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Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
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Generation junger Menschen hervorgebracht hat, die nichts anderes mehr kennt. Warum sollte jemand, der diese Kultur aus tiefstem Herzen liebt, das fortführen wollen? Das ist nicht der Weg, der die Menschen in Somalia voranbringt, ganz und gar nicht.«
    Dabei war ihre Vorstellung von »organischen Lösungen« offenbar ziemlich flexibel. 2009 etwa versuchte sie einem somalischen Killerkommando zu helfen, das einen Anschlag auf fünf prominente Shabaab-Mitglieder plante, die zu einem Treffen in Mogadischu zusammenkommen sollten. Alles, was die Männer bräuchten, sagte sie, seien Schalldämpfer für ihre Handfeuerwaffen.
    In ihrer Version der Geschichte – einer Geschichte, deren Details ein ehemaliger amerikanischer Regierungsmitarbeiter später bestätigte – saß sie in ihrer Suite im Palace Kempinski in Dschibuti, dem einzigen Fünfsternehotel in dem bitterarmen Kleinstaat. Sie war hier, weil in dem Hotel eine internationale Konferenz stattfand, deren Teilnehmer – eine Art Who’s Who der somalischen Klans – den nächsten Führer der machtlosen somalischen Übergangsregierung bestimmen sollten. Nach langwierigen Verhandlungen in Konferenzsälen und am Hotelpool ernannten sie Scharif Scheich Ahmed, einen gemäßigten Ex-Kommandeur der Union islamischer Gerichte, zum neuen Präsidenten ihres Landes.
    Dann, mitten in der Nacht, klopften ein paar Somalier an ihre Tür und führten sie in die Suite eines hochrangigen Mitglieds der neuen Führung. Er stehe, erklärte er ihr, in Kontakt mit einem führenden Shabaab-Angehörigen, der Interesse bekundet habe, die Seiten zu wechseln und für die Regierung zu arbeiten. Der Mann, fuhr er fort, sei über ein bevorstehendes Treffen von Shabaab-Führern informiert und – den Segen der USA vorausgesetzt – bereit, sie alle umzubringen.
    Die Liste dessen, was er brauchte, war kurz: Seine Männer benötigten ein Training im Umgang mit Handfeuerwaffen und Schalldämpfer für ihre Pistolen, damit sie die Operation so diskret wie nur möglich durchführen konnten. Darüber hinaus verlangte der Überläufer nur, dass die Vereinigten Staaten Mittel zur Unterstützung der Witwen und Kinder der ermordeten Shabaab-Führer bereitstellten.
    Nach ihrer Rückkehr in die USA setzten sich Ballarin und Perry Davis sogleich mit einigen Militärs in Verbindung, die sie im Pentagon kannten. Nach Ballarins Ansicht gab es in der Sache eigentlich nicht viel zu überlegen, und noch Jahre später lag Zorn in ihrer Stimme, als sie von dem Meeting berichtete.
    »Das ist Manna vom Himmel! Nehmen Sie’s!«, hatte sie den versammelten Militärs zugerufen.
    Doch die zeigten sich wenig begeistert. Wenn das JSOC eine solche Operation absegnete, dann würde es die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen. Aber so leicht gab Ballarin sich nicht geschlagen: Sollte die Shabaab-Führungsriege von ihren eigenen Landsleuten, sprich von Somaliern ausgeschaltet werden – und nicht etwa von amerikanischen Spezialeinsatzkräften oder irgendwelchen ausländischen Söldnern – , dann wäre das für die somalische Terrororganisation moralisch besonders verheerend.
    » Das ist, was ich unter einen organischen Lösung verstehe«, sagte sie. »Da schickt man keine SEAL -Teams hin. Das macht man auf somalische Weise, und ein hübscher Anblick wird das nicht werden, das kann ich Ihnen garantieren.«
    Noch mehrere Jahre später war sie wegen der verpassten Gelegenheit sichtlich frustriert.
    »Alles, was die Somalier verlangten, waren ein paar Schalldämpfer.«
    Ballarin war mit der Rolle des rein passiven Informationsbeschaffers generell unzufrieden. Sie sah sich im Zentrum einer neuen, großen Sufi-Bewegung, als die Erweckerin, die alle Sufisten in Nord- und Ostafrika zu einer mächtigen Allianz gegen den Wahhabismus vereinte. Als die Shabaab-Milizen die Radiostationen in Mogadischu übernahmen, die Ausstrahlung von Musik untersagten und die Moderatoren zwangen, Nachrichtensendungen mit Aufzeichnungen von Gewehrfeuer, blökenden Ziegen und gackernden Hühnern zu unterlegen, verfasste sie einen Protestsong für die somalischen Sufis.
    Der Refrain des auf Englisch geschriebenen und von einem brasilianischen Popsänger vorgetragenen Lieds lautete »Sufi life they’ll never defeat!« – »Die Sufi werden niemals besiegt!«:
    Erhebt eure Stimmen … leistet Widerstand!
    Verteidigt unsere Ehre und unser Land
    Gegen ausländische Mächte und ihre böse Hand.
    Brüder und Schwestern, leistet Widerstand!
    Erhebt eure Stimmen …

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