Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
Menge. Wenn jetzt auch noch Emma und Marianne ›Spiele im Schatten‹ gelesen haben, haben wir ja einen Gesprächsstoff beim Abendessen«, scherzte er. Irgendetwas in seinem Unterbewusstsein begann sich wieder zu melden. Er wusste noch nicht was, aber das würde sich erfahrungsgemäß auch noch herausstellen.
* * *
Eine halbe Stunde später traf Palinski bei den Bittners ein. Das schöne Haus am Stadtrand Singens war ihm bereits von seinem Besuch im Herbst des vorigen Jahres bekannt. Inzwischen fühlte er sich hier bereits heimisch, ein bisschen war man schon so etwas wie eine Familie. Auch wenn sich die Kinder noch zu keinem Hochzeitstermin hatten durchringen können.
Die Damen des Hauses umarmten den ›Helden aus Wien‹ mit Tränen in den Augen und dankten ihm für seinen Einsatz zur Freilassung Mariannes. Ganz so, als ob er sie höchstpersönlich aus den Klauen blutrünstiger Mädchenhändler befreit hätte. Ja sogar die altersbedingt noch etwas spröde 17-jährige Verena, Mariannes jüngere Schwester, küsste ihn auf die Wange. So viel Getue um seinen Abstecher nach Taormina war ihm richtig unangenehm.
Von seinem Gespräch mit Don Vito berichtete er gerade soviel wie notwendig war, um gewisse Zusammenhänge zu erklären. Dann ging er auf das Manuskript ein, unterließ es aber, den von Wilma aufgezeigten Weg bis zum Anwalt zu erwähnen. Er achtete aber auf mögliche Reaktionen Bittners, doch der zeigte keinerlei Reaktionen. Na gut, dann würde er sich den Ernst eben noch unter vier Augen vornehmen müssen, dachte Palinski.
Wiegele schien sich bei den Bittners wohl zu fühlen. Wohl auch, weil Mariannes Eltern merkten, wie glücklich ihre Tochter mit diesem Mann zu sein schien. Und dem Anselm – was für ein seltener Name – einen entsprechend freundlichen Empfang bereiteten.
Er war zwar kein Banker, dachte Emma, aber immerhin Hauptkommissar. Mit guten Chancen, im Landeskriminalamt weiter Karriere zu machen, hatte ihr Mann gemeint. Das war ja auch nicht schlecht. Hauptsache, er behandelte ihre Tochter gut.
* * *
In seinen zweiten Abendnachrichten berichtete das Schweizer Fernsehen, dass die 34-jährige Geschäftsfrau Sylvia Leckmarein beim Verlassen ihrer Boutique in Zürich von einem mit überhöhter Geschwindigkeit fahrenden Motorradfahrer niedergerissen worden war. Für die schwer verletzte Frau war jede Hilfe zu spät gekommen. Sie war noch auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben. Wie das Kantonsspital Zürich später mitteilte, war die Tote im dritten Monat schwanger gewesen.
Von dem flüchtigen, mit Vollvisierhelm fahrenden Lenker fehlte noch jede Spur. Sachdienliche Hinweise wurden an die Kantonspolizei Zürich erbeten.
10
Mittwoch, 30. Oktober
Bittner hatte die halbe Nacht damit verbracht, über eine Lösung des Problems ›Erwin Kogler‹ nachzugrübeln. So sehr es ihm auch widerstrebte, dem miesen Kerl Geld zu geben, war er doch gewillt, sich und vor allem Marianne loszukaufen. Falls es nicht anders ging und seine liquiden und leicht zu Geld zu machenden Mittel dafür ausreichten. Auf keinen Fall würde er so weit gehen, das Haus zu verkaufen oder auch nur mit einer Hypothek zu belasten. Darüber hinaus würde er auch das als eiserne Reserve beziehungsweise als Polster für den Ruhestand gedachte Wertpapierpaket nicht antasten. Das kam überhaupt nicht in Frage. Eher wollte er den Kerl …
Während Bittner so dasaß und überlegte, wie viel Geld er aufbringen konnte, um Kogler den stinkenden Rachen zu stopfen, drang ein seltener, doch aber irgendwie vertraut klingender Name an sein Ohr. Rasch drehte er das Radio etwas lauter, in dem gerade die Kurznachrichten um 2 Uhr liefen.
»… eine Zürcher Geschäftsfrau, die Gerüchten nach mit dem vor kurzem verstorbenen Konsul Webernitz aus Singen liiert gewesen sein soll, starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Wie sich später herausgestellt hat, war die Frau im dritten Monat schwanger. Von dem flüchtigen Motorradfahrer fehlt derzeit noch jede Spur.«
Sylvia Leckmarein, schoss es ihm durch den Kopf. Das war die Frau, die Walter angeblich heiraten wollte und die den Erbanspruch ihres ungeborenen Kindes bei ihm deponiert hatte. Mein Gott, doch nicht schon wieder ein Mensch, den er zumindest mittelbar auf dem Gewissen hatte. Nahm denn das kein Ende mehr? Das Schreckliche an seiner Situation war, dass es gar nicht mehr darauf ankam, ob sein Fehlverhalten wirklich ursächlich mit gewissen unklaren Todesfällen in seiner
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