußerst wichtige Daten waren«, wusste Don Vito im Gegensatz zu seinem Gast. »Klingelt es da nicht bei Ihnen?«
    So sehr Palinski auch in sich hineinlauschte, ein Klingeln konnte er dabei beim besten Willen nicht hören.
    »In die Geschichtsbücher sind

Weitere Kostenlose Bücher