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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Umgebung in Zusammenhang stand oder nicht. Nein, inzwischen reichte schon die hypothetische Annahme, es könnte so gewesen sein, um sein Schuldbewusstsein zum Ausbruch kommen zu lassen.
    War es die Möglichkeit der Testamentsanfechtung, die potenzielle Gefahr, das reichliche Erbe mit einem Kind teilen zu müssen, die diese Leute zu diesem ultimativen Schritt veranlasst hatte? Leute, die von ihm erst auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht worden waren. Wenn dem so war, dann hätte er die Leckmarein auch gleich selbst erwürgen können. Direkt in seinem Büro. Damit wäre wenigstens endlich Schluss mit diesem schrecklichen Zustand gewesen, in dem er sich jetzt schon seit Jahren befand. Aus dem er keinen Ausweg sah, außer einem.
    Er versuchte, sich wieder auf dieses Aas von einem Schwiegersohn zu konzentrieren. Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte und dann noch drei Mal addieren. Aber mehr als 350.000 Euro, vielleicht 400.000, wenn er seine geliebte Münzsammlung auch noch opferte, waren einfach nicht drin.
    Also entweder der Mistkerl nahm den Betrag oder er ließ es bleiben. Mehr gab es nicht. Dann musste er sich eben etwas anderes einfallen lassen.
    Bittner wäre nie so ein erfolgreicher Anwalt geworden, hätte er sich nicht schon früh angewöhnt, immer in Alternativen zu denken und jederzeit noch mindestens eine weitere Option bereit zu haben.
    Im Augenblick wusste er zwar noch nicht, wie diese Option im gegenwärtigen Fall aussehen würde. Aber er wusste, dass diese Option vorhanden sein würde, sobald er sie benötigte.
    In seinem Hinterkopf begann bereits ein Plan zu reifen. Und was für einer. Auch Bittner konnte teuflisch gemein sein.
     
    * * *
     
    Auch Palinski hatte noch während der Nacht schwere Gedanken gewälzt. Nachdem der unmittelbare Druck der Entscheidung in Zusammenhang mit Marianne Kogler weggefallen war, beschäftigten ihn Zweifel philosophischer Natur. Auf einen Nenner gebracht, liefen diese Zweifel auf die Frage hinaus, welche Verantwortung ein Autor eigentlich für sein Tun, für durch seine Fantasien inspirierte oder sogar ausgelöste Verbrechen und ihre Folgen zu übernehmen hatte.
    Auch jetzt, auf dem Weg vom Hotel zu seinem Freund Wiegele ließ ihn die Problematik nicht los.
    Sicher, man konnte sich immer auf die Argumentationslinie der Waffenhersteller zurückziehen und sagen, dass nicht der Colt oder die Winchester einen Menschen töten, sondern immer der Mensch selbst. Juristisch war das möglicherweise sogar in Ordnung, aber moralisch? So leicht durfte man es sich nicht machen.
    Wahrscheinlich kam es auf den Vorsatz an. Es musste ja wohl ein Unterschied sein, ob man eine ›Anleitung zum Morden‹ schrieb oder einen Kriminalroman. Was aber, wenn man einen Krimi schrieb und ihn ohne Hintergedanken ›Anleitung zum Morden‹ nannte? Und irgendein Idiot die Ironie nicht begriff, die mit diesem Titel transportiert werden sollte. Oder man vielleicht gar nicht in der Lage war, diese Ironie richtig ›rüberzubringen‹, wie es so schön hieß?
    Mord war eine sehr ernste Sache, die man auch entsprechend ernst behandeln musste. Oder in einer unmissverständlichen Art und Weise so überzeichnen musste, dass das ›Augenzwinkern‹ des Autors permanent erkennbar war. Aber welchem Leserniveau musste man die Ironie, manchmal auch den Zynismus, anpassen? Um von möglichst vielen verstanden und gleichzeitig von möglichst wenigen milde belächelt zu werden?
    Palinski hatte sich bei seiner bisherigen schriftstellerischen Tätigkeit immer um einen qualitativ vertretbaren Mittelweg bemüht. Und das war ihm auch ganz gut gelungen, hatte er bis jetzt gefunden. Bis dann plötzlich so ein Kretin daher kam, jemanden mit einem Laserpointer attackierte und fast zu Tode gebracht hätte. Der Gedanke an Wiegeles Kollegen, der Gott sei Dank überleben, wahrscheinlich aber auf einem Auge blind bleiben würde, trieb ihm die Tränen in die Augen.
    Am besten, er hörte mit dem Schreiben überhaupt auf. Aber so leicht wollte er es sich doch auch wieder nicht machen.
    Entschlossen, auch mit diesem moralisch-ethischen Problem fertig zu werden, betrat Palinski die Polizeidienststelle in Singen.
     
    * * *
     
    Dr. Erwin Kogler versuchte jetzt schon zum dritten Mal, seinen Schwiegervater zu erreichen. Er war sicher, dass sich der alte Taktiker bisher hatte verleugnen lassen, um ihn zu verunsichern. Aber nicht mit ihm. Diese Spielchen hatte er bei den diversen Seminaren und Coachings auch kennengelernt und

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