Killing Beauties: Thriller (German Edition)
führte und an einem alten Bootshaus am See endete. Griff benutzte das baufällige Bootshaus nicht mehr, hatte sich aber nicht die Mühe gemacht, es abreißen zu lassen. Er hatte auch eine alte verwitterte Scheune auf seinem Besitz stehen lassen. Außer der neuen Straße, die vom Highway zu seinem Haus führte, und dem Haus selbst hatte sich nur wenig verändert, seit er das Gelände erworben hatte.
Die klirrende winterliche Brise fegte durch die Baumwipfel, bewegte sie hin und her und peitschte Lindsays Gesicht. Ihre Wangen und ihre Nase waren wahrscheinlich rot vor Kälte, ein Fluch für alle Menschen mit einem extrem hellen Teint. Sie vermutete, dass die Temperatur irgendwo um die fünf Grad lag, in der Nacht aber schnell bis unter den Gefrierpunkt sinken konnte.
Sie war ihr ganzes Leben lang gern draußen gewesen und hatte viele glückliche Stunden damit verbracht, wie ein Junge mit ihrem Vater zum Fischen und Zelten zu gehen. Sie konnte sich an einige Male erinnern, als es in Chattanooga genügend Schnee gegeben hatte, dass man damit einen Schneemann bauen konnte. Und es hatte immer dafür gereicht, den alten Schlitten ihres Vaters vom Dachboden zu holen und einen steilen Hügel in der Nähe ihres Hauses hinunterzurodeln.
Glückliche Erinnerungen.
Obwohl sie beide Elternteile früh verloren hatte, war sie doch in einem Zuhause voller Liebe und Lachen aufgewachsen. Eines Tages wollte sie selbst Kinder haben und ihnen die glückliche, sichere Kindheit bieten, die sie gehabt hatte.
Aber bevor sie über Ehe und Kinder nachdenken konnte, musste sie damit aufhören, Judd Walker zu lieben.
Keiner von ihnen hatte in den vergangenen fünfzehn Minuten ein Wort gesagt. Sie hatte mit seinen weit ausholenden Schritten mitgehalten und gelegentlich verstohlene Seitenblicke auf ihn geworfen. Warum nur hatte kein anderer Mann eine Wirkung auf sie wie Judd? Obwohl sie keine große Schönheit war wie Jennifer Mobley Walker, war Lindsay stets gern gesehen und beliebt gewesen. Seit dem Kindergarten hatte sie Freunde gehabt, aber sie hatte sich nie so wahnsinnig, leidenschaftlich, jeglicher Vernunft zum Trotz verliebt, bis Judd in ihr Leben getreten war.
Eindeutige Betonung des Wortes »wahnsinnig«.
Ihre Liebe zu Judd grenzte tatsächlich an Wahnsinn.
Wenn irgendein anderer Mann das getan hätte, was er getan hatte, hätte sie ihn nicht nur bis in alle Ewigkeit gehasst, sie hätte ihn auch ins Gefängnis gebracht. Aber weil sie Judd so liebte, hatte sie ihm vergeben. Und in gewisser Weise verstand sie, warum er sie so schlecht behandelt hatte. Er hatte sie loswerden wollen, und das war ihm auch gelungen, zumindest vorübergehend.
Während der letzten sechs Monate hatte sie versucht, den Vorfall aus ihrem Gedächtnis zu streichen, hatte sich bemüht, so zu tun, als wäre nichts gewesen. Indem sie sich von Judd ferngehalten hatte, war sie in der Lage gewesen, mit der Situation umzugehen, und hatte sogar angefangen, sich mit Dr. Nathan Klyce zu treffen. Sie musste die Sache mit Nathan unbedingt beenden, bevor etwas Ernstes daraus wurde. Es wäre nicht fair von ihr, ihm Hoffnungen zu machen, nicht solange sie immer noch in einen anderen Mann verliebt war.
Närrin!
Jede andere Frau mit Verstand würde vor einem Kerl wie Judd die Flucht ergreifen, einem Mann, der auf besorgniserregende Weise zwischen Wahnsinn und Verstand hin und her taumelte. Und genau diese kluge, vernünftige Frau würde eine Beziehung mit einem großartigen Mann wie Nathan anstreben, einem beständigen, verlässlichen netten Mann.
Sie vermutete, ihre Liebe zu Judd würde sie weder klug noch vernünftig erscheinen lassen; außerdem machte sie sie emotional instabil.
Aber was kann man tun, wenn man nicht aufhören kann, einen Mann zu lieben, der schlecht für einen ist?
Wenn das, was vor sechs Monaten geschehen war, sie nicht zur Besinnung bringen konnte, konnte das offensichtlich gar nichts. Im vergangenen Spätsommer, nachdem er zwei Wochen während der heißen Phase der Ermittlungen im jüngsten Beauty-Queen-Mordfall in Griffin’s Rest verbracht hatte, hatte Judd sie gebeten, ihn nach Hause, in sein Jagdhaus, zu fahren, wie sie das in der Vergangenheit schon viele Male getan hatte. Und wie in der Vergangenheit hatte sie die Nacht dort verbracht. Aber jene Nacht sollte anders werden, auf eine Art und Weise, die sie verfolgte, die sie verstörte, die ihr das Herz brach.
Denk nicht darüber nach.
Es hatte nicht wirklich etwas zwischen Judd und ihr
Weitere Kostenlose Bücher