Killing time
zögerte er eine geschlagene Minute, ehe er seinen Sohn ansah. Kevin hob den zappelnden Hund von seinem Schoß und stellte ihn ins Gras.
»Deiner Mutter geht es den Umständen entsprechend«, sagte Jim. »Leider verträgt sie die Behandlung nicht besonders gut. Ihr ist sehr oft übel, und sie möchte nicht, dass du sie so siehst.«
»Das verstehe ich nicht.« Kevin sah Jim flehend an. »Ende nächster Woche fängt die Schule an, und dann muss ich nach Hause und …«
»Wäre es denn so schlimm, wenn du noch ein bisschen länger in Adams Landing bleibst und vielleicht erst mal hier in die Schule gehst?« Jim streckte eine Hand nach Kevin aus.
Bernie stiegen Tränen des Mitgefühls für Vater und Sohn in die Augen.
»Ich kann nicht hier bei dir bleiben.« Kevin sprang auf und schüttete sich dabei Limonade über seine Shorts und die nackten Beine. »Ich muss nach Hause. Mom braucht mich. Sie will, dass ich bei ihr bin.«
Dann warf er achtlos sein Glas auf die Erde und rannte ins Haus.
»Was hat Allen Clark gesagt?«, fragte Bernie.
»Genau das, was ich Kevin gerade erzählt habe. Mary Lee geht es mit der Chemotherapie sehr schlecht, deshalb möchte sie, dass Kevin bei mir bleibt.«
»Für wie lange?«
»Das steht noch nicht fest.«
»Oh, Jim.«
»Ich kann ihm nicht sagen, dass seine Mutter ihn nicht bei sich haben will. Wie soll ich ihm erklären, dass sie sich nicht mit einem Teenager belasten will, während sie gegen den Krebs kämpft? Das könnte er nicht verstehen.«
Jim stand auf und ging weiter in den Garten.
Bernie folgte ihm, holte ihn ein und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Er war spürbar angespannt. »Was mache ich nur?«
»Sie müssen vor allem rücksichtsvoll ehrlich zu Kevin sein. Er ist wütend und verletzt, und vielleicht lässt er es an Ihnen aus. Aber Sie lieben ihn, deshalb werden Sie ihn unterstützen und für ihn da sein. Und ich werde alles tun, was ich kann, um Ihnen zu helfen.«
Jim wandte sich um und sah Bernie für einen Sekundenbruchteil an. Dann nahm er sie in die Arme und küsste sie. Weil es so unerwartet kam, erstarrte Bernie kurz, doch in dem Augenblick, als sie seine Zunge auf ihren Lippen fühlte, öffnete sie den Mund und erwiderte seinen Kuss mit all der Leidenschaft, die sich schon so lange in ihr aufgestaut hatte.
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20
A n diesem heißen Sommerabend kniete Matthew Donaldson vor dem Altar in seiner Kirche – allein. Nur er und sein Gott. Schuld und Reue machten ihm das Herz schwer, und er betete um Vergebung. Mehr als alles andere wünschte er sich, dem Herrn zu dienen, hier in Adams Landing. In seiner Kirche. In seiner Gemeinde.
Nachdem er in zwei anderen Gemeinden, in Georgia und in North Carolina, als Pfarrassistent gearbeitet hatte, war er ungemein stolz gewesen, als er hier seine eigene Gemeinde bekam. Er war der Pfarrer, zu dem die Menschen in der Gemeinde aufblickten, den sie um Rat fragten und von dem sie erwarteten, dass er ihnen mit gutem Beispiel voranging. Zum ersten Mal hatte er die Gelegenheit, sich selbst zu beweisen, seine Schwächen zu überwinden und der hingebungsvolle und einflussreiche Jünger des Herrn zu werden, der er immer hatte sein wollen.
Die Hände zum Gebet gefaltet und die Augen gen Himmel gerichtet, flehte er den himmlischen Vater an.
»Vergib mir, lieber Gott. Ich habe schwer gesündigt. Mich hat es nach einer Frau gelüstet – nach einer verheirateten Frau. Ich bin in große Versuchung geraten.«
Und dies war nicht das erste Mal, seit er nach Adams Landing kam, dass ihn der Teufel auf die Probe gestellt hatte, indem er ihn in Versuchung führte. Es hatte ihn all seine Willenskraft gekostet, Robyn Granger zu widerstehen. Sie war eine der schönsten, begehrenswertesten Frauen, die er je gesehen hatte. Und wäre sie eine andere Sorte Frau, hätte er sich womöglich auf eine keusche Beziehung mit ihr eingelassen und sie vielleicht sogar zur Ehefrau genommen. Aber Robyn eignete sich nicht zur Pfarrersfrau. Allerdings hielt ihn diese Tatsache nicht davon ab, sie trotzdem auf die sündigste Weise zu begehren.
Robyn war schuld daran, dass er heute Abend, als er Glenda Millers Schwiegertochter ins Gewissen reden wollte, beinahe ihrem Körper und ihrer Verführung erlegen wäre. Seit endlosen Tagen und Nächten quälte ihn sein Verlangen nach Robyn. Es quälte ihn so sehr, dass er fast den Verstand verlor.
»Hilf mir, gnädiger Gott. Ich bin ein Sünder. Ich habe schlechte Gedanken und furchtbare Dinge getan. Aber du
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