Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
beschriebener Seiten in italienischer Sprache hervor. Auf dem Deckblatt konnte Mario ›Maledito e ammazzato‹ lesen, was nach seinen bescheidenen Kentnnissen der Sprache so viel bedeutete wie ›Verdammt und umgebracht‹.
Don Vito freute sich sichtlich über den völlig überraschten Gesichtsausdruck seines Gastes. »Ja«, sagte er, »du irrst nicht. Das ist die von einem ausgezeichneten Literaturübersetzer erarbeitete italienische Fassung deines ersten Romanes. An der Übersetzung des zweiten arbeitet er derzeit noch.«
Palinski war derart perplex, dass er kein Wort herausbrachte. Schließlich gelang ihm aber doch ein gestottertes: »Wwwarum? Wollen Sssie mich bbbestechen?«
»Nein, wo denkst du hin. Ich möchte nur nicht, dass so ein spannender Kriminalroman den italienischen Lesern vorenthalten bleibt. Noch dazu einer, der in diesem sympathischen Wiener Ambiente spielt, das vor allem meine norditalienischen Landsleute so lieben. Übrigens, einer der größten italienischen Verlage wird sich demnächst mit deinem Verleger in Verbindung setzen«, kündigte der Don an. »Wegen der Weltrechte.«
Ein schrecklicher Verdacht durchzuckte Palinski. »Kennen Sie einen Georg Maynar Verlag?«
»Keine Angst, bei der Annahme deines Manuskripts ist es völlig korrekt zugegangen. Soviel ich weiß«, beruhigte ihn sein …, ja, was war der Don inzwischen für ihn geworden? Oder würde er werden, falls Palinski dies zuließ? Mäzen war wohl der treffendste Ausdruck. Palinski wusste wieder einmal nicht, ob ihm das gefiel.
Klar gefiel es ihm! Aber wie alles im Leben war es eine Frage des Preises, den er dafür würde bezahlen müssen. Und die Höhe des Preises war noch völlig offen.
»Also, wie soll das ›Arrangement‹ aussehen, dessen Annahme über die Freilassung dieser jungen Frau entscheiden soll?«, fragte Palinski energischer als ursprünglich beabsichtigt. Aber die Zeit verrann, und Wiegele wartete wahrscheinlich schon sehnsüchtig auf seinen Anruf.
»Wir sind an der Aufrechterhaltung des komplizierten, aber doch recht ausgewogenen Status quo zwischen uns und dem Staat beziehungsweise der Gesellschaft interessiert«, erklärte Don Vito. »Wir sind bereit, dem Kaiser zu lassen, was des Kaisers ist. Aber auch unsere Existenz muss respektiert werden und gesichert bleiben. Ganz naive Geister meinen ja, dass das Böse aus der Welt vertrieben, völlig vernichtet werden kann. Aber du und ich wissen, dass das Böse ebenso zum Leben gehört wie das Gute. Wenn man es tatsächlich schaffte, uns zu vernichten, würde sich das entstehende Vakuum sofort wieder füllen. Im Gegensatz zu den bisher meist bekannten Größen ständen deiner Welt dann aber einige Unbekannte gegenüber. Ein bekannter Feind ist aber besser als ein unbekannter Freund.«
Er zündete sich eine Monte Christo an und zog genussvoll daran.
»Es geht also nicht um ein ›entweder oder‹, sondern um ein ›sowohl als auch‹. Friedliche Koexistenz hat man das früher in der Weltpolitik genannt. Und die Grenzen zwischen eurer und unserer Welt sind schwimmend, durchlässig. Wir möchten dich bitten, diese Koexistenz mit pragmatischer Vernunft zu sehen und ausgleichend auf überzogene Forderungen fundamentalistischer Idealisten des so genannten Guten zu reagieren.«
»Und wen muss ich umbringen?«, scherzte Palinski, obwohl ihm gar nicht danach war.
»Überhaupt niemanden.« Don Vito lachte wieder dieses bestimmte Lachen. »Das erledigen wir schon selbst.«
»Und Sie würden nicht versuchen, mich über ein gewisses Maß an, nennen wir es einmal ›pragmatischer Toleranz‹ hinaus vereinnahmen zu wollen?«
»Nein, nein, da kann ich dich wirklich beruhigen. Das würde ja die dir zugedachte Rolle eines ›Intermondiales‹, eines Mediators zwischen unseren beiden Welten, gefährden«, besänftigte ihn der Don.
Das leuchtete ein, fand Palinski. »Und wann würden Sie Marianne Kogler freilassen?«
»Das liegt ganz bei dir. Du bekommst von mir eine Telefonnummer und ein Codewort. Sobald du anrufst und das Wort nennst, wird diese Frau innerhalb weniger Stunden wieder zu Hause sein. Gleichzeitig bekommt die Polizei eindeutige Hinweise zur Lösung der beiden Verbrechen, die der aktuelle Anlass für dieses Treffen waren.« Die Stimme des Dons bekam plötzlich einen verärgerten Unterton.
»Eine Weltmeisterschaft der Killer müssen sie machen, diese Idioten. Als ob wir nicht schon genügend Probleme auch ohne so einen Blödsinn hätten. Und ausbügeln müssen wir
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