Killing Game
hochgezogener Braue, »lautet ›Vorstellung‹?«
Warrick antwortete nicht.
»Hast du eine Speichelprobe genommen?«, fragte Catherine.
»Die hat Mia«, sagte Warrick nickend.
Die schöne afroamerikanische Labortechnikerin Mia Dickerson hatte Greg Sanders’ Platz übernommen, als dieser zu den Kriminalisten gestoßen war.
Catherine überlegte einen Moment. Dann sagte sie zu Warrick: »Du hast Recht, wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen. Sollten wir tatsächlich bereits den richtigen Mann hinter Schloss und Riegel haben, brauchen wir trotzdem noch sehr viel mehr, um ihn dort auch zu behalten.«
Montag, 24. Januar, 12:30 Uhr
Jim Brass liebte seinen Job, aber einiges davon hasste er auch. Doch so erging es beinahe jedem, der sich in einer ähnlichen Lage befand wie er.
Die Pflicht, die nun vor ihm lag – den nächsten Verwandten eines Mordopfers zu informieren –, stand ganz oben auf seiner Hassliste. Er hatte Grissom am Labor abgesetzt, und eigentlich war die Nachtschicht vorbei – längst vorbei, jetzt, da der überwiegende Teil der Bevölkerung sich zum Mittagessen zusammensetzte –, aber Brass konnte diese unangenehme Pflicht nicht einfach weitergeben. Er lenkte den Taurus in Richtung Boulder City ans südöstliche Ende des Vegas Valley.
David Arrington, Grace Salfers Neffe, lebte in einem großzügigen eingeschossigen Gebäude am Coronado Drive, gleich nördlich des Boulder Creek Golf Clubs, in einer wohlhabenden Gegend. Was die Größe betraf, passte Arringtons Haus samt der angeschlossenen Doppelgarage wunderbar hierher. Nur der Xeriscape-Vorgarten, der einen ganz besonders kostspieligen Eindruck machte und den Brass sich besser in Miami als in Vegas vorstellen konnte, hob sich farblich von allen anderen Vorgärten der Umgebung ab.
Brass war gerade an der Vordertür angelangt und hatte die Hand nach der Klingel ausgestreckt, als er hörte, wie das Garagentor geöffnet wurde. Er drehte sich zu dem Geräusch um, wartete ein paar Sekunden und sah, wie ein roter MX-5 rückwärts die Auffahrt hinunterfuhr. Brass ging winkend auf den Wagen zu und schaffte es, den Fahrer auf sich aufmerksam zu machen. Das Fahrzeug hielt an, und Brass zeigte seine Brieftasche mit der Marke, während er sich dem Auto näherte.
Der schlanke Mittdreißiger am Steuer trug einen dunkelgrauen Anzug, ein blaues Jeanshemd und eine goldfarbene Krawatte. Eine Schildpattbrille verdeckte kleine dunkle Augen. Das ebenfalls dunkle, glatte Haar war sauber auf der rechten Kopfseite gescheitelt, was ihm einen konservativen Touch verlieh, der nicht so recht zu dem schmalen Schnurrbart und dem fransigen Ziegenbärtchen passen wollte. Erstaunlicherweise war ein ungezwungenes Lächeln über die Lippen des Mannes gehuscht, als er die Marke gesehen hatte – nicht jeder Bürger reagierte derart positiv auf die Begegnung mit einem Bullen.
»Morgen, Officer«, sagte er und lehnte sich wie ein Kunde in einem Drive-in-Restaurant zum Seitenfenster hinaus. »Vielleicht sollte ich lieber einen guten Nachmittag wünschen. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich weiß Ihre Freundlichkeit zu schätzen, Sir«, sagte Brass. »Sind Sie David Arrington?«
Nun verblasste das Lächeln. »Ja. Warum?«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, den Motor abzustellen?«
»Eigentlich bin ich schon spät dran. Ich muss zur Arbeit. Falls wir diese Angelegenheit nicht sehr schnell klären können, wäre es mir lieber …«
Und dabei hatte es so gut angefangen.
»Bitte, Sir«, sagte Brass. »Der Motor?«
Widerstrebend drehte Arrington den Zündschlüssel zurück, und Brass öffnete ihm die Tür. Arrington kletterte heraus. Er war klein, etwa einsfünfundsechzig. Er zog eine Packung Zigaretten aus der Manteltasche, zündete sich eine an und fragte, nachdem er bereits Tatsachen geschaffen hatte: »Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich rauche? Also, worum geht es, Officer, äh … ich fürchte, ich konnte mir Ihren Dienstausweis nicht genau genug ansehen, um den Namen abzulesen.«
»Captain Brass.«
Arrington stand gelassen vor ihm und rauchte seine Zigarette mit einer Selbstsicherheit, die Brass allmählich aus der Fassung brachte.
»Worum geht es, Captain? Wir haben in dieser Gegend nur selten mit der Polizei zu tun.«
»Mr Arrington, der Grund für meine Anwesenheit ist leider unerfreulich.« Brass war klug genug, derartige Neuigkeiten nicht mit Zuckerguss zu servieren. »Heute Morgen war ich einer von mehreren Officers, die zum Haus Ihrer
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