Killing time
sie besser aus, als es irgendeine Frau um diese nachtschlafende Zeit rechtmäßig durfte. Jims Flieger war vor einer Dreiviertelstunde gelandet, und auf der Fahrt von Huntsville hierher hatte er so ziemlich jede Geschwindigkeitsbegrenzung weit übertreten. Warum? Weil er wusste, dass Bernie auf ihn wartete.
»Du siehst erschöpft aus«, sagte sie.
Er ließ seine schwarze Reisetasche auf den Boden fallen und nahm Bernie in die Arme. Sie riss überrascht die Augen auf.
»Hast du was getrunken?«, fragte sie.
»Ich trinke nicht, wenn ich fahre«, erklärte er knapp, vergrub das Gesicht an ihrer Schulter und küsste ihren Hals.
Sie wurde unruhig. »Was ist denn mit dir?«
»Keine Panik, Sheriff.« Er hob den Kopf und ließ sie los. Warum war sie so verklemmt? Warum zuckte sie jedes Mal zusammen, wenn er sie berührte? »Ich werde dir nicht zu nahe treten.«
»Jim, du bist so seltsam.«
»Dad?« Kevin war aufgewacht, hob den Kopf von der Sofalehne und winkte seinem Vater zu. Boomer sprang schwanzwedelnd auf und starrte Jim an.
»Ja, ich bin’s. Ich bin wieder zu Hause.«
»Ich habe versucht, wach zu bleiben«, sagte Kevin.
»Das musstest du nicht. Geh ruhig ins Bett. Wir sehen uns morgen früh.«
Gähnend stand Kevin auf und trottete schläfrig in sein Zimmer. Boomer tapste hinter ihm her. Sobald Kevin außer Hörweite war, fasste Bernie Jims Arm.
»Wie kommst du darauf, dass ich Angst habe, du könntest mir zu nahe treten?«
»Wie?« Er war zu müde, zu frustriert und vor allem zu scharf für irgendwelche Wortklaubereien.
»Hast du auf dem Flug eine Frau kennengelernt, die dich scharfgemacht hat?«, fragte Bernie. »Bist du deshalb …?«
Er packte sie, zog sie zu sich und sah ihr in die Augen. »Wenn ich auf dem Flug eine Frau kennengelernt hätte, die mich scharfmacht, hätte ich mir ein Hotelzimmer genommen, wäre über Nacht in Huntsville geblieben und hätte sie bis in die Morgenstunden gevögelt.«
Bernie starrte ihn entgeistert und mit offenem Mund an.
»Aber weißt du, was das Lustige ist, Sheriff Granger?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Als ich in den Flieger nach Hause stieg, konnte ich an nichts anderes denken als an dich und Kevin und daran, wie sehr ich mich darauf freue, euch beide zu sehen und zu dir und meinem Sohn nach Hause zu kommen.«
Bernies goldbraune Augen nahmen einen verdächtigen Glanz an.
»Und wenn mein Sohn nicht da hinten in seinem Zimmer läge, würde ich jetzt direkt über dich herfallen, junge Dame, denn ich habe einen höllischen Ständer, und an dem bist du allein schuld.«
»Ich … ich …«
Jim küsste sie leidenschaftlich, wild und lange. Seine Zunge erforschte ihren Mund, und seine Hände streichelten ihren phantastischen Po. Als er den Kuss nach einer guten Minute beendete, waren sie beide außer Atem.
»Ich sollte lieber nach Hause fahren«, sagte Bernie.
»Ja, das solltest du lieber.«
Sie holte ihre Umhängetasche vom Couchtisch und ging zur Haustür. Jim folgte ihr. Nachdem er ihr die Tür geöffnet hatte, drehte sie sich noch einmal zu ihm um.
»Du kannst mir morgen früh über deine Reise nach Greenville Bericht erstatten«, sagte sie.
»Das werde ich tun.«
»Boomer bleibt heute Nacht am besten bei Kevin, dann können die beiden morgen früh zusammen zu meinen Eltern gehen.«
»Okay.«
»Gute Nacht dann.«
»Gute Nacht.« Jim ging mit ihr hinaus auf die Veranda. »Ach, übrigens wollte ich dich für morgen Abend um ein Date bitten. Bist du damit einverstanden?«
»Ja, bin ich.«
Jim küsste sie wieder – diesmal auf beide Wangen, dann auf die Lippen. Als er den Kopf wieder hob, grinste er. »Wir sehen uns morgen, Kleines.«
»Mhm.« Sie drehte sich um und schwebte die Stufen hinunter und über den Weg zu ihrem Jeep.
[home]
25
J im hatte Bernie gefragt, ob es ihr recht sei, bevor er für sie einen Tisch im River’s End reservierte, denn dort war er ja schließlich auch mit Robyn gewesen. Leider war es das einzige etwas feinere Restaurant im weiten Umkreis, sofern sie nicht bis Huntsville fahren wollten. Seit langer Zeit war Jim erstmals wieder in der Situation, dass er eine Frau beeindrucken wollte. Seit langer Zeit? Wem machte er hier etwas vor? Es war eine Ewigkeit her. Genaugenommen hatte er diesen Ehrgeiz zuletzt verspürt, als er jung und wahnsinnig in Mary Lee verliebt gewesen war. Nicht dass er in Bernie verliebt war. Nicht direkt jedenfalls. Er war nicht der Typ, der leichtfertig mit diesem Wort um sich warf. Eigentlich
Weitere Kostenlose Bücher