Killerwelle
eingehend, ehe er alles wieder zusammensetzte. Das Gleiche tat er mit der Heckler & Koch MP5. »Sie sind offenbar in hervorragendem Zustand.«
Juan reichte Smith ein Paar Gehörschützer und setzte dann sein eigenes Paar auf. Er griff unter den Tisch, holte einen gelben Eisbrocken hervor und schleuderte ihn so weit er konnte über die Reling. Er schlug mit einem hohen Spritzer auf der Wasseroberfläche auf, sackte ein Stück ab und kam dann wieder hoch.
Smith steckte ein Magazin in die H&K und spannte die kurzläufige, kleine Waffe. Er legte den Sicherungsbügel um, schaltete auf Einzelschuss und brachte sie an die Schulter. Er feuerte, Pause, und feuerte dann drei weitere Schüsse in schneller Folge ab. Alle vier Kugeln trafen das Eis, das bei der Geschwindigkeit, mit der das Schiff durchs Wasser pflügte, fast einhundert Meter an Backbord entfernt war, als die letzte Kugel einschlug. Smith wartete, bis das Eis noch weiter abgetrieben war und sich fast außerhalb der Wirkungsreichweite der Maschinenpistole befand, und feuerte nun noch zwei weitere Schüsse ab. Die erste Kugel verfehlte das Ziel und schleuderte eine winzige Wasserfontäne hoch. Die zweite traf den bereits deutlich verkleinerten Eisblock in der Mitte und teilte ihn in zwei Hälften.
»Gut geschossen«, lobte Juan. »Noch mal?«
»Bitte.«
Cabrillo warf einen zweiten Eisklotz über Bord. Diesmal feuerte Smith dreischüssige Salven, die Eistrümmer durch die Luft wirbeln ließen. Der Block wurde regelrecht zertrümmert. Sie wiederholten diese Übung mit der Pistole. Smith leerte das Magazin mit der Präzision eines Metronoms. Jeder Schuss war ein Treffer.
»Zufrieden, oder wollen Sie weitermachen?« Cabrillo musste zugeben, dass Smith sein Gewerbe beherrschte.
»Ich muss gestehen, dass ich in letzter Zeit wenig Praxis hatte, was automatische Waffen betrifft. Die Schweizer Behörden sehen ihren Besitz nicht so gerne. Daher würde ich gern noch ein wenig mit der MPs weiterüben.«
»Kein Problem.«
Sie machten noch für etwa zwanzig Minuten weiter, indem Juan Magazine lud, während Smith Eisblöcke zertrümmerte. Am Ende traf er mit jeder Salve, ganz gleich, wie weit das Ziel vom Schiff entfernt war.
Max’ Stimme plärrte plötzlich aus dem Lautsprecher, der unter dem Laufgang installiert war, der um den gesamten Decksaufbau herumführte. »Sofort Feuer einstellen! Wir haben Radarkontakt in fünf Meilen.«
»Wäre nicht so gut, wenn sie uns hören«, sagte Juan und nahm Smith die Maschinenpistole aus den Händen. Er zog das Magazin heraus und warf die Patrone aus, die sich bereits in der Kammer befand. »Die Munition nehme ich an mich, die Waffen bleiben bei Ihnen. Eine reine Sicherheitsmaßnahme. Nichts für ungut. Ich lasse Ihnen ein Reinigungsset in die Kabine bringen. Brauchen Sie sonst noch etwas?«
»Ich habe mein Satellitentelefon, aber was ist mit taktischer Kommunikation?«
»Sie erhalten ein Funkgerät.«
»Dann bin ich komplett.«
»Ja«, sagte Juan, »das sind Sie wirklich.«
Smith quittierte das Kompliment mit einem leichten Kopfnicken.
9
Nach dem Entfernen der Türen und Schallschutzplatten war es im Inneren des Hubschraubers so laut wie in einem Stahlwerk während eines Gussvorgangs. Dabei befand sich der Turbinenmotor nur im Leerlauf. Lediglich Gomez Adams hatte einen ordnungsgemäßen Sitz. Alle anderen waren ausgebaut worden, um Gewicht einzusparen. Daher waren Linda, MacD und Smith mittels Gurten, die für das Sichern von Fracht vorgesehen waren, im hinteren Teil des Hubschraubers direkt an die Kabinenwand geschnallt. Juan saß neben dem Piloten auf einem Klappsessel, der am Boden festgeschraubt war.
Zwischen den Passagieren befand sich ein Berg persönlicher Ausrüstungsgegenstände inklusive Verpflegung, Waffen, Munition, GPS-Gerät und Headsets für die taktischen Funkgeräte. Neben Smith verfügten auch Cabrillo und Linda über Satellitentelefone.
Juan war es gar nicht in den Sinn gekommen, ihre Ausrüstung im Boot zu verstauen, da die – wenn auch nur geringe – Gefahr bestand, dass ihr etwas zustoßen konnte. Das Einzige, was er hatte ins Boot laden lassen, waren gut siebzig Liter Trinkwasser. Er rechnete sich aus, dass bei der tropischen Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit jeder von ihnen pro Tag sicherlich mindestens dreieinhalb Liter trinken würde.
Gomez hatte den Motor ausreichend warmlaufen lassen und fragte schließlich: »Sind alle bereit?« Seine Stimme wurde durch die Kopfhörer gedämpft, die
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