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Killing God

Killing God

Titel: Killing God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Drossel reingepickt) und der untere Teil vom
D
fehlt, also
könnte
es auch ein
B
sein … aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es kein
B
ist.
    »Hä?«, hör ich mich sagen.
    Ich geh in die Hocke, um mir das Ganze genauer anzuschauen. Und ja, es sind eindeutig die Schneckenhäuser, auf die ich im letzten Sommer Buchstaben gemalt hab (ich erkenn den Pinselstrich). Und ja, das
D
ist eindeutig ein
D
. Und … hä? Was machen die hier? Wie sind die hierher gekommen? Wo waren sie die ganze Zeit? Wieso liegen sie heute auf einmal hier?
    Verdammt, was geht hier vor?
    ODG
?
    Ist das eine Nachricht?
    Oh. De. Ge.
    Von wem?
    Odege.
    Ich hock mich auf den rissigen Betonweg, der Wind weht mir kalt in den Nacken und das Einzige, was ich jetzt noch im Kopf hab, sind diese drei verblassten Buchstaben –
ODG
– und die sechs Möglichkeiten, in denen man sie kombinieren kann:
ODG
,
DGO
,
GDO
,
DOG
,
OGD
und
GOD
.
    Die letzte –
GOD
– ist natürlich die unheimlichste. Über die will ich gar nicht erst nachdenken. Ich will mir nicht vorstellen, dass Gott mir vielleicht eine Nachricht schickt … dasser womöglich weiß, ich will ihn umbringen, und vielleicht seine Allmacht nutzt, um mir eine göttliche Warnung zu schicken, ein Zeichen von oben …
    Nein, ich will darüber nicht nachdenken.
    Deshalb denk ich stattdessen über die andern Kombinationen nach.
    DGO
,
GDO
und
OGD
sagen mir (glaub ich) gar nichts.
    ODG
(überleg ich) ist ein Teil von Spl
ODG
e, was bedeuten
könnte
, dass er hier gewesen ist (wann?), seinen Namen aus meinen bemalten Schneckenhäusern zusammengesetzt hat (wieso?) und das
S
, das
P
, das
L
und das
E
verloren gegangen sind (wie?) …
    Und
DOG
…? Ich denk an meine Hunde und frag mich, ob die Schneckenhäuser was mit ihnen zu tun haben könnten. Mit steifen Beinen steh ich auf und ruf nach ihnen. »Kommt her! Hey! Jebus … Mary! HIERHER!«
    Sie ignorieren mich.
    Ich mach mit den Händen einen Trichter, halt ihn mir vor den Mund und ruf noch mal, diesmal viel lauter.
»JEBUS! MARY! LOS, KOMMT JETZT! HIERHER! SOFORT!«
    Das hilft. Sie unterbrechen ihr windverrücktes Gerenne, jagen beide auf mich zu und wirken ein bisschen ängstlich – Kopf nach unten, kleinlaut mit dem Schwanz wedelnd –, doch sobald ich wieder mit ihnen spreche – »braves Mädchen, braver Junge« –, gehen die Köpfe hoch und sie wissen, dass ich nicht sauer bin.
    »Was ist das?«, frag ich sie locker, geh zurück in die Hocke und zeig auf die Schneckenhäuser. »Na los, kommt schon, schaut sie euch an …«
    Jesus ist mutiger als Mary, also kommt er zuerst – schleicht sich quasi auf Zehenspitzen zu den Schneckenhäusern, reckt den Hals vor, schnuppert versuchsweise … und kurz darauf, nachdem ihm nichts passiert ist, kommt auch Mary und schnuppert. Und ich seh an der Vorsicht und dem mangelnden Schuldbewusstsein, dass die Schneckenhäuser nichts mit ihnen zu tun haben. Nein, Jesus und Mary haben sie nicht (aus irgendeinem geheimen Hundeversteck) ausgegraben und für mich auf den Weg gelegt. Sie haben nicht versucht, meinem Hirn einen Streich zu spielen, indem sie das Wort
DOG
auf dem Weg falsch buchstabieren.
    Und ich schäm mich ein bisschen (und komm mir dämlich vor), dass ich es überhaupt für möglich gehalten hab.
    Also streck ich, um mich wieder besser zu fühlen, den Arm aus und kraul Mary den Kopf, aber sie schnuppert so konzentriert an den Schneckenhäusern, dass die plötzliche Berührung sie erschrocken wegspringen lässt. Und als sie zur Seite fortjagt, erwischt sie eins von den Dingern und zertritt es auf dem Beton, und mit dem Hinterlauf stößt sie an die andern beiden, die kullernd wegrollen. Jetzt gibt es nur noch zwei Schneckenhäuser und statt
ODG
steht plötzlich
GO
da.
    Na gut, dann geh ich eben.

    Ich glaub nicht
wirklich
, dass Splodge irgendwas mit den Schneckenhäusern zu tun hat, aber ein Teil von mir will es unbedingt wissen (und ich wollte ohnehin raus, deshalb ist es nicht so, als würde ich extra zu ihm gehen). Als ich die Straße runter zu seinem Haus geh, den iPod an und Jesus und Mary zu meinen Füßen, seh ich, wie der blaue Lieferwagen mit derAufschrift
Marthings Möbel
vom Gehweg rollt und Richtung Whipton Lane fährt. Der Motor keucht, stottert und spuckt eine Fahne schwarzen Rauch aus dem Auspuff. Ich schau ihm einen Moment hinterher und erinner mich, wie sich Splodge gestern für den Wagen interessiert hat. Und für einen paranoiden Augenblick merk ich, wie ich mich selbst frag, ob

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