Killerwelle
das Gerät an seinen Gürtel. Er hatte einen Partner, der neben ihm stand. Der erste informierte seinen Begleiter über den Inhalt des Gesprächs, und dann begannen die beiden, aufmerksamer auf den Verkehr zu achten.
»Was denkst du?«
»Ich denke«, erwiderte Cabrillo, »dass der Tanz gleich beginnt. Hast du eine Waffe?«
»Im Handschuhfach.«
Juan öffnete es und holte eine Glock 21 hervor, die für die Verwendung von Kaliber-.45-Patronen modifiziert worden war. Die Geschosse stoppten alles, das kleiner war als ein angreifender Elefant.
Die beiden Soldaten entdeckten den großen weißen Lieferwagen zwischen den Limousinen, Taxis und Radfahrern, und ihre Körperhaltung änderte sich schlagartig. Die Hände rutschten zu den Waffen, und sie spannten sich an. Außerdem wurde ihre Gangart zielstrebiger.
»Ich möchte diese beiden Männer nicht töten müssen«, sagte Juan.
»Dann halt dich fest.«
Eddie rammte den Fuß aufs Gaspedal und kurbelte am Lenkrad, so dass der Lieferwagen das Heck eines Kleinwagens chinesischer Bauart streifte, dessen Marke keiner von ihnen kannte. Die Reifen qualmten und hinterließen schwarze Linien auf dem Asphalt, als der Lieferwagen das winzige Vehikel aus dem Weg schob.
Die Soldaten rannten los. Juan schob den Kopf aus dem Seitenfenster und schoss über die abfallende Kühlerhaube hinweg. Er zielte auf den qualmenden Grillofen eines Straßenhändlers, der irgendwelche Fleischspieße anbot. Der Eisenbehälter kippte mitsamt seinem Ständer um und krachte klirrend auf den Boden, während die beiden Soldaten auf Tauchstation gingen. Glühende Holzkohle regnete auf den Bürgersteig und bildete qualmende Glutnester. Sie trafen auch die Soldaten, so dass deren vordringliche Sorge für eine Weile dem eigenen Schutz und nicht dem Lieferwagen galt.
Seng räumte den Wagen endlich vollends aus dem Weg, so dass er den Lieferwagen auf der anderen Straßenseite gegenüber den Soldaten auf den Bürgersteig lenken konnte. Er stützte sich auf den Hupknopf und raste weiter. Passanten brachten sich mit verzweifelten Sprüngen in Sicherheit, und vor den Läden ausgestellte Waren wurden durch die Luft katapultiert. Er riss das Lenkrad an der nächsten Kreuzung, die glücklicherweise frei war, herum und gelangte auf den Asphalt zurück.
»Wir haben höchstens ein paar Sekunden gewonnen«, sagte er und schaute in die Seitenspiegel. »Irgendwelche Ideen?«
»Lass den Lieferwagen stehen.«
Hux musste ihn gehört haben, denn sie rief: »Ich möchte MacD so wenig wie möglich bewegen.«
»Ich fürchte aber, wir haben keine andere Wahl. In der Stadt wimmelt es von Soldaten, die nach uns Ausschau halten. Wir brauchen ein anderes Fahrzeug.«
Eddie lenkte ihren Wagen von der Straße auf den Parkplatz eines Tempels mit goldenem Dach. Das Gebäude war fast fünfundzwanzig Meter hoch und glänzte trotz des dichten Smogs. Mehrere Mönche in safrangelben Gewändern fegten den Staub von der Eingangstreppe. An der Seite parkte eine lange Reihe Tuk-Tuks, die man mieten konnte. Eddie stoppte den Lieferwagen vor der Reihe und sprang hinaus. Die dreirädrigen Rikschas mit ihren 50-Kubikzentimeter-Motoren boten Platz für drei Personen und waren so unauffällig und anonym wie Yellow Cabs in Manhattan.
Seng zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und ging einfach auf den nächsten Fahrer zu. Sein Verhandlungsgespräch bestand darin, dass er mit dem Schlüssel klingelte, zuerst auf den Lieferwagen und dann auf den dreirädrigen Flitzer des Mannes deutete. Dies musste der beste Tag seines Lebens sein, denn der Fahrer konnte gar nicht schnell genug zustimmend nicken.
Währenddessen verstaute Juan die Pistole in seinem Hosenbund und vergewisserte sich, dass sein T-Shirt den Griff bedeckte, ehe er aus dem Lieferwagen stieg. Er konnte die Sirenen von Streifenwagen hören, eilte dann sofort zur Hecktür und öffnete sie. Mit Hux’ Hilfe holten sie MacD aus dem Wagen und legten ihn auf Cabrillos gesunde Schulter. Das gebrochene Schlüsselbein schickte bei jeder Bewegung neue Schmerzimpulse durch seinen Körper. Er bewegte sich auf den Knien vorwärts und legte MacD so behutsam wie möglich auf die hintere Sitzbank des Tuk-Tuks, wobei Julia die ganze Zeit seinen Kopf festhielt.
Sie setzte sich auf die eine Seite von Lawless, Juan auf die andere, während Eddie hinter dem Lenker Platz nahm. Der Motor hustete beim ersten Betätigen des Starters eine Wolke stinkenden blauen Qualms aus dem Auspuffrohr und sprang beim zweiten
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