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Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper

Titel: Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rip Gerber
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die Frau zu.
    »Guten Abend Madam«, sagte er mit lauter Stimme. »Entschuldigen Sie bitte, dass ich einfach hereingekommen bin, aber die Tür war offen, und Sie haben mein Klingeln
nicht gehört.« Die Frau im Sessel bewegte ihren Kopf, sagte aber nichts. Ben ging mit raschen Schritten auf sie zu. Mit dieser Frau stimmte etwas nicht.
    Sie hatte kurzes, blondes Haar, das vom Flackern des heruntergebrannten Feuers einen rötlichen Schimmer bekam, und trug einen dunkelblauen Jogginganzug, auf dem ein großes, weißes Nike-Logo prangte. Sie bewegte den Kopf von einer Seite auf die andere, konnte aber kein Wort sagen, denn über ihrem Mund befand sich ein breiter Streifen hellgrauen Textilklebebands. Mit demselben Klebeband war sie mit Händen und Füßen an den Sessel gefesselt, so dass sie sich nicht bewegen konnte.
    Die Frau sah Ben mit vor Angst geweiteten, blauen Augen an, als ob er ihr gleich etwas Schreckliches antun würde. Ben trat auf sie zu und riss ihr mit einem entschlossenen Ruck das Klebeband vom Mund. Die Frau holte so tief Luft, dass es sich anhörte wie ein aufheulender Staubsauger. Irgendwo hatte er ihr Gesicht schon einmal gesehen.
    »Er ist noch da!«, flüsterte sie.
    »Wer? Martin Larrick?«
    »Nein. Er! Seien Sie leise!«
    Ben versuchte, auch die Arme der Frau zu befreien, aber ihre Handgelenke wurden von mehreren Lagen des aus starkem Stoff bestehenden Klebebands an den Armlehnen des Sessels festgehalten. Er sah sich nach einem Werkzeug um, mit dem er es durchschneiden konnte, fand aber nichts.
    »Wer ist noch da?«, fragte er noch einmal, diesmal auch im Flüsterton.
    »Der Mann, der mich gefesselt hat. Ich weiß nicht, wer er ist. Er ist hinauf in den ersten Stock gegangen.«

    Ben drehte sich um. Er brauchte eine Schere oder ein Messer, um die Frau zu befreien. Links von ihm befand sich ein langer Esstisch, auf dem ein prächtiger Strauß Sommerblumen stand, dahinter gab es einen offenen Durchgang mit Rundbogen.
    »Bin gleich wieder da«, sagte er zu der Frau und ging auf Zehenspitzen zu dem Durchgang, der, wie er vermutet hatte, in die Küche führte.
    Der Geruch nach frischem Kaffee war hier besonders intensiv, mischte sich aber mit einer anderen, seltsam süßlichen Geruchsnote, die Ben irgendwie an rohes Rindfleisch erinnerte. Er tastete nach einem Lichtschalter, und als er einen fand, sprangen über einer langen Arbeitstheke mehrere Neonröhren an und tauchten eine grausige Szene in ihr kühles, leicht grünliches Licht.
    Der Boden war übersät mit einem wilden Durcheinander von Lebensmitteln, Geschirr und Küchenutensilien. Es sah aus, als hätte jemand mit beiden Armen die Arbeitsflächen leergefegt und alles, was darauf stand, hinunter geworfen. Zwischen zerbrochenen Tellern und Schüsseln sah Ben Äpfel, Knoblauchzehen, ein zu Bruch gegangenes Joghurtglas, eine Pfeffermühle, einen Messerblock mit Messern sowie eine angebrochene Packung Müsli, deren Inhalt sich über den ganzen Küchenboden verteilt hatte.
    Mitten in diesem Durcheinander lag Dr. Martin Larrick auf dem Rücken, das rosa Hemd und die blaue Hermes-Krawatte voller dunkelroter und brauner Flecken, und starrte mit weit aufgerissenen Augen hinauf zur Küchendecke. Larrick hatte mehrere tiefe Schnittwunden an beiden Unterarmen, und auf seiner Brust lag ein feuchter, noch dampfender Papierfilter voller dunkelbraunem Kaffeesatz. Am
meisten erschrak Ben, als er Larricks Gesicht sah. Es war violettfarben angelaufen und hatte Wangen, die so aufgebläht waren wie die eines Goldhamsters. Zwischen den dunkelblauen Lippen, die jemand mit blutgetränktem Faden in kruden Zickzackstichen zusammengenäht hatte, hing etwas heraus, das Ben zunächst für ein Stück Schnur hielt. Erst als er sich über den Commissioner beugte, um ihm an der Halsschlagader den Puls zu fühlen, erkannte er, dass es der Schwanz eines Nagetiers sein musste, einer Maus oder einer kleinen Ratte. Ben hielt beide Hände vor den Mund, um sich nicht zu übergeben. Der Schwanz und die Masse, die Larricks Wangen nach außen wölbte, bewegten sich noch!
    Ben kämpfte mit aller Kraft gegen eine in ihm aufwallende Übelkeit an, die wie eine Welle über ihm zusammen zu schlagen drohte. Er spürte, wie es am Rand seines Gesichtsfeldes schwarz zu werden begann, und holte hinter seinen Handflächen tief und stoßweise Luft. Er durfte jetzt nicht zusammenklappen. Die Frau drüben im Wohnzimmer brauchte seine Hilfe, er musste ihr die Fesseln durchschneiden und dann die Polizei

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