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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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nicht sehen will. (Seit Dad weg ist, hat sie immer Angst, dass eines Tages die Polizei vor der Tür steht.)
    »Mum?«, ruf ich wieder, während ich mich dem Treppenende nähere. »Alles in Ordnung? Wer ist es?«
    Wer immer es ist, sie lässt sie jetzt jedenfalls rein. Und Jesus und Mary bellen nicht mehr, sie drehen irgendwelche wirren Schleifen im Flur, wedeln mit dem Schwanz und winseln und hecheln in ihrem Hundeglück.
    »Freundinnen von dir«, sagt Mum, tritt schwankend zur Seite und lächelt mich mit Kaffee und Whisky gedopt an.
(Freundinnen von mir?
, überleg ich.) Sie dreht sich wieder zu den Leuten an der Tür um und schiebt sie ins Haus. »Kommt nur rein«, sagt sie zu wem auch immer.
    Und da kommen sie – eine fiese Erscheinung flacher Bäuche und Brüste, mit klirrenden Tragetüten in der Hand: Mel Monroe und Taylor Harding.
    »Hey, Dawn«, sagt Taylor grinsend. »Wie läuft’s?«
    (Hä?)
    »Ja«, fragt Mel. »Alles okay?«
    Ich kann einfach nicht antworten. Ich steh bloß unten an der Treppe und starr die beiden stumm an, wie sie über den Flur auf mich zukommen. Taylor wirft im Vorbeigehen einen Blick ins Wohnzimmer und verschafft sich einen schnellen Überblick, auch Mels Augen springen rum und nehmen alles auf. Hinter ihnen seh ich, wie meine Mum die Haustürschließt und mir vage zunickt, als ob sie sagen wollte:
Gut gemacht, Dawn, schön, dass du endlich Freundinnen hast.
Und ich möchte ihr antworten:
Nein, das sind nicht meine Freundinnen … ich will nicht, dass sie hier sind.
Aber Taylor steht jetzt vor mir und es bleibt mir nichts anderes übrig, als ihr in die Augen zu sehen und die Härte hinter ihrem Lächeln zu erkennen.
    »Na?«, sagt sie. »Lust auf ’n Drink?«

    (walk away
    you empty head)

    Taylor quasselt auf mich ein, als ich sie unwillig nach oben in mein Zimmer führe. »Die Party ist abgeblasen«, erklärt sie mir. »Mels Mum ist nach Hause gekommen, da mussten wir sie absagen. Wir dachten, ist vielleicht besser, wenn wir schnell bei dir vorbeigehen und Bescheid sagen, nicht? Wir hätten dich ja auch angerufen, aber wir haben deine Nummer nicht …«
    Ich hör ihr nicht richtig zu (allerdings genug, um mich zu fragen, wieso sie plötzlich wieder behauptet, die Party sollte bei Mel stattfinden und nicht bei ihr). In mir macht sich nur so ein Gemisch aus Befremden, Verwirrung und ungewollter Neugier breit, dass mir der Magen flattert. Ich
will
nicht neugierig sein, wieso sie hier sind. Ich will
gar
nichts sein. Ich will nur, dass sie verschwinden.
Bitte
, möchte ich sagen,
verschwindet aus meinem Zuhause, lasst mich in Ruhe. Ich will nicht, dass ihr hier seid.
    Aber ich hab nicht den Mut.
    Stattdessen öffne ich, während Taylor weiterquasselt – »… und weil wir sowieso gerade in der Gegend waren, dachten wir, wir können doch genauso gut was zu trinken mitbringen … verstehst du, ist doch ’ne Schande, das Zeug vergammeln zu lassen …« –, die Tür und die beiden folgen mir ins Zimmer.
    Jesus und Mary trippeln hinter ihnen her und springen aufs Bett.
    Auf dem PC läuft noch immer
Head
.
    »Hübsch«, sagt Taylor, während sie sich nach meinen Sachen umschaut.
    »Ja«, stimmt Mel zu.
    Ich weiß nicht, ob sie das wirklich so meinen oder nicht, aber es würde mich nicht überraschen. Denn ich hab echt ein paar hübsche Sachen rumstehen: unter anderm einen Arbico-880-GTX-PC mit 20. 1-Zoll -Flachbildschirm, ein Sony-Vaio-Blu-ray-Notebook, einen hübschen kleinen 1 9-Zoll -Flachbildfernseher, einen 30GB-iPod Touchscreen, ein Samsung-132 0-Handy … echt, ich hab alle möglichen tollen Sachen. (Aber mehr ist es eben auch nicht – einfach nur Sachen. Und in zwanzig Jahren werden sie nicht mal mehr das sein, sondern bloß noch ein Haufen Schrott.)
    Jedenfalls, während sich Taylor und Mel nach meinen Sachen umschauen, seh ich heimlich sie an und hab fast aufgehört, mich zu fragen, was sie hier machen. Sie sind da, fertig. Im Moment hab ich damit genug zu tun. Also schau ich sie irgendwie einfach bloß an, verstehst du? Ihre Gesichter, ihre Augen, was sie anhaben …
    Mit Klamotten kenn ich mich nicht so aus (sind bloß Klamotten für mich, irgendwas, um meine Plumpheit zu verdecken), aber soweit ich seh, tragen Taylor und Mel noch das Gleiche wie heute Nachmittag. Kurze, enge Sachen, die ihre weiblichen Kurven zur Schau stellen. Und als ich sie betrachte, muss ich peinlicherweise an die Eva-Bilder in meiner
Illustrierten Kinderbibel
denken (obwohl ich sehr bezweifle, dass

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