Killing Beauties: Thriller (German Edition)
verlassen die Gegend nach achtzehn Uhr war. Die alte Redewendung, die Bürgersteige würden nach Geschäftsschluss hochgeklappt, traf den Nagel auf den Kopf. Der einzige Laden, der außer dem Tanzstudio nach sechs noch offen hatte, war ein kleines Familienrestaurant in der Tipton Avenue, einen Block von der Main Street entfernt. Alle Ampeln in der Stadt, außer denen auf der Main Street, wurden nach sechs Uhr abgestellt, und die normale Vorfahrtsregelung trat in Kraft. Um sieben Uhr abends war die Stadt wie ausgestorben. Morgen Abend wäre in der Main Street nichts mehr geöffnet außer Sandis Tanzstudio, und der Verkehr würde sich überwiegend auf die Straßen rund um die drei Kirchen in der Innenstadt konzentrieren, die alle abseits der Main Street lagen.
Sandis Füße abzutrennen, wäre so viel leichter, wenn er einfach eine kleine Kettensäge benutzen könnte, aber Kettensägen waren so laut. Eine scharfe Axt oder ein Fleischerbeil würde es auch tun. Sandi war zierlich, hatte schlanke Fußgelenke. Ein einziger gut plazierter Schlag würde reichen.
Er wollte sie schreien hören. Aber konnte er das Risiko eingehen, dass jemand anders sie auch hörte? Es würde alles davon abhängen, wo er sie in ihrem Studio töten könnte. Ein Hinterzimmer würde perfekt sein, die Türen geschlossen und verriegelt, das Licht gedämpft.
Es wäre einer seiner letzten Morde. Er musste jeden Moment auskosten, bevor das Spiel endete.
Nach ihrem Festessen aus dick belegten Schinken-Sandwiches und Kartoffelsuppe saßen Lindsay und Judd bei einem Glas Milch am Küchentisch und knabberten Shortbread. Während sie das Essen gemacht hatten, hatten sie Kindheitserinnerungen an Familienmahlzeiten ausgetauscht.
»Meine Mutter war eine großartige Köchin, wenn ich von der Schule nach Hause kam, empfingen mich immer selbstgebackene Kekse und ein Glas kalte Milch«, hatte Lindsay erzählt.
»Meine Mutter konnte weder backen noch kochen«, hatte Judd erzählt. »Sie wusste nicht, wie das ging. Sie war mit einer Köchin großgeworden, genau wie mein Vater. Aber meine Großmutter Walker wusste, wie man backte und kochte, und ich erinnere mich an ihr Frühstück für mich, als ich ein kleiner Junge war: Milchbrötchen und Orangenmarmelade. Wenn wir hier ins Jagdhaus kamen, kochte sie ab und an. Gott, ich habe sie vergöttert.«
»Wie hast du sie genannt, Großmutter?«
»Ich habe sie Mimi genannt.«
»Wie niedlich. Ich kann mich an keine meiner Großmütter erinnern, aber ich hatte einen Opa. Den Vater meines Vaters. Er starb, als ich zehn war.«
»Mimi starb, als ich sechzehn war. Ich habe nicht eine einzige Träne vergossen. Erst etwa einen Monat später hat es mich erwischt, und ich habe tagelang geweint.«
Lindsay kannte Judd nun schon so lange, aber heute Abend unterhielten sie sich zum ersten Mal wirklich miteinander.
Während des Abendessens hatten sie kaum gesprochen, es beide genossen, eine gemeinsame Mahlzeit einzunehmen. Lindsay hatte das seltsame Gefühl, sie würde träumen und könnte jeden Augenblick erwachen. Wie oft hatte sie sich nach einem Abend wie diesem gesehnt?
Als sie das Gebäck aufgegessen und ihre Milch ausgetrunken hatten, stand Judd auf und stapelte das Geschirr. »Ich wasche ab«, sagte er, »wenn du abtrocknest.«
»Okay.« Sie nahm das Silber und folgte ihm hinüber zu der alten Spüle.
»Die Küche müsste mal überholt werden«, sagte Judd. »Ein neuer Herd, ein Kühlschrank und unbedingt ein Geschirrspüler. Vielleicht werde ich das an einem der nächsten Tage in Angriff nehmen und alles neu machen lassen.«
»Das würde ein wundervolles Zuhause sein, hier draußen in der freien Natur mit den Wäldern und Wiesen und den ganzen Tieren überall. Du solltest dir ein paar Hunde anschaffen … Collies oder Golden Retriever. Und du solltest eine Schaukel auf die Veranda stellen.«
Judd grinste sie an. »Die letzte Frau, die dieses alte Jagdhaus geliebt hat, war meine Mimi. Sie kam an den Wochenenden mit meinem Großvater hier raus, und ob du es glaubst oder nicht: Sie ist liebend gern auf Truthahnjagd gegangen.«
»Machst du Witze?«
»Nö. Mit der Rotwildjagd wollte sie nichts zu tun haben, aber sie war eine ausgezeichnete Schützin. Sie hat übrigens den Blumengarten hinter dem Haus angelegt. Und als sie noch lebte, gab es auch einen Kräuter- und einen Gemüsegarten. Sie liebte Blumen und frische Kräuter, genau wie selbst gezogenes Gemüse.«
»Wie ich. Sanders und ich haben einen
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