Killing time
wie konnte das bloß passieren?«
»Robyn?«
»Hör mal, das ist alles ziemlich neu für mich. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich mich in dich verliebe. Der Sex ist atemberaubend und so, aber … oh, verdammt, Raymond, du weißt, dass du eigentlich nicht mein Typ bist, deshalb kam ich überhaupt nicht auf die Idee, unsere Beziehung könnte sich zu mehr entwickeln.«
»Immer mit der Ruhe, Liebes.« Er umfasste ihre Oberarme. »Wir gehen es ganz langsam an. Ich werde versuchen, dich zu nichts zu drängen. Und im Moment bedeutet die Tatsache, dass du halbwegs in mich verliebt bist, schon mehr, als ich mir je zu erträumen wagte.«
Das Essen war köstlich gewesen, der Wein wunderbar und die Kerzenlichtatmosphäre sehr romantisch. Bisher erwies sich dieser Abend für Bernie als der schönste ihres Lebens. Auf dem Weg zum River’s End hatten sie sich vorgenommen, nicht über die Arbeit zu sprechen.
»Nur persönliche Themen«, hatte Jim gesagt.
Also hatten sie während des Essens Anekdoten aus ihrer Kindheit ausgetauscht, gruselige Erinnerungen an ihre schlimmsten Verabredungen und sogar über ihre gescheiterten Ehen gesprochen, wenn auch weniger ausführlich. Dabei stellte sich heraus, dass sie beide von ihren Partnern betrogen worden waren. Jim und Bernie hatten dieselbe Einstellung, was Treue und Vertrauen in der Ehe betraf.
»Möchtest du tanzen, bevor wir das Dessert bestellen?«, fragte Jim.
»Ja, ich würde sehr gern mit dir tanzen.«
Jeder Vorwand war ihr recht, um in Jims Armen zu sein.
Er stand auf, kam um den Tisch herum und zog ihren Stuhl raus. Dann nahm er ihre Hand und führte Bernie auf die Tanzfläche. Das Restaurant hatte keine Band, sondern einen einzelnen Pianisten, dessen Repertoire allerdings so ziemlich jeden alten, romantischen Klassiker enthielt, der jemals komponiert worden war. Als Jim Bernie in seine Arme nahm, stimmte der Pianist gerade eine sentimentale Version von »Someone to Watch over Me« an.
»Weißt du was?«, sagte Bernie.
»Na?«
»Du bist ein guter Tänzer.«
Jim lachte leise.
»Ein guter Tänzer, ein guter Zuhörer, ein guter Freund, ein guter Vater …«
Jim hielt sie ein wenig fester, drückte sie an sich und flüsterte ihr ins Ohr: »Du überschwemmst mich doch bloß mit diesen ganzen Komplimenten, weil du mir später noch an die Wäsche willst.«
Bernie kicherte. »Wie’s aussieht, kann ich dir nichts vormachen. Wie beschämend, dass du mich sofort durchschaust und meine egoistischen Motive erkennst.«
»Nun, ich halte dich nicht für egoistisch, sondern vor allem für eine ganz besondere Frau.«
»Ach ja?«
»Mhm. Und falls du noch irgendwelche Zweifel an meinen egoistischen Motiven hegen solltest …«
Er blieb mitten auf der Tanzfläche stehen, gerade lange genug, um sie noch näher an sich zu ziehen – so nahe, dass sie seine Erektion fühlte.
Bernie verspürte ein Kribbeln, das von oben bis unten durch ihren Körper ging. Und sie hatte das Gefühl, als würde sie ganz fest gedrückt und gleich wieder losgelassen.
»Wie es scheint, haben wir beide dasselbe im Kopf«, sagte sie.
»Fändest du es überstürzt, wenn ich vorschlage, dass wir das Dessert ausfallen lassen und direkt zu mir fahren?«
»Ich brauche eigentlich kein Dessert mehr.«
Jim ließ sie los, nahm ihre Hand und führte sie von der Tanzfläche zu ihrem Tisch zurück. Dann winkte er den Kellner herbei, bat um die Rechnung und bezahlte ihn sofort. Nachdem er dem jungen Mann gesagt hatte, er dürfe das Wechselgeld behalten, eilten Bernie und Jim Hand in Hand aus dem Restaurant. Sobald sie im Jeep saßen, beugte Jim sich über die Mittelkonsole, legte eine Hand in Bernies Nacken und küsste sie.
Nach dem Kuss hob er den Kopf und sah Bernie an. »Ich bin nicht gut, was schöne Worte betrifft, musst du wissen. Vielleicht sage ich nicht immer das Richtige, das, was du hören möchtest. Aber … ich … ähm … für mich wird es nicht bloß Sex sein, für uns. Du bedeutest mir etwas.«
»Und du bedeutest mir etwas«, sagte sie. »Es ist vollkommen in Ordnung, dass du dich nicht auf schöne Worte verstehst. Du weißt doch, wie es heißt – Taten sagen mehr als Worte. Und ich bin eine Frau, die Action mag.«
»Die kannst du von mir haben, mein Schatz. In Hülle und Fülle.« Lieber Gott, wenn das ein Traum ist, lass mich bitte nie mehr aufwachen.
Robyn kam zum zweiten Mal. Sie schrie, erbebte und löste sich vollständig auf. Während die letzten Beben noch durch
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