Killing for Love: Thriller (German Edition)
seinen Geschmack war sie fast zu dünn. Wären ihre Muskeln durch ihr eisernes Fitnesstraining nicht so kräftig, sähe sie wohl richtig ungesund aus.
»Hallo, Schatz«, begrüßte sie ihn und küsste ihn auf die Wange.
Er lächelte. »Danke, dass du die Kinder hergebracht hast.«
»Das habe ich gar nicht. Wie es scheint, hatte deine Mutter spontan beschlossen, heute doch herzukommen, und bestand darauf, dass sie die beiden mitnimmt.«
Mike wusste, dass seine Mutter nicht vorgehabt hatte, zu der Party zu gehen. Erst gestern hatte sie ihm erklärt, dass ihre Hüftarthritis sie zurzeit plagte und sie keinen Schritt ohne ihren Gehstock machen könnte.
»Gleich am Montag gehe ich zum Arzt und lasse mir eine Cortisonspritze verpassen, dann ist alles wieder bestens«, hatte sie ihm versichert.
Was also hatte sie dazu gebracht, es sich anders zu überlegen?
»Wie geht es dir, Mike?«, fragte Patsy Elliott. »Ich schätze, dieser Mitternachtsmörder hält dich ganz schön auf Trab. Es spricht sich natürlich herum, wo doch das FBI sich eingeschaltet hat. Ich mache mir schreckliche Sorgen um Lorie. Gott sei Dank hat sie neben ihrer Leibwächterin noch dich.« Patsy blickte von Mike zu Abby und wurde rot. »Ich meine selbstverständlich in deiner Eigenschaft als Sheriff.«
Mike rang sich ein Lächeln ab. »Selbstverständlich, Ma’am.«
»Ich bin sehr stolz auf Mike«, sagte Abby. »Er nimmt seine Pflicht als County Sheriff wirklich ernst. Wir können alle ruhiger schlafen, weil wir ihn haben.«
»Danke für dein Vertrauen, Liebes.«
»Wenn ihr beide mich bitte entschuldigt, ich möchte Jack und Cathy begrüßen. Habt ihr jemals ein glücklicheres Paar gesehen? Die beiden leuchten ja förmlich. Nichts bringt Menschen so zum Strahlen, wie über beide Ohren verliebt zu sein, nicht wahr?«
Mit diesen Worten ließ Patsy die beiden stehen, und Mike schaffte es, sein bemühtes Lächeln zu wahren. Er strengte sich an, Abby zuzuhören, aber bald schweifte sein Blick ab. Als Abby etwas über ihre Pläne für das Essen morgen Abend nach der Kirche verlauten ließ, nickte er nur, denn er hatte seine Mutter entdeckt, die mit einigen Freunden von Jack und Cathy zusammenstand. Ihm fiel auf, wie sie sich an ihrem Gehstock festhielt und ihr Gewicht leicht seitlich darauflehnte. Vor allem aber bemerkte er ihr zufriedenes Lächeln beim Anblick seiner Kinder, die sich rechts und links neben Lorie stellten. Lorie legte die Arme auf ihre Schultern und begann, mit ihnen zu plaudern.
Seit wann verstanden sein Sohn und seine Tochter sich eigentlich so gut mit Lorie? Nachdem er letztes Jahr erfahren hatte, dass sie die beiden regelmäßig bei den Versammlungen des christlichen Jugendvereins traf, hatte er von ihr verlangt, dass sie sich von ihnen fernhielt. Allerdings hatte er seinen Kindern nicht befohlen, Lorie zu meiden. Welchen Grund hätte er ihnen nennen sollen? Dass die Frau böse wäre? Das war sie nicht. Dass sie kein gutes Vorbild für andere darstellte, am wenigsten für seine Kinder? Das mochte einmal gestimmt haben, aber in den letzten neun Jahren hatte Lorie sehr wohl ein vorbildliches Leben geführt.
Dunmore war eine Kleinstadt. Seine Kinder mussten ihr zwangsläufig gelegentlich über den Weg laufen. Und sie hatte ihn damit konfrontiert, dass sie seine Kinder nicht ignorieren würde, wenn sie die beiden sah. Erst bei den Hochzeitsvorbereitungen für Jack und Cathy, bei denen sie beide mitgeholfen hatten, war ihm aufgefallen, wie gern seine Kinder Lorie mochten – ganz besonders Hannah.
Aber hier ging noch etwas anderes vor, und er war sich ziemlich sicher, dass seine Mutter damit zu tun hatte.
Nell Birkett griff zu allen Mitteln, wenn sie glaubte, zum Besten ihrer Kinder und Enkel zu handeln. Sie hatte Lorie immer gemocht, und so wenig sie von jenen Entscheidungen hielt, die Lorie mit Anfang zwanzig getroffen hatte, redete sie doch niemals schlecht über sie – weder Mike noch sonst jemandem gegenüber. Solange Molly gelebt hatte, hatte seine Mutter fest zu seiner Frau gestanden. Nach ihrem Tod jedoch, als er wieder anfing, gelegentlich auszugehen, hatte seine Mom ihm vorgeschlagen, Lorie anzurufen. Wäre der Vorschlag von jemand anders gekommen, hätte Mike demjenigen recht deutlich klargemacht, wo er ihn sich hinstecken könnte. Doch so redete er natürlich nie mit seiner Mutter.
»Das wird nicht passieren«, hatte er lediglich geantwortet und seine Wut im Zaum gehalten, während er seine Gefühle verdeutlichte.
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