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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Kapuze, erhasche einen kurzen Blick auf ein Stück vergilbte Haut, ein dunkles Blitzen verzweifelter Augen – und dann, ohne ein Wort, ist er fort.

    Dad kam in der Nacht nicht nach Hause und in der nächsten Nacht auch nicht. Mum war nicht besonders besorgt. Es war nicht das erste Mal, dass er für ein paar Tage verschwand, und er war bisher immer wiedergekommen. Er war irgendwo unterwegs, um sich volllaufen zu lassen, das war alles. Volllaufen lassen, Rausch ausschlafen, volllaufen lassen, Rausch ausschlafen …
    Er würde zurückkommen, wenn ihm das Geld ausging.
    Aber aus zwei Tagen wurden drei Tage.
    Und aus drei Tagen vier.
    Da fing Mum an, sich Sorgen zu machen.
    Sie rief alle seine Freunde (oder »sogenannten Freunde«, wie sie sie beharrlich nennt) an, aber keiner schien ihn in letzter Zeit gesehen zu haben. Und weil die meisten, die er kannte, genauso durch den Wind waren wie er, konnte sich auch kaum einer dran erinnern, wann und wo er ihn zuletzt gesehen hatte. Und selbst wenn sie sich erinnerten, waren diese Junkies dermaßen paranoid, dass es gar keinen Sinn hatte, sie
irgendwas
zu fragen. Ich meine, solche Leute lügen sogar, wenn du sie fragst, welchen Tag wir haben. Und dann waren da noch die andern Typen, mit denen Dad manchmal rumhing – die
richtig
miesen Typen: Drogenhändler, Dealer, Diebe, Gangster, Verbrecher. Leute, die überhaupt nichts rauslassen.
    Mum versuchte es bei allen. Niemand wusste, wo Dad war. Niemand wusste überhaupt irgendwas.
    Mum versuchte es im Krankenhaus … nichts.
    Sie ging los und suchte ihn – klapperte die Stadt ab, ging in sämtliche Clubs, sämtliche Pubs, sämtliche Bars, zeigte den Leuten Dads Foto, sprach mit den Bedienungen, den Türstehern und jedem andern, der ihr zuhörte …
    Nichts.
    Viele
kannten
Dad – sie wussten, wer er war, sie erinnerten sich, ihn gesehen zu haben … aber nicht in letzter Zeit. Nicht in der letzten Woche oder so.
    Dad, so schien es, war einfach verschwunden.
    Und so ging Mum schließlich – gegen alle Instinkte – zurPolizei und meldete ihn als vermisst. Ich kam natürlich mit und war überrascht, dass uns die Polizei wirklich ernst nahm. Sie trugen Dads Personalien in ein spezielles Formblatt ein, dazu eine vollständige Beschreibung seines Aussehens, besondere Umstände, die zu seinem Verschwinden geführt hatten (nach Mums Aussage keine), und seinen gegenwärtigen geistigen Zustand (Alkoholiker). Sie fragten auch nach einem aktuellen Foto, aber Mum hatte vergessen, eins mitzubringen. Da meinten sie, das wäre gar kein Problem, sie würden vorbeikommen und es abholen, am besten dann, wenn sie sowieso da wären, um unser Haus zu durchsuchen.
    »Haus durchsuchen?«, fragte Mum überrascht. »Wieso wollen Sie unser Haus durchsuchen?«
    »Reine Routine, Mrs Bundy«, erklärte der Polizeibeamte. »Sie wären überrascht, wie viele sogenannte vermisste Personen sich gesund und munter zu Hause befinden.«
    »Aber er
ist
nicht zu Hause«, sagte Mum. »Ich weiß, dass er nicht –«
    »Das ist mir klar, Mrs Bundy«, erwiderte der Beamte. »Aber wie schon gesagt – das ist Routine.«
    »Klar …«, sagte Mum zögernd. »Und wann wollen Sie dann vorbeikommen?«
    »Je früher, desto besser. Wie wär’s gleich morgen früh?«

    Ich hab seitdem eine Menge gelernt. Zum Beispiel weiß ich inzwischen, wenn jemand als vermisst gemeldet wird und die Person erwachsen ist, muss die Polizei, falls sie den Mann (oder die Frau) irgendwann findet, er (oder sie) aber nicht will, dass der Aufenthaltsort bekannt wird, diesem Wunschnachkommen – d. h. wenn du als Erwachsener von zu Hause wegläufst, kann dich keiner zwingen, wieder zurückzugehen. Ich hab auch gelernt, dass die Polizei zwar
jede
Vermisstenmeldung ernst nimmt, aber manche eben doch ernster als andere. Bei Kindern zum Beispiel, vor allem bei kleinen Kindern. Was ja auch in Ordnung ist. Aber irgendwie bedeutet das, wenn dein Dad vermisst wird und es gibt nicht sonderlich viel Gutes über ihn zu sagen – d. h. wenn er ein Trinker und ein Exjunkie ist oder schon eine Latte Gefängnisstrafen auf dem Buckel hat –, tja, dann sucht die Polizei eben nicht ganz so gründlich nach ihm. Ich meine, die setzen dann sicher keinen Sherlock Holmes auf den Fall an, oder?
    Nein.
    Sie tun überhaupt nicht besonders viel.
    Was anderes, das ich gelernt hab, ist, dass Mum viel mehr über Dads zwielichtige Geschäfte wusste, als ich mir vorgestellt hatte. Deshalb war sie auch so nervös, als sie hörte,

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