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Killerwelle

Titel: Killerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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jeder trug.
    Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern gab sofort Gas. Der Rotorabwind fegte wie ein Sturm durch den Chopper. Der Kopfhörer hielt Lindas Baseballmütze an Ort und Stelle fest, doch ihr Haar, das sie mit einem Gummiband zusammengerafft hatte, tanzte wie der Schwanz einer aufgeregten Katze.
    Lärm und Wind steigerten sich zu einem Crescendo, das den Helikopter bis in die letzte Schraube durchschüttelte. Und dann, als sich die Maschine vom Deck löste und aufstieg, kehrte plötzlich Ruhe ein. Die Oregon lag völlig bewegungslos im Wasser, und es herrschte kein Querwind, daher konnte Gomez die Maschine genau über dem großen H auf der Ladeklappe halten. Ein Stück voraus beobachtete der Lademeister das Stahlkabel, das sich nach oben zur Winde des Helikopters spannte. Während der Chopper höher stieg, straffte sich das Kabel allmählich. Dabei ließ Gomez den Hubschrauber behutsam vorrücken, so dass er sich genau über dem Schlauchboot befand, als das Drahtseil die gesamte Last tragen musste.
    So vorsichtig wie ein Chirurg bei einer heiklen Operation hievte er das Boot von seinem Tragegestell hoch. Dabei erreichte die gesamte Last beinahe die Leistungsgrenze des Choppers. Adams wartete einen kurzen Moment, als wolle er seiner Maschine Gelegenheit geben, sich an das Gewicht zu gewöhnen, das unter ihrem Bauch hing. Und genauso schnell hievte er das Boot vom Deck und bugsierte es zwischen den Heckkränen hindurch. Sobald sie die Reling unter sich hatten, schob Adams den Gashebel weiter vor, und nun nahmen sie Kurs nach Osten, wo der Urwald als dunkler Schatten dicht unterhalb des Horizonts zu erahnen war.
    »Wie fühlt es sich an?«, fragte Juan den Piloten.
    »Als schleppten wir ein Pendel, das unter uns frei hin und her schwingt. Das Boot mag ja wie ein Delphin durchs Wasser gleiten, aber im Augenblick hat es die Aerodynamik eines Scheunentors. Ich hoffe, du hast nicht vor, den Kahn nach Abschluss der Mission mit dem Hubschrauber zum Schiff zurückzubringen.«
    »Das würde ich gern tun, wenn es möglich ist«, gestand Juan. »Ich erinnere mich allerdings, dass in unserem Vertrag davon die Rede war, dass uns auch sämtliche Ausgaben ersetzt werden.«
    »Gut. Dann schreib das verdammte Ding ab. Die Belastung, der wir die Flugzeugzelle und die Rotoren aussetzen, ist einfach so groß, dass es sich kaum lohnt, die Maschine wieder nach Hause zu bringen.«
    Cabrillo lachte. Sich zu beklagen, war Adams’ Methode, Stress abzubauen. Max Hanley war genauso. Juan hatte zwar das Gefühl, dass ihm Humor ein wenig half, aber in Wahrheit ließ er ausdrücklich zu, dass sich dieser Stress vor einer Mission in ihm aufstaute. Es war wie das Aufziehen einer Uhrfeder – und somit eine Energie, die er später, wenn er sie brauchte, freisetzen würde. Je gefährlicher eine Mission war, desto angespannter und explosiver reagierte er. Im Moment jedoch – und bis sie die Grenze nach Myanmar überquert hätten – war er absolut entspannt. Danach, das wusste er, würde die Anspannung zunehmen. Wie immer hoffte er, dass er sie nicht freizusetzen brauchte, zumindest nicht bis er wieder an Bord des Schiffes war und nach gut hundert schnell geschwommenen Bahnen im Swimmingpool der Oregon unter einer heißen Dusche stand.
    Da der Helikopter so extrem überladen war, blieb Adams mit der Geschwindigkeit bei etwa sechzig Knoten. Aber es schien, als seien nur ein paar Minuten verstrichen, als sie auch schon gerade hoch genug über den weißen Sand eines Strandes donnerten, um mit dem Boden des Schlauchbootes nicht die Mangroven im Sumpfgebiet unter ihnen zu streifen. Das war es, ein dünner heller Streifen Sand, der eine Welt tiefblauen Wassers von einer ebenfalls monochromatischen Welt grünen Dschungels trennte.
    Dieser schien sich ins Grenzenlose zu erstrecken, passte sich den Launen und Eigenheiten der Topographie an und bedeckte dabei jeden Quadratzentimeter des Untergrunds, auf dem er wucherte. Noch befanden sie sich in Bangladesh, aber Juan wusste, dass sich der Urwald lückenlos bis zur Küste von Vietnam hinzog und im Grunde eine terra incognita war – unbekanntes Land. Buzz Aldrin hatte die Mondoberfläche einst als wundervolle Einöde beschrieben. Dies hier war etwas ganz Ähnliches, nur war die Landschaft in diesem Fall grün, allerdings fast genauso lebensfeindlich.
    Sie waren derart überladen, dass der Hubschrauber kaum verhindern konnte, dass das unter ihm hängende Boot Bekanntschaft mit den größeren Bäumen

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