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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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ihr Vater an.
    »Das leichte Schlurfen nach deinem Unfall hört man aber nur mehr, wenn man sich mit verschlossenen Augen darauf konzentriert«, setzte sie noch einen drauf.
    »Ich habe mich also nicht geirrt. Du hast mich erkannt!« Bittner setzte sich in den Stuhl gegenüber. »Hchn, hchn, hchn. Das habe ich nicht vorhergesehen.«
    »Ich glaube, du wolltest insgeheim, dass ich dich erkenne.« Marianne sprach ganz leise und gelassen. »Ich habe mich zuerst sehr aufgeregt über deine Anwesenheit. Später hat mich die Tatsache deines Besuchs aber ungemein beruhigt. Komisch, nicht?«
    Sie setzte sich auf und blickte ihren Vater direkt an. »Ich möchte nur eines wissen: warum? Warum hast du zugelassen, dass diese Kerle mich festgehalten haben? Während du dort ein- und ausgegangen bist wie bei guten Freunden? Also: warum?« Jetzt erhob sie ihre Stimme, brüllte fast: »Warum, Vater? Ich will es verstehen!«
    Plötzlich hatte Ernst Bittner Tränen in den Augen. Marianne hatte ihren Vater noch nie zuvor weinen gesehen, und sie wusste nicht, ob ihr diese Premiere hier gefiel.
    »Ich fürchte, das wirst du nicht verstehen.« Er schüttelte betroffen den Kopf. »Ich verstehe es selbst nicht. Aber ich will versuchen, es dir zu erklären. Wenn jemand einen Anspruch darauf hat, dann du.« Er musste wieder hüsteln.
    Dann erzählte er ihr, wie er vor vielen Jahren über einen anscheinend überaus zufriedenen Klienten immer neue Kunden und Geschäfte vermittelt bekommen hatte. Die großzügigen Honorare hatten ihm und seiner immer größer werdenden Familie ein angenehmes, schließlich sogar luxuriöses Leben ermöglicht.
    »Irgendwann bist du dann der Sklave deines Lebensstils und tust alles, um ihn zu erhalten«, bekannte er. »Nicht nur des angenehmen Lebens wegen, sondern auch als äußeres Zeichen dafür, dass du es geschafft hast. Wenn du einmal einen Mercedes 450 gefahren hast, möchtest du in keinen Opel mehr einsteigen.« Er schüttelte den Kopf. »Der Vergleich klingt unglaublich banal, trifft den Nagel aber exakt auf den Kopf.«
    Mit der Zeit hatten ihm diese Klienten immer ausgefallenere Aufträge erteilt, Dinge verlangt, die ihn immer weiter in einen Graubereich hineingezogen hatten. »Ich habe nie etwas gemacht, was eindeutig verboten gewesen wäre. Aber nach einiger Zeit bin ich das Gefühl nicht mehr losgeworden, dass ich auf eine völlig harmlos wirkende Weise an Dingen beteiligt war, die zumindest im Grenzbereich zwischen Recht und Unrecht lagen. Hchn, hchn, da war es aber schon zu spät.«
    Danach hatte Bittner seine Bedenken verdrängt. Sich eingeredet, dass die Informationen, die er an bestimmte Personen weitergab, seinen Klienten gewisse Vorteile im Geschäftsleben verschafften.
    »Nichts Großes, nichts wirklich Verbotenes, in jedem Fall aber standeswidrig«, bekannte er. »Aber da waren dann das neue Haus, die Privatschulen, die Segeljacht in La Spezia und so weiter. Ich habe mich prostituiert, die Ideale meiner Jugend verraten und verkauft.«
    Marianne starrte ihren Vater ungläubig an. War das der Mann, den sie ihr Leben lang als Vorbild für Unbestechlichkeit, Gerechtigkeit und Fairness angesehen hatte? Und jetzt das.
    Bittner fuhr fort. »Eines Tages starb dann plötzlich ein Mann. Einer, über den ich einige Tage vorher scheinbar völlig harmlose Informationen weitergegeben hatte. Es war ein Unfall mit Fahrerflucht. So was kam eben vor, hatte die Polizei gemeint. Und die Akte nach einem Jahr unerledigt geschlossen. Seit damals bin ich mir nicht so sicher, ob meine Tätigkeit wirklich immer so harmlos war, wie sie mir erschienen oder eingeredet worden ist.«
    Diesem Unfall waren über die Jahre hinweg noch weitere gefolgt.
    »Und plötzlich fängst du an, dich zu fürchten. Zu überlegen, ob nicht auch du eines Tages das Opfer eines Autorowdys werden könntest. Oder als kerngesunder Mensch plötzlich einen Herzinfarkt bekommst.«
    Dann war Konsul Webernitz gestorben, angeblich von eigener Hand. Und Bittner hatte sich erinnert, dass er vor etwas mehr als einem Jahr seinen geheimnisvollen Kontaktmann über den Inhalt des Testaments seines Freundes und Klienten informiert hatte.
    »Seither geht mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf, dass Walters Tod etwas mit dieser Information zu tun haben könnte.«
    In diese Stimmung hinein kam dann ein Anruf, der von Bittner verlangte, etwas zu unternehmen, um die Nachforschungen Hauptkommissar Wiegeles einige Tage wirkungsvoll zu verzögern. Am besten, Druck über

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