Killing for Love: Thriller (German Edition)
Lorie.«
»Ich fahre hin und sehe dich dort. In zehn Minuten bin ich da.«
Shontee Thomas wirbelte wieder und wieder auf dem Podest herum, so dass der weite Rock des Seidenbrautkleides sich aufbauschte und der Tüll darunter raschelte. In den dreißig Jahren, die sie auf der Welt war, war sie nie so glücklich gewesen. Sie hatte längst aufgehört, daran zu glauben, doch nun endlich fügte sich alles auf die bestmögliche Weise zusammen. In exakt zwei Monaten würde sie den wunderbarsten Mann von allen heiraten: Anthony Trice Johnson. Vor einem Jahr hatten sie sich kennengelernt, als gemeinsame Freunde sie einander in Tonys Nachtclub in Atlanta vorstellten. Vom ersten Date an hatte ihre Beziehung sich auf der Überholspur bewegt, denn gleich an jenem Abend waren sie in Tonys Wohnung, in seinem Schlafzimmer, in seinem Bett gelandet. Zu jener Zeit arbeitete Shontee sechs Tage die Woche als Kellnerin in einem Restaurant und machte an der Abendschule eine Ausbildung als Masseurin – eine richtige Masseurin, wie sie in Wellnesscentern beschäftigt sind, keine Nutte, die »Masseuse« als verharmlosende Bezeichnung für das angab, was sie eigentlich tat.
Zu Anfang hatte sie gehofft, dass Tony nie von ihrer Vergangenheit als Pornostar erfahren müsste. Als sie um die zwanzig gewesen war, hatte sie in einem halben Dutzend solcher Filme mitgespielt, bevor sie das Geschäft aufgeben und sich einer antibiotischen Behandlung gegen eine unschöne Infektionskrankheit unterziehen musste. Als sie, zusammen mit drei anderen von Travis Dillards Klienten, positiv auf Gonorrhö getestet wurde, war ihr Agent und Produzent gezwungen gewesen, die Produktion seines letzten Films abzubrechen.
Aber nachdem Tony und sie etwa drei Monate miteinander ausgegangen waren, hatte er sie auf den Kopf zu gefragt, ob sie mal Pornos unter dem Namen Ebony O. gedreht hätte.
Sie wollte es leugnen, ihn belügen und ihm erzählen, er würde sie mit einer anderen verwechseln. Stattdessen hatte sie ihm die Wahrheit, die ganze Wahrheit über ihr Leben vor und nach den Filmen von Travis Dillards Starlight Productions gesagt. Sie war fast sicher gewesen, dass Tony den Schwanz einkneifen und weglaufen würde – was er nicht tat.
»Ich bin auch nicht besonders stolz auf eine Menge Dinge, die ich gemacht habe, um dahin zu kommen, wo ich heute stehe«, hatte er ihr gestanden. »Ich bin selbst kein Heiliger, also warum sollte ich von meiner Frau verlangen, dass sie eine Heilige ist? Ich liebe dich. Was du getan hast, als du praktisch noch ein Kind warst, interessiert mich nicht. Das Einzige, was zählt, ist, dass du mich liebst und mich gut behandelst.«
»Ach, Tony! Ich liebe dich und schwöre dir, dass ich mich immerzu anstrengen werde, dich gut zu behandeln!«
Sie hatte verdammtes Glück gehabt, das wusste sie. Bald wäre sie Mrs.Anthony Trice Johnson, die in einem phantastisch großen Haus mit jeder Menge Bediensteter für alles und jedes wohnte. Schon jetzt fuhr sie ein entzückendes kleines Mercedes-Cabriolet und trug einen gelben Drei-Karat-Diamanten an ihrem Ringfinger. Das Leben konnte gar nicht schöner sein!
»Du siehst wie ein Traum aus«, schwärmte Tony, der an der Tür stand und sie ansah. »Wie ein feuchter Traum«, fügte er mit einem Augenzwinkern in Richtung Verkäuferin hinzu.
»Benimm dich!«, schalt Shontee ihn kichernd.
»Trägst du keinen Schleier?«, fragte er.
»Ich möchte keinen Schleier«, antwortete sie. »Ich will ein Diadem tragen, aus Diamanten und Perlen. Etwas, das glitzernd und klassisch zugleich ist.«
»Diamanten und Perlen! Weib, glaubst du, ich drucke das Geld selbst?«, neckte er sie.
»Wir haben ein paar sehr hübsche Diademe mit Strass und Süßwasserperlen«, warf die Verkäuferin ein.
Tony lachte vor sich hin, als er durch den Raum zu dem Podest schritt und seine Arme ausbreitete. Shontee zögerte keinen Moment, sich in seine Arme fallen zu lassen. Er fing sie ab, indem er sie mit seinen großen Händen in der Taille packte und festhielt, bis sie sicher auf dem Boden stand. Nachdem er sie innigst geküsst hatte, blickte er mit einem strahlenden Lächeln zu der Verkäuferin.
»Wenn meine Verlobte Diamanten und Perlen wünscht, dann bekommt sie sie auch – die echten, keinen Kunstkram!«
»Ja, Sir, natürlich, Mr.Johnson.«
Alle wussten, wer Anthony Trice Johnson war, und zollten ihm den gebührenden Respekt – zum Beispiel, indem sie ihn ausschließlich mit Mr.Johnson ansprachen. Tony war
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