Killing Beauties: Thriller (German Edition)
geändert, zumindest nicht auf Dauer.
»Kann man da ohne Bedenken reingehen?«, fragte Judd, als er vor dem Bootshaus haltmachte.
»Was?« Die Tatsache, dass er nach so langem Schweigen gesprochen hatte, hatte sie aufgeschreckt.
»Ich bin diesen Weg schon einige Male gegangen, aber ich habe nie das Bootshaus betreten. Es wird nicht über unseren Köpfen zusammenbrechen, wenn wir reingehen, oder?« Er neigte den Kopf in Richtung des wackeligen Gebäudes.
»Das glaube ich nicht«, sagte Lindsay. »Aber warum willst du hineingehen?«
Er zuckte die Achseln, hob seine breiten Schultern in der abgewetzten braunen Lederjacke und ließ sie wieder fallen. »Nur so.«
Sie beobachtete, wie er an der Tür rüttelte und den schweren hölzernen Riegel hob. Als er die Tür öffnete und das dunkle Innere des Bootshauses betrat, zögerte sie. Das letzte Mal, dass sie allein zusammen im Dunkeln gewesen waren …
»Kommst du rein?«, rief er.
»Sicher.« Sie nahm ihren Mut zusammen und ging hinein, dann blieb sie ein paar Schritte hinter dem Eingang stehen.
Weiches, nachmittägliches Sonnenlicht fiel durch die zahlreichen Ritzen in den locker gewordenen Bretterwänden und die brüchigen Zedernholzdachschindeln. Lindsay schaute sich in dem leeren Raum um, bemerkte die Galaxie von schimmernden Spinnweben und atmete den feucht-modrigen Geruch ein, der in der Luft hing.
»Sieht so aus, als wäre seit Jahren keiner mehr hier gewesen«, sagte Judd.
»Es ist irgendwie unheimlich, findest du nicht?« Sie verspürte ein merkwürdiges Frösteln und schlang die Arme um sich.
Judd drehte sich um und starrte sie an. »Zitterst du, weil du den Ort gruselig findest oder weil du mit mir allein bist?«
»Ich habe keine Angst, mit dir allein zu sein.«
Als er auf sie zukam, musste sie ihren ganzen Willen zusammennehmen, um nicht vor ihm zurückzuweichen. Stattdessen behauptete sie ihren Platz, und als er weniger als einen halben Meter vor ihr stehen blieb, hob sie das Kinn und blickte ihm direkt in die Augen.
Judd lachte. »Du erinnerst mich an einen kleinen Chihuahua, der sich für einen Rottweiler hält.«
»Mach nicht den Fehler, dich von meiner Größe täuschen zu lassen«, sagte Lindsay widerspenstig.
Judd schloss die winzige Lücke zwischen ihnen und kam ihr so nahe, dass sie sich beinahe berührten.
Ruhig, Mädchen , ermahnte Lindsay sich selbst.
Er senkte den Kopf, bis sein Atem über ihren Mund strich und sich mit ihrem Atem vermischte. »Ich schwöre, dass ich dir nie wieder mit Absicht weh tun werde.« Er hob den Kopf und trat einen Schritt zurück.
Lindsay atmete hörbar aus. Sie drängte die Tränen zurück, die das toughe Bild zu zerstören drohten, das sie so gern vermitteln wollte, dann schluckte sie mühsam und nickte. Das war alles, was sie im Augenblick zustande brachte.
»Ich bin ein verkommener Mistkerl, und ich habe Freunde wie dich und Griff nicht verdient.«
Antworte etwas, verdammt noch mal! »Du hast recht, das hast du nicht. Aber du brauchst uns.«
»Ja, ich schätze schon.«
»Griff hat mit dir geredet, nicht wahr? War die Entschuldigung seine Idee?«, fragte sie. »War das eine von Griffs Bedingungen? Hat er dir deshalb erlaubt, hier in Griffin’s Rest zu bleiben und wieder an den Ermittlungen teilzunehmen?«
Noch bevor sie seine Absicht erkennen und zur Seite treten konnte, streckte Judd die Hand aus und strich ihr mit dem Handrücken über die Wange. »Die Entschuldigung war ernst gemeint.« Er nahm die Hand von ihrem Gesicht. »Aber interpretier nicht zu viel hinein. Es war nur eine Entschuldigung, keine Liebeserklärung.«
Gerade als sie gedacht hatte, nichts, was er sagte oder tat, könnte sie mehr verletzen, bewies er ihr das Gegenteil. Aber dieses Mal hatte er die Wunde unabsichtlich geschlagen.
»Ich verstehe«, sagte sie. »Die Entschuldigung war mehr, als ich erwartet hatte.«
Kapitel 10
A m nächsten Tag nahm Judd an einer weiteren Besprechung teil. Dieses Mal bemühte er sich, sich so zu verhalten, als würde er dem Ganzen seine Aufmerksamkeit entgegenbringen, als wäre er tatsächlich der Ansicht, immer wieder dieselben alten Informationen durchzukauen, könnte nützlich sein. Es war nicht Griffs Schuld, dass der Beauty-Queen-Killer nicht gefasst worden war. Gott wusste, dass die Powell Agency sämtliche verfügbaren Mittel – legale oder sogar ansatzweise illegale – eingesetzt hatte, um den Mann aufzuspüren, der Jenny umgebracht hatte. Weder die Powell Agency noch das FBI
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