Killing Beauties: Thriller (German Edition)
Großmüttern kennengelernt«, sagte Yvette. »Ich war das einzige Kind, genau wie meine Mutter. Und die Schwester meines Vaters war als junges Mädchen gestorben. Als meine Eltern tot waren, hatte ich keine Familie mehr.«
»Gale Ann und ich waren so glücklich, dass wir einander hatten.« Tränen sammelten sich in Barbara Jeans Augen. »Es ist so unfair, dass sie …« Ein leises Schlucken. »Es hätte mich treffen sollen. Ich bin die Ältere, und ich bin …« Sie blickte auf ihre nutzlosen Beine hinab. »Ich bin ein Krüppel. Wenn schon eine von uns sterben musste, hätte ich es sein sollen.«
Yvette wartete. Tränen liefen über Barbara Jeans Wangen.
»Wenn Sie es gekonnt hätten, wären Sie für Ihre Schwester gestorben.« Yvette sprach sanft, einfühlsam. Es lag einfach in ihrer Natur, sich um andere zu kümmern, genau wie es in ihrer Natur lag, dass sie die Gefühle anderer Menschen intensiver nachempfinden konnte als der Durchschnitt.
»Ja. Ja, das wäre ich. Ich wünschte … ich wünschte, ich hätte es tun können.« Barbara Jean weinte, ließ den Gefühlen freien Lauf, die sie tief in sich verschlossen hatte.
Der Realität ins Gesicht zu blicken, konnte eine enorm schmerzhafte Erfahrung sein, aber sie war notwendig. Die Realität zu akzeptieren, war befreiend und konnte zur nächsten Phase des Trauerns führen.
»Ich bin mir sicher, Ihre Schwester weiß, dass Sie mit ihr getauscht hätten«, sagte Yvette. »Außerdem bin ich mir sicher, dass sie in der umgekehrten Situation genauso empfunden hätte wie Sie jetzt.«
Barbara Jean weinte weiter.
Yvette spürte seine Anwesenheit, noch bevor sie zur Tür blickte und Sanders dort stehen sah, eine Platte mit Teekuchen und Haferkeksen in der Hand. Er zögerte. Yvette schüttelte den Kopf. Sanders zog sich zurück und verschwand den Flur hinunter. Er würde in ungefähr fünf Minuten wiederkommen, wenn Barbara Jean aufgehört hatte zu weinen.
Griffin beobachtete, wie Nicole Baxter die Pressekonferenz übernahm und sie mit einer knappen Stellungnahme beendete. »Der Fall Sonya Todd obliegt von jetzt an offiziell dem FBI. Ich werde frühestens morgen Vormittag eine Presseerklärung herausgeben. Bis dahin treten Sie mit Ihren Fragen bitte weder an einen Beamten des FBI noch an einen lokalen Ermittler heran.«
Die Menge murrte. Laut. Aber keiner schien Special Agent Baxters harten Kurs in Frage zu stellen. Keiner außer der draufgängerischen kleinen Rothaarigen, die anders als der Rest der Pressetruppe nicht von Nic Baxter eingeschüchtert zu sein schien. Vielleicht war sie auch einfach nur nicht klug genug zu wissen, wann sie den Rückzug antreten musste.
»Müssen wir jetzt, da das FBI eingeschaltet ist, davon ausgehen, dass es sich um einen weiteren Beauty-Queen-Killer-Mord handelt?«, fragte sie.
Nics glühender Blick verschmolz mit dem des Rotschopfs. »Wie ist Ihr Name?«
»Brigit Henson vom Memphis Commercial Appeal .«
»Nun, Ms. Henson, ich lege Ihnen nahe, von gar nichts auszugehen.«
Schluss. Aus. Basta.
Brigit öffnete ihren Mund, um noch eine Frage zu stellen, aber bevor sie ein Wort sagen konnte, schaltete sich Griff ein. »Special Agent Baxter!« Sein tiefer Bariton rollte wie Donner über die sich zerstreuende Menge hinweg. Alle erstarrten, wie auf einer Momentaufnahme.
Nic suchte und fand ihn in der Menge, was nicht schwer war bei seinen eins dreiundneunzig und circa zweiundzwanzig Kilo mehr als zu seiner aktiven Zeit im MT-Footballteam. Muskelmasse, nicht Fett. Er rühmte sich seiner Fitness.
Sie funkelte ihn an, antwortete aber nicht.
»Warum lassen Sie diese Leute warten?«, fragte Griffin. »Innerhalb einer Stunde wird jeder dieser Reporter herausfinden, dass Sie die leitende Beamtin im Beauty-Queen-Killer-Fall sind. Und jeder Dummkopf kann zwei und zwei zusammenzählen.«
Nic wurde zornig. Ihre braunen Augen sprühten Funken. »Nun müssen Sie ja nicht mehr warten, Mr. Powell, denn schließlich haben Sie es ja jedem hier mitgeteilt.«
Er wusste, dass er sie stocksauer gemacht hatte. Es war ihm egal. Nic Baxter auf die Palme zu bringen, war zu einer seiner Lieblingsbeschäftigungen geworden. Sie würde jede nur denkbare Barrikade errichten, um ihn bei dem Fall außen vor zu lassen. Natürlich war das Teil ihres Jobs, das sah er ein. Auch wenn er ihr ihre Haltung verübelte.
»Warum geben Sie nicht jetzt eine Erklärung ab?« Er spielte mit dem Feuer, und er wusste es. Sie könnte ihn wegen Einmischung in eine
Weitere Kostenlose Bücher