Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
gelegentlich schon durchaus erfolgreich eingesetzt. Wenn sich der Alte weiter so aufführte, würde er den Preis einfach auf 600.000 Euro hinaufsetzen. Ihm konnte das eigentlich nur recht ein.
Jetzt schien es endlich zu klappen. Im Gegensatz zu den früheren Versuchen hatte Herma, Bittners Chefdrachen im Vorzimmer, nur gesagt: »Ich verbinde.« Und jetzt wartete er darauf, dass sich sein Gesprächspartner endlich meldete.
Und das tat Bittner schließlich auch. »Guten Morgen, Erwin, tut mir leid, dass du warten musstest. Aber ich musste noch einige Sachen klären.«
Alles nur psychologische Finten, wusste Kogler, aber was sollte es. Hauptsache, es klappte mit dem Geld.
»Na, und?«, brachte er sein übermächtiges Interesse in die knappste Frageform.
Bittner schien sich an der demonstrativen Unhöflichkeit seines Schwiegersohns nicht weiter zu stoßen. »Ich kann dir 350.000 Euro anbieten, langfristig auf 12 Jahre, verzinst zu 3,5 Prozent, also Vorzugskonditionen«, bot der Anwalt an. »Im Gegenzug unterschreibst du endlich die Scheidungsvereinbarung und verzichtest auf weitere Ansprüche gegenüber Marianne oder sonst jemanden aus unserer Familie.«
»Aber so geht das nicht«, protestierte Kogler. »Mit diesem Betrag ist mir nicht geholfen. Ich brauche mindestens 500.000, eher noch mehr. Mit den anderen Bedingungen bin ich einverstanden.«
»Tut mir leid, Erwin, aber mehr gibt es nicht. Ich bin zwar ein durchaus wohlhabender Mann, aber kein Krösus.« Bittner war fast froh über die Ablehnung, denn die mögliche Alternative hatte bereits Konturen angenommen. Nicht, dass ihm diese Ersatzoption wirklich besser gefiel, immerhin aber von Minute zu Minute mehr. Ihm war bewusst, dass er Blödsinn dachte, betrachtete das aber als gutes Zeichen. Erwin konnte ihm keine Angst mehr einflößen und hatte daher jede Macht über ihn verloren.
»Also, etwas wirst du dich schon noch anstrengen müssen, Ernst«, meldete sich Kogler wieder. »Sonst werdet ihr mich nicht los und ich teile mit euch die Schande.« Er lachte hässlich.
»Gut, dann muss ich mir noch etwas einfallen lassen«, lenkte der Anwalt scheinbar ein. »Ruf mich abends noch einmal an.«
»Gut.« Kogler war hörbar zufrieden. »Ich habe mir gleich gedacht, dass du deine Karten noch nicht gänzlich aufgedeckt hast. Aber vergiss nicht, morgen früh ist deadline.« Dann legte er auf.
Das könnte durchaus zutreffen, ging es Bittner durch den Kopf. Dabei summte er zufrieden vor sich hin, nahm den Hörer nochmals ab und wählte eine auswärtige Nummer. Gleich darauf meldete er sich mit einem Namen, der nicht der seine war, zumindest nicht offiziell und gab seinem Gesprächspartner einige sehr präzise Anweisungen.
So, jetzt musste er noch zum Arzt, erinnerte er sich nach dem Auflegen. Ganz so, wie er es Marianne versprochen hatte.
* * *
Palinskis Bericht über sein Gespräch mit Don Vito war eine Gratwanderung. Ein Kompromiss zwischen dem eher extrovertierten Plauderer, der normalerweise nicht hinter dem Berg hielt, und dem vorsichtigen ›Intermondiales‹, dem die Warnungen des alten Paten fest eingemauert im Hinterkopf saßen. Es war das erste Mal, dass er ein heikleres Gespräch führen musste und dabei die unmissverständlichen Warnungen des alten Mafioso zu beachten hatte. Er hoffte nur, dass Wiegele diese gewisse Befangenheit nicht bemerkte oder zumindest nicht falsch interpretierte.
»Der Mann ist einerseits sehr einnehmend. Charmant, intelligent und hoch gebildet«, erzählte er gerade. »Auf der anderen Seite habe ich mich zeitweise gefühlt wie der berühmte Hase, der von der Schlange hypnotisiert wird. Dann hatte ich wieder das gute Gefühl, dass er mir nach wie vor wegen der Sache mit seinem Enkel durchaus wohl gesonnen war. Letztlich ist das Ganze ja deswegen so gut und problemlos gelaufen, weil er mir gegenüber noch eine Dankesschuld abzustatten gehabt hat.«
Das musste genügen. Die Erklärung war zwar nicht ganz richtig, aber auch nicht falsch. Ohne die seinerzeitige Rettung Enricos wäre er sicher nicht in diese Situation gekommen.
»Don Vito hat vor allem den Vorfall mit deinem Kollegen Vondermatten sehr bedauert. Sie wollen ihm sogar ein Schmerzensgeld bezahlen.«
Palinski ertappte sich dabei, wie er unbewusst um Sympathie für diese Verbrecherbande zu werben begann. Also setzte er schnell hinzu: »Als ob das etwas ändern würde.«
Wiegele sah das offenbar etwas pragmatischer. »Also, falls der Kollege eines Tages 10.000
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