Killing Beauties: Thriller (German Edition)
Onkel und Cousins, und sie verpasste kein einziges Familientreffen. Für ihn dagegen war die ältere Generation nicht mehr als ein Haufen tatteriger Dummköpfe, die Generation seiner Eltern klatschsüchtige Emporkömmlinge und seinesgleichen nichts als unterbemittelte Erbsenhirne.
Alle außer seinem Cousin Pudge, dem Enkel des Besitzers des alten Herrenhauses in Louisiana. Der dicke, dunkeläugige Sechzehnjährige hatte Pinkie genauso eingeschätzt wie dieser ihn. Nachdem sie sich fünf Minuten unterhalten hatten, hatten sie gewusst, dass sie Freunde fürs Leben sein würden.
Hm …
Freunde fürs Leben.
Wie merkwürdig, dass sie einander tatsächlich dafür hielten, vor allem wenn man die Bedingungen ihres tödlichen Spiels bedachte. Der Gewinner bekam alles. Der Verlierer …
Pinkie zog es vor, die Möglichkeit zu verlieren nicht einmal in Betracht zu ziehen.
Zu verlieren war undenkbar.
Wenn er verlieren würde …
Aber was, wenn er gewinnen würde? Kann ich wirklich den ultimativen Preis verlangen?
Vielleicht wäre es besser, sich selbst zu fragen, was wäre, wenn er verlieren würde. Würde Pudge die Sache zu Ende bringen und darauf bestehen, dass er seinen Einsatz bezahlte?
Die große, dünne, an einen Vogel erinnernde silberhaarige Janice Nix lebte im Haus Sonya gegenüber. Von dem halben Dutzend Nachbarn, die Lindsay befragt hatte, war Janice die Erste gewesen, die angegeben hatte, am Tag von Sonyas Ermordung einen Fremden die Sunrise Avenue hinabjoggen gesehen zu haben.
»Sie haben diesen Mann nie zuvor gesehen?«, fragte Lindsay.
»Nein, ich habe ihn nie zuvor gesehen und danach auch nicht mehr. Und ich kenne jeden, der in den Pine Crest Estates wohnt.« Janices dunkle Knopfaugen spähten über den Rand ihrer Brille und fixierten Lindsay. »Ich bin die Vorsitzende der Eigentümervereinigung, daher bin ich auf dem Laufenden, wer hier ein- und auszieht.«
»Können Sie den Mann beschreiben?« Lindsay hielt den Atem an. Was, wenn der Mann, den Janice gesehen hatte, der Beauty-Queen-Killer war?
»Natürlich kann ich das.« Janice schnaubte. »Er war nichts Besonderes. Nicht hässlich, wohlgemerkt, aber sehr gewöhnlich.«
Als Judd fragte: »Was meinen Sie mit gewöhnlich?«, blickte Lindsay ihn an und gab ihm schweigend zu verstehen, dass er die Frau nicht drängen, sie nicht verängstigen solle wie Barbara Jean.
»Sie wissen schon, gewöhnlich. Weder groß noch klein. Weder wirklich dick noch dünn. Vielleicht ein bisschen stämmig.« Janice blickte von Judd zu Lindsay, dann zurück zu Judd. »Das ist schwer zu sagen, bei den ausgebeulten Joggingklamotten, die er trug. Und was sein Alter anbelangt, da würde ich sagen, er war in den späten Zwanzigern, frühen Dreißigern.«
»Können Sie ihn eingehender beschreiben?« Selbst wenn sie das kann, bedeutet das noch lange nicht, dass er der Mann ist, der Sonya umgebracht hat , rief sich Lindsay ins Gedächtnis.
»Ich habe ihn nicht von nahem gesehen, nur durch das Fenster hier drüben.« Janice deutete mit dem Kopf auf das zweigeteilte Wohnzimmerfenster, das auf die Straße ging. »Ich kann Ihnen nichts über seine Augen- oder Haarfarbe sagen. Er trug irgendeine Kappe, aber ich konnte erkennen, dass er eine helle Haut hatte. Sein Gesicht war gerötet, vielleicht vom Wind, und er hatte definitiv volle, rosige Wangen.«
»Wenn Sie ihn wiedersehen würden, würden Sie ihn erkennen?«, fragte Judd mit ruhiger Stimme.
»Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht. Wenn er dieselbe Kleidung anhätte.«
Lindsay stand vom Sofa auf. »Danke, Mrs. Nix. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns von diesem Mann zu berichten.«
Judd erhob sich, behielt die Fassung und benahm sich wie ein vernünftiges menschliches Wesen. Lindsay war nicht daran gewöhnt, dass er sich so normal verhielt.
Janice kam aus ihrem Polstersessel hoch. »Glauben Sie, er könnte der Mann sein, der Sonya ermordet hat?«
»Das wissen wir nicht«, antwortete Lindsay. »Aber es ist möglich.«
Als Janice sie zur Haustür brachte, fragte Judd: »Haben Sie der Polizei von diesem Mann erzählt?«
»Nein, bislang nicht. Vom Police Department hat mich niemand befragt, aber heute am frühen Morgen war eine FBI-Agentin bei mir. Eine wirklich nette Frau namens Baxter. Sie war genauso interessiert daran zu erfahren, was ich zu sagen habe, wie Sie beide.«
Lindsay und Judd tauschten Blicke aus. Keiner von ihnen war überrascht, dass Nic als Erste hier gewesen
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