Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
die Freundin des Hauptkommissars auszuüben, also über seine Tochter.
Falls er, Bittner sich nicht dazu in der Lage sähe, sollte er es ruhig sagen, aber gleich. Dann würde man eben jemand anderen mit dieser Aufgabe betrauen.
»Ich weiß, dass du und dein Anselm euer Verhältnis geheim gehalten habt, hchn, hchn, hchn, aus verständlichen Gründen.« Bittner lachte fast schüchtern. »Aber deine Mutter und ich haben dennoch davon gewusst. Und wie ich befürchte, auch andere Menschen, die mit offenen Augen durchs Leben gehen. So habe ich mich eben entschlossen, dich selbst entführen zu lassen, um die Kontrolle über diese Aktion zu behalten.« Wieder hatte er Tränen in den Augen. »Ich würde es wieder machen, falls ich das müsste.«
»Und dann konntest du nicht anders, als dich selbst davon zu überzeugen, dass es mir gut geht?« Marianne war aufgestanden und zu ihrem Vater getreten. Sie bückte sich zu ihm und umarmte ihn. »Es ist dir sicher nicht leicht gefallen«, sagte sie gerührt. »Ich danke dir, Vater.«
»Und was jetzt? Wirst du mich bei der Polizei anzeigen?« Bittner blickte seine Tochter unsicher an.
»Ich denke, das Ganze bleibt unser Geheimnis.« Marianne lächelte. »Und zwar auch Mama gegenüber.«
»Besonders deiner Mutter gegenüber.« Bittner lächelte scheu. »Aber wird sich dein Hauptkommissar damit zufrieden geben?«
»Den überlasse nur mir«, beruhigte ihn seine Tochter. »Vielleicht erzähle ich ihm alles. Aber erst, wenn unsere Enkelkinder volljährig sein werden.«
»Vielleicht musst du gar nicht so lange warten«, meinte ihr Vater vieldeutig, aber Marianne achtete im Moment nicht darauf.
»Jetzt musst du mir aber noch eines versprechen«, verlangte sie. »Morgen früh gehst du zum Arzt. Dein Husten klingt gar nicht gut.«
* * *
Der Zug mit Palinski an Bord erreichte Singen um 19.48 Uhr. Hauptkommissar Wiegele erwartete seinen Freund am Bahnsteig und brachte ihn ins ›Bodenseehotel Lamm‹, wo er ein Zimmer für ihn reserviert hatte.
Auf der Fahrt hatte er ihm kurz von Mariannes Rückkehr erzählt und davon, dass sie sich von jetzt an zu ihrer Liebe bekennen würden, da ohnehin schon alle Bescheid wussten. »Ich bin froh, dass wir uns nicht mehr verstecken müssen. Übrigens, wir sind zum Abendessen eingeladen. Ich hoffe, das ist dir recht?«
Palinski wollte sich noch kurz frisch machen und vor allem mit Wilma telefonieren. Um den ungeduldigen Freund nicht zu lange von seiner Marianne fernzuhalten, schickte er Wiegele schon einmal los. »Du musst nicht warten, ich komme mit einem Taxi nach. Gib mir eine Stunde.«
Der Hauptkommissar protestierte kurz halbherzig und fuhr dann los. Palinski duschte kurz und klemmte sich dann sofort hinter das Telefon. Wilma schien schon auf seinen Anruf gewartet zu haben, denn sie meldete sich sofort.
Nachdem sich die beiden nach Art eines alten Ehepaares einige Nettigkeiten signalisiert hatten, hatte Wilma eine erste interessante Neuigkeit für ihn.
»Helmut Wallner hat dich gesucht«, berichtete sie aufgeregt. »Stell dir vor, der Fall mit der verbrannten Leiche ist jetzt gelöst. Bei der Toten handelt es sich um das amerikanische Au-pair-Mädchen. Die Frau des Architekten lebt noch. Sie hat sich als diese junge Frau ausgegeben und sich mit ihrer kleinen Tochter in Salzburg versteckt. Also Sachen gibt es.« Der Oberinspektor hatte noch ausdrücklich gebeten, Kommissar Wiegele seinen besten Dank auszurichten. »Ohne das Videoband wären die Mahrburgers mit ihrem Verbrechen durchgekommen.«
Na bitte, so hatte wenigstens sein Freund Helmut schon sein Erfolgserlebnis, dachte Palinski. »Ich bin etwas später bei den Bittners zum Abendessen. Anselm wird sich freuen, das zu hören.«
»Und Marianne kannst du ausrichten, dass sich Tina schon auf die Südamerikareise mit Guido freut. Das war eine hervorragende Idee von ihr«, merkte Wilma an.
»Ist dir schon etwas zu dem Manuskript eingefallen?«, wollte Mario jetzt endlich wissen.
»Nun ja«, bekannte seine Lebenspartnerin etwas kleinlaut, »das scheint so gewesen zu sein: Tina hat das Manuskript herumliegen sehen und es gelesen, als sie Grippe hatte. Dann hat sie Guido davon erzählt, und der wollte es auch lesen. Der Bub kann sich noch erinnern, eine Kopie gemacht und bei seiner nächsten Fahrt nach Hause mitgenommen zu haben. Die hat dann allem Anschein nach sein Vater in die Hände bekommen. Mehr weiß ich nicht.«
»Sehr gut«, freute sich Palinski, »das ist ja eine ganze
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