Killerwelle

erzeugt, die Wasser in die Ballasttanks sogen und Luft herausdrückten. Sie dachten gar nicht daran, die Ladung zu justieren – sie hatten das Schiff längst aufgegeben und versenkten es gerade.

15
    »Bring uns auf die andere Seite«, drängte Cabrillo.
    So geschickt und schnell wie eine Libelle lenkte Adams den Hubschrauber um den Bug des Schwerlastschiffes herum und an seiner Steuerbordreling entlang. Ebenso wie auf der gegenüberliegenden Seite des Schiffes waren die Davits ausgefahren, und vom Rettungsboot war nichts mehr zu sehen. Es gab jedoch auch keinerlei Anzeichen dafür, dass die Pumpen eingeschaltet worden waren. Sie füllten die Ballasttanks nur auf einer Seite des Schiffes, damit die Hercules unter dem gewaltigen Gewicht der J-61-Bohrinsel kenterte.
    »Bring uns runter, so schnell du kannst! Wir müssen diese Pumpen stoppen!«
    »Juan«, sagte Max, »was ist, wenn sie Linda mitgenommen haben?«
    Cabrillo rief die Oregon. Hali Kasim meldete sich sofort. »Was ist los, Chef?«
    »Hali, haben wir während der letzten Stunde ein Signal von Lindas Ortungschip empfangen?«
    »Nein, und ich habe einen meiner Schirme auf ihre Frequenz eingestellt.«
    »Warte einen Moment.« Cabrillo schaltete auf den internen Kommunikationskanal des Hubschraubers um. »Da hast du deine Antwort, Max. Sie ist noch an Bord. Gomez, setz uns unten ab. Hali, hörst du mich noch?«
    »Aber klar doch.«
    »Wir haben die Hercules gefunden, aber es sieht so aus, als versenkten sie das Schiff gerade. Du hast unsere Position?«
    »Ich sehe euch in einhundertdreiundzwanzig Kilometern und fünfundvierzig Grad von unserem Kurs.«
    »Komm so schnell hierher, wie du kannst. Hol aus der Oregon alles raus, was in ihr steckt, wenn nötig auch noch mehr.« Juan unterbrach die Verbindung. »Kurze Planänderung, Gomez, setz mich an der Spitze des Bohrturms ab, und dann versuch mit Max einen Weg zu finden, um die Pumpen stillzulegen.«
    »Willst du Linda suchen?«, fragte Hanley.
    »Wenn alles andere nicht klappt, können wir immer noch springen«, sagte Juan und wusste gleichzeitig, dass seine Idee aus der Verzweiflung heraus geboren war und am Ende vielleicht für sie beide den Tod bedeuten konnte. Der sorgenvolle Ausdruck, der über Max’ Gesicht glitt, sagte Cabrillo unmissverständlich, dass auch Hanley dieses Vorhaben als ziemlich töricht betrachtete. Juan zuckte die Achseln, als wollte er sagen: Was können wir sonst tun? Er nahm wenigstens ein Walkie-Talkie an, das Max aus einem Gerätefach unter dem Rücksitz geholt hatte. Max hatte das Gegenstück dazu.
    »Willst du nicht, dass ich mehr Leute von der Oregon hierherhole?«, fragte Adams, während er den Hubschrauber am aufragenden Bohrturm aufsteigen ließ.
    »Ich will nicht, dass sie ihre Fahrt zurücknimmt, egal aus welchem Grund«, erwiderte Cabrillo.
    Gomez zentrierte den Helikopter über dem Landeteller. Cabrillo vergeudete nicht die Zeit, die es dauerte, um den Helikopter präzise in Position zu bringen. Er öffnete seine Sitzgurte, stieß die Tür auf und sprang einen Meter tief aufs Deck, wobei seine Kleidung und sein Haar von dem wuchtigen Abwind des Rotors gepeitscht wurden. Der 520 schwebte weiter zum Heck hinüber, wo genügend freie Deckfläche wartete, um sicher aufsetzen zu können.
    Die Landung erschütterte Juans verletzte Schulter und jagte einen stechenden Schmerz durch seine Brust. Er zuckte zusammen und ignorierte ihn so gut es ging.
    Aus gut siebzig Metern Höhe betrachtet, erschien die leichte Schlagseite, die sie vom Hubschrauber aus bemerkt hatten, um einiges stärker, und Cabrillo war gezwungen, sich der Neigung entgegenzulehnen, um seinen sicheren Stand zu behalten. Er hatte keine Ahnung, ob die Oregon rechtzeitig eintreffen würde.
    Zunächst schaute er sich um. Es war nicht zu übersehen, dass der Bohrturm älteren Datums war. Überall drang Rost durch die verblichene und abblätternde Farbe. Die Decks waren voller Flecken und Dellen, wo Ausrüstungsteile dank der Schlampigkeit unaufmerksamer Kranführer unsanft aufgeschlagen waren. Nur wenig loses Material stand oder lag herum. Er entdeckte einen größeren Behälter, der mit zehn Meter langen Röhren, Bohrgarnitur genannt, gefüllt war. Sie wurden unter dem Derrickkran zusammengeschraubt, um das Loch in die Erde zu bohren. Schwere Ketten hingen wie industrielle Ziergirlanden vom Bohrturm herab. Um deutlich zu machen, dass die Plattform verlassen war, fehlten Juan nur noch der Schrei eines Koyoten und ein