Killing Beauties: Thriller (German Edition)
Lindsay«, hatte Griff gesagt. »Und wenn du irgendetwas Unangemessenes sagst oder tust, werde ich dich so schnell hier entfernen lassen, dass …«
»Ich werde mich von meiner besten Seite zeigen.«
»Das solltest du auch.«
Griff war ein Mann, der zu seinem Wort stand. Judd bezweifelte keine Minute, dass sein alter Freund seine Drohungen in die Tat umsetzen würde. Griff hatte seine eigenen Regeln, nach denen er sich richtete, aber Judds Ansicht nach war er ehrbar und loyal. Wenngleich er gleichzeitig unbarmherzig und gefährlich sein konnte.
Während der vergangenen vier Jahre hatte sich Judd gleichzeitig auf Griffs Freundschaft verlassen und sich darüber geärgert. Er hatte ihre Verbindung wieder und wieder missbraucht, was für die Tiefe von Griffs Zuneigung zu ihm sprach. Er hatte diese Art von Loyalität nicht verdient. Von niemandem, am wenigsten von Griff. Oder von Lindsay.
Er blickte zu Lindsay hinüber, die neben ihm auf dem Hügel stand. Offenbar hatte ihr Handy vibriert, denn sie klappte es auf und sprach so leise, dass er sie kaum hören konnte.
»Wir warten hier auf dich«, sagte sie.
»Griff?«, fragte er.
Sie nickte, vermied es aber, Judd zu berühren oder ihn anzublicken.
Lindsay musste wissen, dass er während des Gottesdienstes in der Kapelle genau wie während der Zeremonie hier auf dem Friedhof an seine tote Frau gedacht hatte. An ihre Beerdigung. An wie wenig er sich doch erinnern konnte. Cam und Griff hatten ihm am Tag von Jennys Begräbnis irgendein verschreibungspflichtiges Medikament untergeschoben. Er war nicht nur vor Kummer wie betäubt gewesen, sondern auch bis zum Anschlag voll mit Medikamenten. Er rief sich Bruchstücke des Gottesdienstes in Erinnerung, den, so hatte er später erfahren, Cam arrangiert hatte. Irgendwann würde er Camden dafür danken müssen, dass er das getan hatte, wozu er nicht in der Lage gewesen war.
Judd erinnerte sich daran, dass ihm Cam und Griff in den Wochen nach Jennys Ermordung nicht von der Seite gewichen waren. Einer von beiden war stets rund um die Uhr bei ihm gewesen. Als er aus jener anfänglichen Taubheit erwacht war, war ihm klar geworden, dass seine beiden besten Freunde befürchtet hatten, er würde sich umbringen.
Er hatte weiß Gott darüber nachgedacht, aber die Wut in seinem Inneren ließ das nicht zu. Auf Rache zu sinnen hatte ihm einen Grund zu leben gegeben. Er war dem Fluch seines eigenen Hasses erlegen, der seine Höllenqual, Jenny verloren zu haben, überschattete und dafür sorgte, dass er sich in seiner unermesslichen Trauer suhlte.
Du hättest nicht sterben dürfen, Liebste. Genauso wenig wie irgendein anderes seiner Opfer. Es war falsch. Es war unfair.
Wie waren die Familien der anderen Opfer mit deren Tod klargekommen? Wie hatten die Männer, die sie geliebt hatten, überlebt? Waren sie in Wut und Verbitterung ertrunken, wie er es getan hatte, oder hatten sie Gründe gefunden weiterzuleben?
Wenn Jenny und er ein Kind gehabt hätten …
Sie hatte ein Baby haben wollen. Irgendwann.
Und er hatte gewollt, was Jenny gewollt hatte.
»Lass uns gehen«, sagte Lindsay und riss Judd aus seinen melancholischen Gedanken. »Griff möchte aufbrechen.«
Judd blickte erst sie an und dann Griff, der ein Stück weit entfernt stand und mit einem untersetzten, rotblonden Mann in Uniform sprach, einem hochrangigen Polizeibeamten.
»Mit wem spricht Griff?«, fragte Judd.
»Mit Chief Mahoney«, antwortete Lindsay.
Judd beobachtete das Gespräch zwischen den beiden Männern und vermutete, dass der Chief Special Agent Baxters feindselige Haltung Griff gegenüber nicht teilte. Die beiden schüttelten sich die Hand, dann marschierte der Chief von dannen, und Griff gab ihnen ein Zeichen.
Als sie Griff auf halbem Weg zu seinem Mietwagen einholten, schaute er sich um und sagte mit gesenkter Stimme: »Es hat noch jemand unseren mysteriösen Mann Gale Ann Cains Haus verlassen sehen, am Tag ihrer Ermordung.«
»Wie bitte?!«, sagte Lindsay ein bisschen zu laut.
»Einer der Hausbewohner brachte gerade seinen Müll raus und beobachtete, wie Barbara Jean in das Gebäude rollte und dieser Kerl hinausging.«
»Wann ist denn dieser Zeuge aufgetaucht?«, fragte Lindsay.
»Erst vor ein paar Tagen«, antwortete Griff. »Es hat eine Weile gedauert, bis er den Mut aufbrachte, sich an die Polizei zu wenden.«
»Kann er den Mann identifizieren?«
»Nein, nicht wirklich. Seine Beschreibung ist noch weniger genau als die von Barbara Jean. Aber ich
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