Killing time
Flittchen gewesen, eine dickköpfige, dumme Hure.
Er hatte sich die schlimmsten Vorwürfe gemacht, weil er Abby auserwählt hatte. Sie war die Erste gewesen, die sich Tag für Tag gegen ihn auflehnte und sich keine Sekunde der Tatsache fügte, dass er ihr Herr und Meister war. Er wusste, dass er die nächste Frau mit mehr Bedacht aussuchen sollte, denn sie könnte die letzte hier im Nordosten Alabamas sein, bevor er gezwungen war, weiterzuziehen. Seine nächste Wahl würde ihm noch eine Chance eröffnen, seine vollkommene Gefährtin zu finden. Sie könnte ihm vielleicht ebenso viel bedeuten wie einst Heather.
Irgendwo da draußen gab es sie, und sie wartete nur auf ihn. Eine junge, liebreizende, brünette Schönheit. Eine Frau, die von vielen Männern begehrt wurde. Vielleicht befand sie sich sogar heute hier, unter den Trauergästen.
Von der Leighton-Schule aus fuhr Jim direkt zum Flughafen, um die Abendmaschine zu nehmen. Den größten Teil des Nachmittags hatte er damit verbracht, mit dem Schulleiter zu sprechen, einem verkniffenen kleinen Mann namens Alistair Dueitt, der sich erst bereit erklärte, Jim überhaupt zu empfangen, nachdem Hal Shepard interveniert hatte.
Nein, er würde die Namen ehemaliger Leighton-Schüler auf keinen Fall preisgeben, hatte Dr. Dueitt indigniert verkündet. Das verstieß gegen die Schulpolitik. Und nein, er würde Jim unter keinen Umständen in die Jahrbücher sehen lassen, in keines. Wenn die Stevens-Familie es vorzog, Jim nicht deren Exemplare einsehen zu lassen, dann fühle sich die Schule erst recht nicht dazu befugt.
Jim hatte so gut wie nichts erreicht. Bis auf eines. Er hatte eine interessante Information erhalten, die nicht einmal in den Polizeiakten erwähnt worden war. Heather Stevens und Shannon Elmore hatten derselben, versnobten Clique von brünetten Teenagern angehört, die sich
Zobel-Mädchen
nannten. Und Jim würde seine Pension darauf verwetten, dass Sara Hayes und Courtney Pettus ebenfalls Mitglieder in diesem exklusiven kleinen Club gewesen waren. Aber er konnte nicht von Stadt zu Stadt, von Bundesstaat zu Bundesstaat reisen, Leute befragen und Nachforschungen über die früheren Opfer anstellen. Er arbeitete außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs und war überhaupt nicht autorisiert, in diesen Fällen zu ermitteln. Was er brauchte, war ein Privatdetektiv. Und wie es das Schicksal wollte, kannte er zufällig auch einen sehr guten.
Noch vom belebten Flughafen aus, während er auf seine Maschine wartete, rief er Griffin Powell an. Er hoffte, sein alter Freund würde sich noch einmal bereitfinden, auf Pro-Bono-Basis für ihn zu arbeiten. Denn weder Jim noch Adams County konnten sich das Honorar leisten, das die Powell Agency für ihre Dienste verlangte.
»Was gibt’s, Jim?«, fragte sein früherer Teampartner und Mitbewohner von der Uni Texas.
»Ich muss dich noch einmal um einen Gefallen bitten. Um noch ein Gratisgeschenk.«
»Hat es was mit dem
Heimlichen Bewunderer
zu tun?«
»Liest du die Zeitung aus Huntsville, oder ist es schon bis Knoxville durchgedrungen, was bei uns passiert?«
»Sagen wir, ich halte mich gern auf dem Laufenden. Also, was brauchst du?«
»Ich möchte, dass du es als persönlichen Gefallen betrachtest«, sagte Jim. »Nicht das Sheriff-Büro engagiert dich, sondern ich. Und wie es um meine finanziellen Möglichkeiten bestellt ist, weißt du ja.«
Griffin lachte. »Wie du schon sagtest, es wird ein Gratisgeschenk.«
»Okay, danke. Zunächst mal brauche ich eine Liste der Schüler, die zur selben Zeit an der Leighton-Schule in Greenville, South Carolina, waren wie eine junge Frau namens Heather Stevens. Sie machte vor elf Jahren ihren Abschluss.«
»Schick mir alle Informationen, die du hast, und ich lege sofort los.«
»Ich brauche außerdem ein Jahrbuch aus der Zeit, möglichst das aus ihrem ersten und das aus ihrem zweiten Jahr.«
»Okay.«
»Ach ja, und dann wäre da noch was.«
»Du hast nur noch einen Wunsch frei.«
Jim stöhnte. »Schon gut. Ich muss wissen, warum ein Mädchen namens Courtney Pettus die Leighton am Ende ihres ersten Jahres verließ.«
Als Jim zu Hause ankam, wartete dort Bernie auf ihn. Kevin, der ebenfalls vorgehabt hatte, auf ihn zu warten, schlief auf dem Sofa, den zusammengerollten Boomer zu seinen Füßen. Bernie öffnete ihm die Tür. Sie trug ausgeblichene Jeans und ein T-Shirt, das schon bessere Tage gesehen hatte. Obwohl ihr Haar zerzaust war und sie keinerlei Make-up trug, sah
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