Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Ballarin und Perry Davis waren vom Pentagon ursprünglich eben zu dem Zweck angeheuert worden, Geheimdienstinformationen wie diejenigen zu beschaffen, die die Amerikaner auf die Spur Nabhams geführt hatten. Das nutzte Ballarin bei ihren häufigen Trips nach Ostafrika auch nach Kräften aus und brüstete sich in privaten Meetings mit diversen somalischen Gruppierungen gerne mit ihren guten Beziehungen zur US -Regierung. Jede Reise eröffnete ihr neue Geschäftschancen, und mit Somalias Aufstieg zum Epizentrum der globalen Piraterie erkannte sie die Gelegenheit, als Vermittlerin bei Lösegeldverhandlungen einen Profit für sich herausschlagen zu können. Ballarins primärer Kontakt aus dem Pentagon-Büro, dem sie den Auftrag überhaupt erst verdankte, hatte sie gedrängt, gezielt die Klans in Somalia zu umwerben, die enge Beziehungen zu den Piratennetzwerken unterhielten, und zu dem Zeitpunkt, als die Piraten an der Reling der Faina das Laken mit der Aufschrift »Amira« herabließen, war sie schon fest entschlossen, sich als Unterhändlerin der Wahl zu etablieren. Öffentlich erklärte sie, sie würde dabei rein humanitäre Motive verfolgen, im privaten Kreis aber räumte sie gegenüber einigen ihrer Mitarbeiter ein, dass man, sollte die Piraterie weiter zunehmen, mit einem Anteil an den Lösegeldzahlungen einen guten Schnitt machen könne. »Sie träumte davon, diese ganzen Verhandlungen zu arrangieren und damit reich zu werden«, sagte Bill Deininger, einer ihrer früheren Mitarbeiter. In einem Interview mit einem Reporter meinte sie, ihr Ziel sei es, »alle siebzehn gekaperten Schiffe und 450 entführten Menschen loszueisen«, die sich zu der Zeit in der Gewalt somalischer Piraten befanden.
Deininger ist einer von Ballarins zahlreichen Angestellten, die dem Unternehmen den Rücken kehrten, als sie zu der Überzeugung gelangten, dass ihren vielen vollmundigen Versprechungen keine Taten folgen würden. Einige pensionierte Militäroffiziere, die Ballarin für ihre diversen Unternehmen eingestellt hatte, hatten eigenes Geld mit eingebracht, und als sich ihre Investitionen dann praktisch in Luft auflösten, fühlten sie sich übers Ohr gehauen. Das Pentagon hatte 2008 zwar das Startkapital für ihr Projekt zur geheimdienstlichen Informationsbeschaffung bereitgestellt, doch Ballarin tat sich schwer, einen kontinuierlichen Geldfluss aus Verträgen mit der Regierung zu gewährleisten, und musste deswegen die Verbindungen zu zahlreichen Geschäftspartnern kappen.
Das hinderte sie aber nicht daran, ihren luxuriösen Lebensstil im wogenden Hügelland von Virginia vor den Toren Washingtons fortzuführen. Oder daran, weiterhin hochgestellte Militärs und Geheimdienstler zu hofieren, die sie häufig in das von ihr angemietete Herrenhaus einlud – ein repräsentativer Ziegelbau (der zugleich als exklusives Antiquitätengeschäft diente), umgeben von einem 45 Hektar großen Grundstück in einer früher vor allem für seine Pferdefarmen bekannten, inzwischen aber zum Randbezirk von Washington zählenden Gegend. In dem mit antiken Vasen, Drucken von Jagdszenen und zahllosen Fotografien von Ronald Reagan und Papst Johannes Paul II . dekorierten Speisesaal der Villa empfing sie amerikanische und afrikanische Beamte und Politiker. Schwer beladen mit Schmuck und gelegentlich mit einer durch ihre Hände gleitenden Gebetskette saß sie am Kopfende eines ausladenden antiken Tischs den Zusammenkünften vor, bei denen es Perry Davis oblag, die Teetassen der Gäste regelmäßig mit einem süßlich schmeckenden Aufguss aus kenianischem Schwarztee mit Kardamom, Nelken und anderen Gewürzen nachzufüllen.
Ballarin unternahm weiter Reisen nach Ostafrika, bei denen sie ihre Beziehungen zu sufistisch ausgerichteten Gruppen innerhalb Somalias ausbaute. Und sie ließ sich ein werbewirksames Etikett für ihre Tätigkeit einfallen: Sie offerierte nun »organische Lösungen« für Probleme, die seit Jahrzehnten schwärten, Lösungen, die weder von ausländischen Regierungen noch von, wie sie sagte, aufdringlichen äußeren Akteuren wie den Vereinten Nationen in die Tat umgesetzt werden könnten. In einem Interview mit dem Radiosender Voice of America sprach sie von einem »sanften« Ansatz, einem, der ohne Gewalt auskomme.
»Die Somalier haben mehr als genug Kriege gesehen, mehr als genug private Militärfirmen, mehr als genug Blutbäder, mehr als genug Schießpulver und mehr als genug Kugeln«, sagte sie. »All die furchtbaren Dinge, die eine
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