Killing Beauties: Thriller (German Edition)
sich die Tasche über die Schulter und ging schnurstracks zur Hintertür. Als sie die Küche betrat, empfing sie der wundervolle Duft nach Tomatensoße mit einer großzügigen Portion Oregano. Earl Ray war gerade damit beschäftigt, ein Tablett mit Grissini in den Backofen zu schieben. Er lächelte, als er sie erblickte. Schon am ersten Abend – bei einem Blind Date vor vierzehn Jahren – hatte sie sich in dieses Lächeln verliebt. Mit siebenunddreißig wurden Earl Rays dunkle Haare langsam dünner, und er bekam einen kleinen Bierbauch, aber er sah immer noch gut aus, immer noch sexy. Wenn überhaupt möglich, liebte sie ihn jetzt sogar noch mehr als damals, als sie ihn geheiratet hatte.
Er schloss die Ofentür und stellte die Uhr, dann warf er die Topfhandschuhe auf den Küchentresen. Sandi hängte ihre Tasche an den Mantelhaken neben der Hintertür.
»Es gibt Spaghetti zum Abendessen«, sagte er zu ihr. »Shaun schaut Fernsehen und macht dabei Hausaufgaben, die Mädchen sind oben und räumen ihr Zimmer auf.«
Sandi ging zu ihm und legte den Arm um Earl Ray. Sie drückte ihn, dann küsste sie ihn auf die Wange. »Scheint so, als hättest du alles unter Kontrolle.«
Er gab ihr einen Klaps auf den Po. Sie kicherte.
»Ich habe eine Flasche von dem Wein, den du so gern magst, im Kühlschrank«, sagte er. »Vielleicht könnten wir beide, wenn die Kinder eingeschlafen sind …«
Sie küsste ihn wieder. Richtig. Mit Zunge. Er umfasste ihre Pobacken und drückte sie an seine Erektion.
»O Mann, könnt ihr das nicht lassen«, sagte Shaun, der gerade die Küche betrat. »So ’n Zeug kann ’nem kleinen Kind wie mir echten Schaden zufügen.«
Sandi und Earl Ray lachten über die dramatisierende Bemerkung ihres Sohnes und lösten sich voneinander. Sandi ging zu Shaun hinüber und zauste ihm die dichten, rotbraunen Locken.
»Eines schönen Tages wirst du dir wünschen, dass dich ein Mädchen küsst«, sagte Sandi.
»Igittigitt! Ich nicht. Niemals.«
Sandis Blick wanderte zu ihrem Mann hinüber. »Wann ist das Essen fertig?«
»Gib mir zehn Minuten«, sagte Earl Ray. »Warum setzt du dich nicht so lang hin und ruhst dich aus?« Er machte Shaun ein Zeichen. »Flitz mal die Treppe rauf und sag deinen Schwestern, sie sollen sich die Hände waschen und zum Abendessen kommen.«
»Och, muss das sein?«, quengelte Shaun.
»Rauf mit dir!«, befahl Earl Ray.
Mit finsterem Blick schlenderte Shaun aus der Küche. Das langsame, feste Bum, Bum, Bum seiner Turnschuhe auf den Treppenstufen dröhnte durch das alte Haus.
»Danke, Schatz«, sagte Sandi. »Ich bin den ganzen Nachmittag auf den Beinen gewesen. Ich tu nichts lieber, als mich hinzusetzen.«
»Ich wünschte, du müsstest nicht noch diese zusätzlichen Stunden geben. Wenn meine Gehaltserhöhung durchgekommen wäre …«
»Das war nicht deine Schuld. Du kannst doch nichts dafür, wenn sich die Mehrheit dafür entschieden hat, das Angebot der Firma anzunehmen«, sagte Sandi. »Außerdem gebe ich diese Privatstunden gern. Kannst du dir vorstellen, dass eine meiner Privatschülerinnen, Renae Yates, wusste, dass ich mal Miss Teen USA war? Offenbar war ihre Mutter zur gleichen Zeit an der Parsons State School wie ich.«
Ein seltsamer Ausdruck trat auf Earl Rays Gesicht. Flüchtig. Wenn sie ihn nicht direkt angeblickt hätte, hätte sie ihn gar nicht bemerkt.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte sie.
»Nichts. Ich frage mich nur manchmal, ob du manchmal daran denkst … nun, ob du dir jemals gewünscht hast, du hättest mehr aus deiner Tanzerei gemacht.«
»Ich habe etwas daraus gemacht. Ich habe ein Tanzstudio.«
»Du weißt, was ich meine. Du bist so talentiert. Wenn wir nicht geheiratet hätten …«
»Ich würde nichts ändern. Außerdem war ich nie so talentiert, wie du geglaubt hast. Oder wie meine Mutter geglaubt hat.«
Earl Ray lachte leise. »Ich glaube, deine Mutter gibt mir immer noch die Schuld dafür, dass du nicht als Primaballerina in einer hochkarätigen Tanztruppe in New York gelandet bist.«
Sandi warf ihrem Mann einen Kuss zu und ging ins Wohnzimmer. Als Kind hatte sie große Erwartungen gehabt. Der Traum ihrer Mutter, dass sie das Ballett zu ihrem Beruf machen sollte, war irgendwie zu ihrem eigenen Traum geworden. Sie hatte es geliebt zu tanzen, aber als sie achtzehn war, hatte sie sich eingestehen müssen, dass ihr sowohl das Talent als auch das Durchsetzungsvermögen zu einem richtigen Durchbruch fehlten. Sogar jetzt noch war ihre Mutter
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