Killing time
trotzdem nicht, wie sie reagieren würde.
»Jim, was gibt es?«, fragte Bernie.
Na, zumindest nannte sie ihn noch Jim und nicht Captain Norton. »Derek Lawrence faxt mir das Täterprofil, und ich dachte, Sie wollen vielleicht rüberkommen und es sich mit mir zusammen ansehen.«
»Ich bin in fünf Minuten drüben. Setzen Sie schon mal frischen Kaffee auf.«
»Mach ich sofort. Bis gleich.« Als sie auflegte, lächelte er. Sie klang ganz wie die Alte, weder wütend noch verletzt. Aber bilde dir bloß nicht ein, zwischen euch zweien könnte es wieder so werden wie vor dem Robyn-Zwischenfall, warnte er sich selbst. Du musst ihr Vertrauen ebenso wieder neu gewinnen wie das von Kevin.
Ron und John arbeiteten heute beide an anderen Fällen und waren unterwegs, also ging Jim davon aus, niemanden anzutreffen, als er in die Zentrale ging. Stattdessen fand er dort Robyn vor, die in einer hautengen Jeans, einem engen Top und Sandalen dastand. Sie lächelte ihn an, als wollte sie ihn bitten, sich wieder mit ihr zu vertragen.
»Was machst du hier?«, fragte er sie auf dem Weg zur Kaffeemaschine.
»Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen. Noch mal.«
»Das ist nicht nötig.« Er nahm die fast leere Kanne und ging damit in das Bad nebenan.
»Ich habe heute Morgen bei meinen Eltern mit Kevin geredet«, sagte Robyn. »Und ich habe ihm gesagt, dass das, was am Samstag zwischen uns vorgefallen ist, ganz allein meine Schuld war.«
Jim schüttete die schwarze Brühe ins Waschbecken und spülte erst die Kanne, dann das Waschbecken aus. »Das brauchtest du nicht zu tun.«
»O doch, das
musste
ich tun. Ich hatte Weisung von Mom, alles zu tun, was ich kann, um das zwischen Kevin und dir zu bereinigen.«
»Und? Hat es was genützt?« Jim ließ frisches Wasser in die Kanne und trug sie zurück zur Kaffeemaschine.
»Ich glaube schon. Na ja, vielleicht. Ein bisschen.«
»Danke.« Jim steckte einen neuen Filter in die Maschine, füllte gemahlenen Kaffee hinein und schüttete dann das Wasser in den Behälter.
»Darf ich dich mal etwas fragen?«
»Kommt drauf an.« Jim drehte sich um und sah Robyn an.
»Hast du deine Exfrau verlassen oder sie dich?«
»Ich habe sie verlassen.«
»Und du hast die Scheidung eingereicht?«
»Ja, warum fragst du?«
»Weil ich wette, du hättest sie nicht verlassen und die Scheidung nicht eingereicht, ohne einen sehr guten Grund dafür zu haben. Stimmt’s?«
Jim kniff die Augen zusammen. »Worauf willst du hinaus?«
»Ich will darauf hinaus, dass dein Sohn dir die Schuld für die Scheidung gibt. Er denkt, es war ganz allein dein Fehler. Und wenn das nicht stimmt, warum hast du es ihm dann nie gesagt?«
»Weil ich nicht schlecht über seine Mutter reden werde. Sie ist seine Mom, und er liebt sie.«
Robyn schüttelte lächelnd den Kopf. »Jim Norton, du bist wahrhaftig ein guter Mensch. Viel zu gut für Frauen wie mich.« Sie kam zu ihm und küsste ihn auf die Wange.
Natürlich wählte Bernie genau diesen Moment, um in die Zentrale zu kommen – früher als angekündigt. Als sie sah, wie Robyn Jim küsste, blieb sie abrupt in der Tür stehen.
»Entschuldigt. Ich wollte nicht …«
»Es ist nicht so, wie du denkst.« Robyn drehte sich zu ihrer Schwester um und lächelte Bernie an. »Diesmal nicht.« Dann sah sie zu Jim und seufzte. »Solltest du dich je zwischen uns beiden umentscheiden, ruf mich an.«
Jim antwortete nicht. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, Bernie anzusehen, die sich alle Mühe gab, nichts von ihren Gedanken preiszugeben. Sie lächelte nicht, aber er konnte nicht sagen, ob sie wütend, enttäuscht, besorgt oder was auch immer war.
»Wir sehen uns nachher, Schwesterherz«, sagte Robyn, als sie zur Tür ging.
»Ja, nachher.« Bernie sprach mit ihrer Schwester, sah jedoch Jim an.
Sobald Robyn fort war, schloss Bernie die Tür zur Zentrale.
»Ist das Fax von Derek Lawrence schon da?«, fragte sie.
»Nein, noch nicht, aber es müsste jeden Moment kommen.« Jim nickte Richtung Kaffeemaschine. »Er läuft noch durch. Gehen Sie doch ruhig schon in mein Büro, und ich bringe uns jedem eine Tasse mit, wenn er fertig ist.«
Ein Telefon läutete zweimal, dann sprang das Faxgerät an und begann, eine Nachricht zu drucken.
»Sie bringen den Kaffee«, sagte Bernie, »und ich das Fax.«
Jim nickte. »Bernie?«
Sie war auf dem Weg zum Faxgerät, das zwischen Johns und Rons Schreibtisch stand, und blieb mit dem Rücken zu Jim stehen. »Hmm …?«
»Was Robyn und
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