Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
Taylor und Mel jemals einen Apfel zum Verführen verwendet haben).
    Der Gedanke an Eva erinnert mich plötzlich an etwas anderes, und als sich Taylor, ohne zu fragen, auf meine Bettkante setzt und Mel kommt, um sich danebenzuhocken, schlender ich lässig auf die andere Seite, nehm (genauso lässig) die Bibeln vom Bett und klopf gleichzeitig kurz die Decke glatt, so als ob ich nichts weiter machen würde, verstehst du … ich versuch doch nichts zu
verstecken
. Mir ist auch nichts
peinlich
. Was soll mir denn peinlich sein? Mir? Peinlich? Nein, ich mach nur … du weißt schon, ich mach nur ein bisschen Ordnung.
    »Hast du
die
heute Nachmittag gekauft?«, fragt Mel, als sie die Bibeln in meiner Hand sieht.
    »Äh, ja …«, sag ich schulterzuckend. »Hat aber nichts weiter zu sagen … ist nur für so ’n Schulprojekt.«
    »Schulprojekt? Was denn für eins?«
    »Reli«, erklär ich ihr, während ich die Bibeln in der Nachttischschublade verstau.
    »Scheiß Reli«, sagt Taylor. »Scheiß Zeitvergeudung.« Sie holt eine Schachtel Zigaretten aus ihrer Tasche und sieht mich an. »Ist das okay, wenn ich rauche?«
    »Von mir aus kannst du dich auch selber anstecken«, sag ich.
    Es ist dämlich, das zu sagen – nicht mal besonders lustig –, und Taylor reagiert auch nicht, sie zündet sich einfach die Zigarette an, greift in die Tüte zu ihren Füßen und zieht eine halbe Flasche Wodka raus. Sie schraubt den Verschluss auf, nimmt einen Schluck und bietet dann mir die Flasche an.
    »Willst du auch was?«
    »Nein, danke.«
    »Wieso nicht?«
    Ich zuck nur mit den Schultern.
    Sie nimmt die Tüte hoch. »Ich hab auch
WKD Blue
dabei, wenn du den lieber magst –«
    »Nein, schon gut«, sag ich. »Ich will nichts, danke.«
    »Sei nicht albern«, antwortet sie und wedelt mit der Wodkaflasche in meine Richtung. »Komm schon, nimm ’nen Schluck … bringt dich schon nicht um.«
    Ich schüttel den Kopf. »Nein, echt …«
    Sie guckt mich schräg an. »Verdammt, was ist los –?«
    »Sie hat gesagt, sie will keinen«, unterbricht Mel Taylor und schnappt sich die Flasche aus ihrer Hand. »Wenn sie keinen will, dann will sie eben nicht. Klar?« Sie starrt Taylor einen Moment an, dann – nachdem sie kurz zu mir rübergegrinst hat – nimmt sie einen kräftigen Schluck aus der Flasche.
    Taylor schüttelt den Kopf, verwirrt, als ob sie noch nie jemanden erlebt hat, der was zu trinken ablehnt. Sie zieht an ihrer Zigarette und bläst den Rauch aus. Jesus, der neben ihrsitzt, schnuppert, blinzelt, hebt den Kopf und niest. Mary sieht ihn erschrocken an. Mel lacht. Taylor klemmt die Zigarette zwischen die Lippen und reibt ihm zum Spaß mit beiden Händen die Schnauze.
    Jesus wedelt mit dem Schwanz.
    Ich geh rüber zu meinem Computertisch, kipp einen Becher mit Stiften aus und reich ihn Taylor als Aschenbecher.
    Sie lächelt mich mit schmalen Lippen an. »Ich wette, deine Mum würd nicht Nein sagen zu einem Drink?«
    Ich geh zum Fenster und öffne es einen Spalt, um den Zigarettenqualm rauszulassen.
    »Die mag bestimmt auch ’n bisschen Gras, stimmt’s?«, fährt Taylor fort. »Hab ich an ihrer Kleidung gerochen.«
    »Ja und?«, sag ich wieder mit einem Schulterzucken.
    Auch sie zuckt mit den Schultern. »Nichts und … ich mein bloß, sonst nichts.«
    »Du meinst bloß was?«
    »Nichts.« Sie grinst mich einen Moment an, dann schnippt sie ihre Zigarettenasche in den Becher und dreht sich zu Jesus und Mary um.
    »Wie heißen die beiden?«, fragt sie.
    »Was?«
    »Die Hunde – wie sie heißen?«
    Ich erzähl ihr, dass ich sie nach
The Jesus and Mary Chain
genannt hab, dass das meine Lieblingsband ist, bla bla bla, und beide, Taylor und Mel, scheinen das echt lustig zu finden, dass meine Hunde Jesus und Mary heißen. Und das Verrückte ist: Wie sie so drüber kichern und schnauben, merk ich, dass mir ihr Lachen gefällt. Gibt mir ein angenehmes Gefühl.Gibt mir Selbstvertrauen. Als ob ich sie beeindruckt hätte – und aus irgendeinem jämmerlichen Grund gibt mir das einen Kick.
    »Und«, sagt Mel, während sie von Taylor eine Zigarette schnorrt, »ist das, was da gerade läuft – die Musik, mein ich –, sind das diese Jesus-und-Mary-Dingsbums?«
    »Chain«
, antworte ich. »
The Jesus and Mary Chain
, ja …« Ich geh an meinen Schreibtisch und dreh die Lautstärke vom PC hoch. Der Sound von
Head
kreischt und heult aus den Lautsprechern.

    (i think you’re crawling up my spine
    i think you’re crawling up my spine
    hey hey hey
    hey hey

Weitere Kostenlose Bücher