Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)
Nachrichtenanalysten gut bekannt, die in den experimentellen Randbereichen der elektronischen Spionage arbeiteten. Die Drohne war in den Balkankriegen bereits mit gewissem Erfolg als Aufklärungsinstrument eingesetzt worden, hatte serbische Truppenkonzentrationen gemeldet und sich bei der Jagd auf führende bosnische Serben als nützlich erwiesen. Die Piloten, die die Drohnen steuerten, saßen damals in einem Hangar in Albanien, den die CIA für zwei Lastwagenladungen Wolldecken gemietet hatte. Die Kameraaufnahmen der Drohnen wurden in das Büro von CIA -Direktor R. James Woolsey jr. übertragen, der über eine primitive E-M ail-Verbindung mit den Piloten kommunizierte. Woolsey war es gelungen, über Charlie Wilson ein kleines Budget für die Drohnen zu organisieren. Derselbe trinkfreudige Abgeordnete hatte schon in den 1980er-Jahren mit ähnlichen Haushaltstricks den Krieg der CIA in Afghanistan finanziert.
Wegen des bergigen Geländes auf dem Balkan war es nicht möglich gewesen, die Drohnen über eine »Luftlinienverbindung« zu steuern, bei der der Pilot den Flugapparat durch ein direktes Funksignal lenkt. Deshalb hatte das Militär in den 1990ern ein revolutionäres Verfahren entwickelt, bei dem das Signal von einem Satelliten im Weltraum auf die Erde zurückgestrahlt wird. Doch die Predator-Drohne konnte noch keine Waffe tragen. Außerdem sah sie aus wie ein langgestrecktes Insekt, und ihr Triebwerk war so laut, dass sie wie ein fliegender Rasenmäher klang. Im Gegensatz zu den meisten Flugzeugen waren ihre Höhenflossen nach unten gerichtet, und als eine wichtige Fachzeitschrift ihren ersten Artikel über die Predator publizierte, stand das Foto der Drohne auf dem Kopf. Trotz alledem erkannte eine Handvoll begeisterter Flieger bei der Air Force das Potenzial unbemannter Systeme und begann, sich für die Predator einzusetzen.
Allen brachte die Drohnen-Idee zurück zu Richard Clarke ins Weiße Haus. Beide vermuteten, dass Tenet und Pavitt die Idee ablehnen würden, also erzählten sie ihnen erst davon, als bereits ein Plan bestand, die Drohne nach Afghanistan zu schicken. Ohne Tenet zu informieren, berief Clarke im Weißen Haus eine Sitzung ein, zu der er die größten Befürworter der Drohne einlud: Charlie Allen, CTC -Chef Cofer Black und Richard Blee. Blee leitete im CTC die Einheit, die Bin Laden jagte und den Codenamen Alec Station hatte.
Er war ein alter Führungsoffizier, der in verschiedenen CIA -Stationen in Afrika gedient hatte. Kurz nachdem er 1999 Alec Station übernommen hatte, reiste er mit einem von Team von CIA -Beamten in das Panjshir-Tal in Afghanistan und stellte den Kontakt der CIA zu Ahmed Schah Massud wieder her, dem Führer der Nordallianz, den al-Qaida zwei Tage vor dem 11. September töten sollte. Blee war klug und sehr agil, aber manchmal recht mürrisch, weshalb ihn manche seiner Kollegen für arrogant hielten. Er war sozusagen als CIA -Göre aufgewachsen. Sein Vater hatte als Chef der Sowjetabteilung der CIA heftig mit James Angleton, dem legendären Chef der CIA -Spionageabwehr, um die Leitung der verdeckten Operationen gegen die Sowjetunion konkurriert. Blee hatte sich durchgesetzt und in den 1970er-Jahren den KGB erfolgreich mit Dutzenden hochrangiger Maulwürfe infiltriert. Nun stand sein Sohn in einem ganz anderen Krieg der CIA an vorderster Front.
Bis zum Wochenende des Memorial Day im Jahr 2000 war Clintons Nationaler Sicherheitsberater Sandy Berger zu der Ansicht gelangt, dass die CIA schon zu lange wegen der Drohnen herumstritt, und verlangte eine Entscheidung. General John Gordon, der Stellvertretende CIA -Direktor, berief hastig eine Besprechung in Langley ein, die schnell zu einem heftigen Wortgefecht ausartete. Pavitt, der inzwischen über die Möglichkeit von Predator-Einsätzen informiert worden war, wehrte sich heftig dagegen, dass die CIA über Afghanistan Spionageflüge durchführte. »Wo würden die Drohnen stationiert?«, fragte er, und: »Was wäre, wenn sie abgeschossen würden?« Die CIA sollte nicht mit einer eigenen Luftwaffe operieren, forderte er. Die Besprechung wurde nun »wirklich hässlich«, wie einer der Teilnehmer später berichtete.
Nach der Sitzung rief Allen Richard Clarke an und berichtete ihm von Pavitts Widerstand. Clarke fand Pavitts Bedenken lächerlich und meinte, der Plan sei so gut wie risikolos. »Wenn die Predator abgeschossen wird, geht der Pilot nach Hause und schläft mit seiner Frau«, sagte er zu Allen. »Es ist okay. Es gibt
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