Killing Beauties: Thriller (German Edition)
wechselte er das Thema, indem er fragte: »Wann hast du dich mit Sonya Todds Freund verabredet?«
»Er will heute Morgen um zehn hier ins Wingate kommen.«
»Wenn mit Judd alles in Ordnung ist – und ich meine wirklich in Ordnung –, soll er an dem Treffen teilnehmen. Stell ihn diesem Dryer vor und teil ihm mit, dass Judd die Frau, die er geliebt hat, an denselben Mörder verloren hat. Eine gemeinsame Basis ist immer gut für einen Gesprächsanfang.«
»Wenn wir uns mit Paul Dryer getroffen haben, würde ich gern mit Sonya Todds Nachbarn sprechen, am Nachmittag«, sagte Lindsay. »Es besteht immer die Möglichkeit, dass irgendjemand mehr weiß, als ihm klar ist.«
Griff deutete mit dem Kopf in Richtung Badezimmer. »Nun mach mal voran und nimm eine Dusche. Wenn Judd zurückkommt, könnt ihr zwei frühstücken gehen.«
»Du schlägst also ein Frühstücks-Date vor?« Sie zwang sich zu einem Lächeln.
Griff betrachtete sie eingehend und trank seinen Kaffee aus, dann stellte er die Tasse beiseite. »Judd ist ein verdammter Narr.«
»Ja, da stimme ich dir zu. Aber er ist ein verdammter Narr, der immer noch seine tote Frau liebt, und wenn nicht irgendein Wunder geschieht, glaube ich auch nicht, dass sich das ändert.«
»Wunder geschehen.«
»Oh, sieh an, Mr. Powell, du klingst heute Morgen ziemlich philosophisch.«
Griff schmunzelte.
Lindsay stellte ihre halbvolle Kaffeetasse neben Griffs leere Tasse auf den Schreibtisch, dann ging sie zu ihrem geöffneten Trolley auf dem Kofferständer. »Wie lange werden wir in Tupelo bleiben?«
»Ich bin mir nicht sicher. Höchstens ein paar Tage. Solange wir keinen Durchbruch in dem Fall erzielen, gibt es keinen Grund zu bleiben.«
»Wäre es nicht großartig, wenn wir ihn diesmal schnappen würden?« Sie zog eine frische Unterhose und einen BH aus dem Trolley, bevor sie ins Badezimmer ging.
»Ja, das wäre großartig. Und sollte Nic Baxter ihn schnappen, wäre das auch okay für mich, aber irgendetwas sagt mir, dass wir diejenigen sein werden, die den Beauty-Queen-Killer-Fall knacken, auch wenn sie das wohl nicht so sieht.«
»Vielleicht doch. Das weiß man nie.«
Lindsay ging ins Badezimmer und schloss die Tür, dann stellte sie fest, dass sie ihren Beautycase vergessen hatte. Gerade als sie die Tür öffnete, hörte sie Griffs Stimme, leise und tief. Sie spähte in die Suite. Er sprach in sein Handy.
»Wie läuft es so da drüben?«, fragte Griff. »Das ist gut. Ich bin froh, dass Barbara Jean Yvette zu mögen scheint.«
Lindsay wollte ihn gerade unterbrechen und sich entschuldigen, um ihren Beautycase zu holen, als sie Griffs nächste Äußerung vernahm.
»Überprüfen Sie Nicole Baxter für mich«, sagte Griff. »Graben Sie so tief wie möglich. Ich will alles wissen, was es über ihren Ehemann gibt.«
Ihren Ehemann? Lindsay hatte nicht gewusst, dass Nic verheiratet war.
»Ja, das war für mich auch eine Überraschung«, sagte Griff. »Das bleibt zwischen uns, verstanden?«
Lindsay zog die Badezimmertür zu. Woher wusste Griff, dass Nic verheiratet war? Und warum interessierte er sich so für ihren Ehemann? Gewiss hatte er nicht die Absicht, die Information in irgendeiner Form dazu zu verwenden, Nicole unter Druck zu setzen, mit ihm zusammenzuarbeiten.
Nein, das würde er nicht tun. Erpressung war nicht Griffs Stil.
Bist du sicher? , fragte sie sich.
Nur weil sie keine Beispiele kannte, bei denen Griff auf Erpressung und Einschüchterung zurückgegriffen hatte, bedeutete das noch nicht, dass er dazu nicht fähig war. Sie war lange genug bei ihm, um zu wissen, dass in ihm verborgene Abgründe steckten, und sie vermutete, dass ihm während jener mysteriösen zehn Jahre seines Verschwindens irgendetwas unaussprechlich Schreckliches zugestoßen war. Irgendetwas, das ihn unwiderruflich verändert hatte. Stärker gemacht hatte. Härter.
Judd konnte nicht sagen, dass Paul Dryer und er sich sonderlich verbunden fühlten, aber er verstand, was der Mann durchmachte, und zum ersten Mal seit langer Zeit spürte er den Schmerz eines anderen Menschen. Dryer steckte noch mitten in der Phase des Leugnens, in der man sich die meiste Zeit über wie taub fühlt und es für unmöglich hält zu glauben, dass die Frau, die man geliebt hatte, wirklich tot war. Dryer spürte den Schmerz, aber das war nichts, verglichen mit der Höllenqual, die er in ein paar Wochen empfinden würde. Judd hatte bislang noch nie mit einem Ehemann oder Freund eines Opfers gesprochen.
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