Killing for Love: Thriller (German Edition)
konnte.
Als er sein kleines Arbeitszimmer betrat, einen acht mal acht Meter großen Raum, der ehedem als Speisekammer gedient hatte, dachte er, wie glücklich er sein konnte, zwei wunderbare Kinder zu haben, eine liebevolle und hilfsbereite Mutter und eine Arbeit, die er wirklich gern machte. Würde Molly noch leben, wäre sein Leben vollkommen.
Auch nach vier Jahren vermisste er sie noch so sehr, als wäre sie erst vor wenigen Monaten von ihnen gegangen. Seine süße Molly. Sie war alles gewesen, was ein Mann sich wünschen konnte, und sie hatten ein gutes Leben geführt. Sie waren glücklich gewesen.
Er wusste, dass Molly sich gesorgt hatte, wie er reagieren würde, als Lorie Hammonds wieder in die Stadt gezogen war, aber sie hatte es nie mit einem Wort erwähnt – nicht ihm gegenüber. Er hätte wohl nie von ihrer Unsicherheit erfahren, wäre seine Mutter nicht zu ihm gekommen.
»Du musst deiner Frau glaubhaft versichern, dass Lorie Hammonds deiner Vergangenheit angehört und Molly und die Kinder deine Gegenwart und deine Zukunft sind«, hatte seine Mutter auf ihn eingeredet.
Er war sprachlos gewesen, dass seine Frau Lorie Hammonds als Bedrohung für ihre Ehe wahrnahm.
»Ich werde ihr sagen, dass sie sich keine Sorgen zu machen braucht«, hatte Mike seiner Mutter versprochen. »Die einzigen Gefühle, die ich noch für Lorie hege, sind Ekel und Verachtung.«
»Das solltest du lieber für dich behalten. Beides sind ziemlich starke Gefühle, und es ist das Beste, wenn Molly nicht weiß, was für eine große Wirkung Lorie bis heute auf dich hat.«
»Sie hat keine …«
»Du vergisst, mit wem du redest, Junge. Ich war dabei, als Lorie dich sitzenließ. Du hast dieses Mädchen mit Leib und Seele geliebt. Solche Gefühle sterben nicht. Man vergräbt sie bloß ganz tief und hofft und betet, dass sie nie wieder an die Oberfläche kommen.«
Mike hatte geleugnet, dass unter seiner Feindseligkeit gegenüber Lorie die Liebe, die er einst für sie empfunden hatte, immer noch existierte. Und das seit Jahren.
Ich liebe sie nicht. Sie bedeutet mir nichts – weniger als nichts.
Dann hör auf, an sie zu denken, du Idiot!
Er schaltete das Licht in seinem Arbeitszimmer an und zog seinen Drehstuhl unter dem Schreibtisch hervor. Nachdem er sich auf das Sonderangebot des Office Depots gesetzt hatte – $ 99,99 im Schlussverkauf –, blickte er zu den Regalen über seinem Computertisch hinauf. Auf dem einen waren mehrere gerahmte Fotos aufgereiht: Schulbilder von Hannah und M. J., einige Schnappschüsse von ihm und den Kindern und ein Familienfoto, das zwei Jahre vor Mollys Tod aufgenommen worden war.
Ich habe dich geliebt, Molly. Du warst das Beste, was mir im Leben passiert ist.
Sein Blick wanderte zu den Büchern und Zeitschriften auf den anderen Regalen und verharrte bei seinen alten Jahrbüchern. Seit Ewigkeiten hatte er sie sich nicht mehr angesehen. Er warf sogar alle vier in den Müll, gleich nachdem Lorie mit ihm Schluss gemacht hatte. Seine Mutter rettete sie damals und bewahrte sie für ihn auf.
Nun stellte er sich halb auf, griff nach oben und zog das Jahrbuch seines Abschlussjahres aus dem Bord. Dann setzte er sich wieder hin, schlug es auf und blätterte es durch. Staubpartikel schwebten von den Seiten auf und tanzten im Schein der Deckenlampe. Es roch ein wenig modrig.
Mike hörte auf, zu blättern, und schlug das Buch weiter hinten bei den Fotos des jüngsten Jahrgangs auf. Dort lächelte ihm die sechzehnjährige Lorie Hammonds entgegen, deren dunkle Augen schon damals verführerisch dreingeblickt hatten. Sofort spannte sein Körper sich vor Verlangen an. So war es von Anfang an gewesen, von dem Moment an, in dem sie ihm erstmals auffiel. Und es blieb so. Egal, wie gern er es leugnen wollte: Er musste zugeben, dass er Lorie nach wie vor begehrte.
Zwischen ihnen hatte zunächst eine wilde Schwärmerei existiert, bevor sie sich verliebten. Von Anfang an war der Sex mit ihr explosiv gewesen. Lorie war noch Jungfrau, Mike nicht. Er war ein gutaussehender Bursche gewesen, und seit er fünfzehn geworden war, hatte er die freie Wahl unter den Mädchen gehabt, die bedenkenlos mit Jungen in die Kiste gingen. Aber Lorie war anders gewesen. Sie war ganz allein sein Mädchen gewesen, das Mädchen, das er heiraten und mit dem er Kinder haben wollte.
Mike knallte das Jahrbuch zu und schleuderte es auf den Boden.
»Zur Hölle mit dir, Lorie! Fahr zur Hölle!«
6
D erek parkte seine Corvette in der Einfahrt,
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