Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition)

Titel: Killing Business. Der geheime Krieg der CIA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mazzetti
Vom Netzwerk:
sah, wie sie auf den Panzer zuraste und einen Volltreffer landete.
    Die Ingenieure hatten sich gegen die Verwendung eines scharfen Sprengkopfs entschieden, also gab es keine Explosion. Die ladungslose Rakete traf den Turm des Panzers 15 Zentimeter rechts der Mitte, schlug eine Delle in die Panzerung und drehte den Turm um 30 Grad. Der Test wurde zu einem vollen Erfolg erklärt. Um 7 Uhr morgens war er beendet, und das Predator-Team traf sich in einem kleinen Kasino neben dem Stützpunkt von Indian Springs und feierte das Ereignis mit einem Frühstück.
    Die Führung der Air Force war so stolz auf den Erfolg, dass sie beim zweiten Test dafür sorgte, dass eine Gruppe von Generälen im Pentagon den Abschuss der Rakete auf einer Videoübertragung verfolgen konnte. Dieses Mal flog Hawes die Predator unter Verwendung eines Satelliten, wodurch zwischen seinen Bewegungen am Joystick und den tatsächlichen Bewegungen des Flugobjekts eine Verzögerung von zwei Sekunden entstand. Die Drohne war auf diese Weise schwerer zu kontrollieren, aber die Rakete erzielte dennoch einen Volltreffer. Dieses Mal hatte sie einen scharfen Sprengkopf, und als sie ihr Ziel traf, stieg ein kleiner Feuerball in den Morgenhimmel.
    Ohne großes Trara hatte das Zeitalter des ferngesteuerten bewaffneten Konflikts begonnen. Die Air Force veröffentlichte eine knappe Presseerklärung, die einen kurzen Artikel in einem Lokalblatt von Las Vegas zur Folge hatte. Ein Kongressabgeordneter aus Nevada rief an und gratulierte dem Predator-Team, aber die Ingenieure und Piloten waren enttäuscht, weil CNN zwar angeblich über den Test hatte berichten wollen, aber kein Kamerateam schickte. Die CIA -Führung hatte das ganze Projekt geheim halten wollen und war schon erbost darüber, dass die Air Force überhaupt eine Presseerklärung herausgab. CNN durfte den Stützpunkt nie betreten.
    Curt Hawes kannte all diese Details nicht. Er hörte nur, dass »andere Parteien« interveniert hätten, um seine Arbeit geheim zu halten.
    Doch diese »anderen Parteien« konnten sich nicht entscheiden, was sie mit der bewaffneten Drohne anstellen sollten. Auch nach dem erfolgreichen Raketentest war die CIA -Führung noch in der Frage gespalten, ob sie für die Jagd auf Bin Laden bewaffnete Predator-Drohnen nach Afghanistan schicken sollte. Pavitt, der Leiter des geheimen operativen Diensts der CIA , argumentierte mit der Eloquenz eines kompletten griechischen Chors gegen die Übernahme des Drohnenprogramms durch die CIA . Er wollte sein geheimes Budget für die Einstellung weiterer Führungsoffiziere und nicht für den Kauf von Drohnen verwenden. Immer wieder stellte er eine Frage, die heute geradezu drollig erscheint, nachdem im Gefolge des 11. September Milliarden in die Terrorismusbekämpfung gepumpt worden sind: Werden die zwei Millionen Dollar pro Predator von der CIA oder aus dem Haushalt des Pentagons stammen?
    Doch er brachte noch eine wichtigere Frage vor, die auch andere Mitglieder von Tenets Stab umtrieb: Was genau werden die Folgen sein, wenn die CIA wieder Attentate verübt? »Man kann gar nicht unterschätzen, was für eine kulturelle Veränderung mit der Vollmacht zum Töten verbunden ist«, sagte John McLaughlin, damals Stellvertretender Direktor der CIA . »Wenn die Leute zu mir sagen: ›Das ist doch keine große Sache‹, sage ich zu ihnen: ›Haben Sie schon mal jemand umgebracht?‹ Es ist eine große Sache. Man fängt an, anders über die Dinge zu denken.«
    Außerdem rügten die USA andere Länder für genau die Taten, die sie nun selbst in Erwägung zogen. Als die israelische Regierung während der zweiten palästinensischen Intifada in den Jahren 2000 und 2001 Führer der Hamas tötete, sagte Martin Indyk, der US -amerikanische Botschafter in Israel, dass »sich die Vereinigten Staaten klar und deutlich gegen gezielte Tötungen ausgesprochen haben… Es handelt sich um außergerichtliche Tötungen, und das unterstützen wir nicht.«
    George Tenets Haltung war zwiespältig. Er erklärte wiederholt, seiner Ansicht nach müsse es das Militär und nicht die CIA sein, das bei einer Kriegswaffe auf den Abzug drücke. Während einer Diskussion über die Frage, ob ein CIA -Beamter die Vollmacht haben sollte, Predator-Schläge zu autorisieren, erboten sich sowohl Charles Allen als auch Alvin »Buzzy« Krongard, der dritthöchste Beamte der CIA , selbst auf den Abzug zu drücken. Tenet war darüber fuchsteufelswild. Er kritisierte die beiden später vor der

Weitere Kostenlose Bücher